Superkleber aus wässrigem Hydrogel
Ungewöhnlich starke Klebeverbindungen für Robotik und orthopädische Implantate.
Nach dem Vorbild der enormen Haftkraft von Muscheln wurden bereits viele Klebstoffe entwickelt. Doch diese bionischen Kleber halten meist nur in trockener Umgebung. Eine Forschergruppe am Massachusetts Institute of Technology hat nun einen anderen Ansatz verfolgt. Die Wissenschaftler schufen ein wässriges Hydrogel, das selbst auf glatten Flächen eine rekordverdächtige Haftkraft zeigt. Diese neue Klebetechnik könnte in der Robotik Anwendung finden und die Lebensdauern orthopädischer Prothesen verlängern.
Abb.: Ein flexibles und transparentes Hydrogel haftet auf glatten Metallflachen so stark, dass es sich nur mit Mühe ablösen lässt. (Bild: F. Frankel, MIT)
Xuanhe Zhao und seine Kollegen beschichteten für ihre Klebetechnik glatte Oberflächen aus Glas, Silizium, Titan und Aluminium mit einer dünnen Lage aus funktionellem Silan (Trimethoxysilylpropylmethacrylat). Danach verstärkten sie eine flexible und transparente Kunststoffschicht aus Polyacrylamid durch die Zugabe von Salzen der Alginsäure. Diese Alginate bauten im Kunststoff ein Netzwerk reversibler Bindungen auf. So entstand ein flexibles Hydrogel, dass die Forscher auf die verschiedenen Flächen legten und dabei kovalente Bindungen zur der Silan-Beschichtung aufbaute.
Um die Haftkraft dieses Hydrogel zu bestimmen, pellten es die Forscher mit einer messbaren Zugspannung wieder ab. Dabei ergaben sich sehr hohe Werte von bis zu 1500 Joule pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Die stark belastbaren Verbindungen von Sehnen und Knorpel im menschlichen Bewegungsapparat erreichen Werte von etwa 800 J/m2. Selbst in Wasser verschlechterte sich die Haftung des Hydrogels nur wenig und erreichte immer noch etwa 1200 J/m2. Diesen geringen Einfluss erklärten die Forscher mit dem großen Wasseranteil im Hydrogel von etwa neunzig Gewichtsprozent.
Zwei Erklärungen führen Zhao und Kollegen für ihre ungewöhnlich starken Klebeverbindungen an. Zum einen baut das Hydrogel stabile kovalente Bindungen zur Silan-Beschichtung auf. Zum anderen kann die Netzwerkstruktur des Hydrogels dank des engmaschigen Netzwerks aus Polymerketten mit vielen reversiblen Verknüpfungspunkten die unter Zugspannung zu absorbierende mechanische Deformationsenergie sehr gut verteilen. Vergleichende Versuche mit anderen Hydrogelen ohne Alginat-Zusätze waren deutlich weniger stabil und bestätigten die wichtige Rolle der Energie-Dissipation.
Zahlreiche Anwendungen etwa für Robotergelenke und orthopädische Implantate können sich die Forscher nun mit diesen biokompatiblen Hydrogelen, die selbst in feuchter Umgebung sehr gut haften, vorstellen. Da die Hydrogele über die im Wasser gelösten Ionen auch elektrischen Strom leiten, wären sie auch zur Leitung von Steuersignalen oder Daten ergänzter Sensoren geeignet.
Jan Oliver Löfken
Weitere Infos
Weitere Beiträge
RK