11.01.2016

Supraleiter mit variabler Sprungtemperatur

Bei Molybdändisulfid bestimmt die Schichtdicke über den Über­gang in den supra­leitenden Zustand.

Molybdändisulfid ist ein seltsamer Supraleiter. Um elek­trischen Strom ohne Wider­stand leiten zu können, muss das ähnlich wie Graphit geschich­tete Material nicht nur auf unter zwölf Kelvin gekühlt werden. Zusätz­lich benötigt es eine Schalt­spannung, die in einem Aufbau ähnlich wie bei einem Transistor über eine Gate-Elektrode fließen kann. An der Uni Genf unter­suchte nun ein Forscher­team um Alberto Morpurgo, wie sich diese Eigen­schaften bei extrem dünnen Schichten aus Molybdän­di­sulfid verändern. Zu ihrer Über­raschung zeigen Mono­lagen sogar eine signi­fikant tiefere Sprung­temperatur.

Abb.: Mikroskopaufnahme eines supraleitenden Transistors mit extrem dünnen Schichten aus Molybdändisulfid. (Bild: A. F. Morpurgo et al., U. Genf)

Für ihre Versuche schälten Morpurgo und Kollegen ein- und mehr­lagige Schichten aus Molybdän­di­sulfid von einem größeren Material­block mit einem in der Graphen-Forschung etablierten Exfoliations­verfahren ab. An diese Proben hefteten sie Elektroden und erhielten einen transistor­ähnlichen Aufbau. Floss nun ein elek­trischer Strom durch eine Elektrode, wandelten sich die Molybdän­di­sulfid-Schichten von einem Isolator in einen elek­trischen Leiter mit hohen Elektronen­dichten von bis zu 1014 pro Quadrat­zenti­meter. Tief­ge­kühlt auf unter zwölf Kelvin ging das unter Spannung gesetzte Material in den supra­leitenden Zustand über.

Dieses bekannte Verhalten konnten die Forscher bis zu dünnen Schichten aus zwei Lagen Molybdän­di­sulfid bestätigen. Für die nur noch einen Nano­meter dünne Mono­lage jedoch sackte die Sprung­temperatur auf zwei Kelvin ab. Die Ursache dafür konnten Morpurgo und Kollegen noch nicht eindeutig ausmachen. Aber sie gehen davon aus, dass die stärkere Coulomb-Abstoßung der negativ geladenen Elektronen in den ein­lagigen Schicht eine wichtige Rolle bei dem Phänomen spielte. Die bei der Mono­lage deutlich niedrigere relative dielek­trische Konstante – sie beträgt hier 4, im Fest­körper 12 – unter­stützt diese Annahme. Doch auch thermische Fluktu­ationen im zwei­dimen­sionalen Molybdän­di­sulfid könnten einen Einfluss haben.

„Mit seiner Gate-induzierten Supraleitung zeigt Molybdän­di­sulfid, dass eine neue Ära der elektro­nischen Materialen begonnen hat“, sagt Morpurgo. So könnten nun Module mit einer elek­trisch schalt­baren Supra­leitung entwickelt werden. Auch neu­artige Transis­toren auf Basis dieses Effekts sind vor­stell­bar. Der Unter­schied in der Sprung­temperatur zwischen einer Mono­lage und dickeren Schichten ließe sich dabei für zusätz­liche Schalt­varianten nutzen.

Jan Oliver Löfken

RK

Veranstaltung

Vier Kongress-Fokusthemen beleuchten Kernaspekte der Quantenphotonik zur Quantum Photonics 2026

Vier Kongress-Fokusthemen beleuchten Kernaspekte der Quantenphotonik zur Quantum Photonics 2026

Der Fachkongress mit begleitender Ausstellung „Quantum Photonics“ findet vom 5. bis 6. Mai 2026 zum zweiten Mal in der Messe Erfurt statt. Mit dem neuen One-Ticket-Konzept wird die Teilnahme am Event noch einfacher und effektiver.

Anbieter des Monats

SmarAct GmbH

SmarAct GmbH

Mit der Entwicklung und Produktion von marktführenden Lösungen im Bereich hochpräziser Positioniertechnik, Automatisierungslösungen und Metrologie begleitet die SmarAct Group ihre Kunden zuverlässig bei der Realisierung ihrer Ziele.

Meist gelesen

Themen