16.11.2018

Tarnkappe für leuchtende Nanopartikel

Polymermantel macht Körper-Sonden stabiler und biokompatibel.

Die Biomedizin nimmt Nano­partikel zunehmend in den Fokus: Mit entsprechenden Eigen­schaften ausgestattet, könnten sie in der Blutbahn fast jedes Gewebe im mensch­lichen Körper erreichen als die perfekten Körper-Sonden. Seit einigen Jahren ist bekannt, dass die Verteilung der Nanopartikel im Körper wesentlich durch deren Größe und Oberflächen­eigenschaften bestimmt wird. Letztere hat sich Tanmaya Joshi am Institut für Radio­pharma­zeutische Krebs­forschung des HZDR bei den „Upconvertern“ genauer angeschaut: „Diese Nano­partikel sind sehr interessant für die biomedi­zinische Bildgebung“, erläutert der Chemiker. „Sie lassen sich mit Infrarot­strahlung anregen und senden dann intensives blaues, grünes oder rotes Licht aus. Falls es uns gelingt, derartige Nano-Sonden ziel­gerichtet zu erkrankten Geweben zu navigieren, ist das besonders für die Krebs­diagnose von großer Bedeutung“, fügt Photo­chemiker Massimo Sgarzi, hinzu.

Abb.: Nanopartikel im Blut: DIeses Forscherteam entwickelte eine Oberfläche für Nanopartikel, um sie in biologischen Systemen zu stabilisieren. (Bild: O. Killig, HZDR)

Allerdings sind diese Licht­wandler-Partikel nur schlecht oder gar nicht in Wasser löslich – und damit auch nicht in Gewebe­flüssigkeiten. Auch ansonsten lassen ihre Eigen­schaften zu wünschen übrig, sodass an eine diagnos­tische oder thera­peutische Verwendung bislang nicht zu denken war. Für das Team war dieses Hindernis ein Ansporn: „Mit einer speziellen Mischung von Polymeren ist es uns gelungen, die Partikel komplett zu ummanteln“, sagt Joshi. Die Schutz­hülle macht die Licht­wandler-Nanopartikel biokom­patibel: „Die Upconverter werden dadurch wasser­löslich, und sie besitzen eine neutrale Oberflächen­ladung. Unsere Unter­suchungen haben ergeben, dass sie kaum an körper­eigene Substanzen in Blutserum binden. Mit anderen Worten: Die Nanopartikel scheinen unter einer Tarnkappe zu stecken. Wir gehen davon aus, dass sie dadurch auch nicht von den Fresszellen des Immun­systems erkannt und eli­miniert werden“, beschreibt Biologe Kristof Zarschler.

Um die neuen Nano-Sonden auch in einer komplexen biolo­gischen Umgebung wochenlang stabil zu halten, vernetzen die Wissen­schaftler die Komponenten der Schutzhülle photo­chemisch miteinander: „Wir haben unsere Nano­partikel ganz einfach mit UV-Licht bestrahlt. Dadurch bilden sich zusätzliche Bindungen zwischen den Bausteinen der Hülle aus – wir haben sozusagen die Einzelteile der Tarnkappe mithilfe von Licht mit­einander vernäht“, erklärt Doktorandin Anne Nsubuga: „Unter dieser Hülle, die nur wenige Nanometer dünn ist, kann man womöglich sogar weitere Substanzen verstecken, Krebs­medikamente beispielsweise. Sie könnten von den Nano­partikeln gezielt in einem Tumor frei­gesetzt werden und ihn dann zerstören.“

In einem nächsten Schritt will das Team heraus­finden, ob sich ihre aktuellen Ergebnisse auch in lebenden Organismen bestätigen lassen: „Dazu müssen wir zunächst streng reglemen­tierte und ethisch vertret­bare Tier­versuche durchführen. Wenn die Tarn­kappen-Techno­logie auch dort funk­tioniert, widmen wir uns dem medi­zinischen Potenzial im Detail und fassen auch Anwendungen am Patienten ins Auge“, erläutert Gruppen­leiter Holger Stephan.

HZDR / JOL

Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

Anbieter des Monats

Quantum Design GmbH

Quantum Design GmbH

Forschung lebt von Präzision. Seit über 40 Jahren steht Quantum Design für innovative Messtechnik auf höchstem Niveau – entwickelt in Kalifornien, betreut weltweit. Unsere Systeme sind der Goldstandard in der Materialcharakterisierung und ermöglichen tiefe Einblicke in die magnetischen, thermischen und optischen Eigenschaften von neuen Materialien.

Meist gelesen

Themen