Teilchen im Takt
Mit Vielteilchensystemen das Schwerefeld vermessen – und nach Änderungen von Naturkonstanten suchen.
Hält das Jahrhunderte alte Wissen über Naturkonstanten den mittels heutiger Messmethoden gewonnenen Erkenntnissen stand? Fragen wie dieser widmet sich der Sonderforschungsbereich „Designed Quantum States of Matter“, kurz DQ-mat, an dem Forscher der Uni Hannover, der PTB und des Zentrums für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation der Uni Bremen beteiligt sind. Der SFB ist auf eine Laufzeit von zwölf Jahren ausgelegt. Für die ersten vier Jahre fördert die DFG das Vorhaben mit knapp zehn Millionen Euro.
Abb.: Beispiel für ein Vielteilchen-System: Strontium-
„Unser jetziges Verständnis von Physik ist unvollständig und könnte sich grundlegend ändern“, sagt Klemens Hammerer, stellvertretender Sprecher des SFB. Grundlage für die Überprüfung von Naturkonstanten und physikalischen Theorien bilden neuartige Messmethoden, die derzeit entwickelt werden. Dabei stützt sich DQ-mat auf zwei Forschungsfelder, die eng miteinander verzahnt sind, den Bereich A, der sich quantenkorrelierten Mehrteilchensystemen widmet, und den Bereich B, der Quantenmetrologie zur Überprüfung von Grundlagen der Physik behandelt. Beide Bereiche sind perfekt aufeinander abgestimmt: Erst durch genaue Kontrolle von Einzel- und Mehrteilchensystemen wird eine Überprüfung physikalischer Gesetzmäßigkeiten möglich.
Ähnlich wie das Pendel einer Uhr werden im Labor Atome zum Schwingen gebracht, allerdings funktioniert das bislang bei isolierten Teilchen am besten. Es ist viel schwieriger, mehrere identische Atome im Gleichklang zum Schwingen zu bringen. Die Kontrolle von Quantensystemen hat beispielsweise die Entwicklung von hochgenauen optischen Uhren ermöglicht, die bis zu 18 Stellen hinter dem Komma die Zeit messen, oder von Materiewellen-
Im Rahmen des SFB wollen die Forscher jetzt erstmals kontrolliert viele identische Teilchen herstellen, die im exakt gleichen Takt schwingen, um damit das Erdschwerefeld mit bisher unerreichter Genauigkeit zu vermessen. Basis hierfür bilden Experimente, die später in der Atomfontäne im HiTec durchgeführt werden sollen. Um ihr Ziel zu erreichen, arbeiten Experten aus der Vielteilchen-
Diese neuen hochgenauen Messmethoden könnten die Überprüfung grundlegender Annahmen in der Physik ermöglichen. Dazu gehören Fragen nach einer möglichen Änderung von Naturkonstanten, einer Verletzung fundamentaler Symmetrien in der Physik und der Kopplung von Quantensystemen an die Gravitation.
LUH / RK