21.07.2015

Terawatt-Lidar für genaue Atmosphären-Analysen

Extrem kurze Laserpulse im mittleren Infrarot-Bereich ermöglichen weit­reichen­dere Messungen.

Reflektiertes Laserlicht liefert Atmosphärenforschern weltweit wichtige Daten über Luftströmungen und Zusammensetzung oberer Luftschichten. Diese Lidar-Systeme (light detection and ranging) nutzen meist Titan-Saphir-Laser mit einer maximalen Intensität bei 800 Nanometer Wellenlänge. An der University of Arizona in Tucson simulierte nun die Arbeitsgruppe um Jerome Moloney die Ausbreitung von Infrarot-Laserpulsen bei 4000 Nanometer Wellenlänge (mid-IR). Ihre Analyse zeigte, dass mit solchen Lichtpulsen weitaus größere Leistungen über weitere Ionisationsstrecken in der Atmosphäre möglich wären.


Abb.: Mit Femtosekundenpulsen eines Infrarotlasers könnten Lidar-Systeme größere Leistungen und längere Filament-Strecken von einigen hundert Metern erreichen (unten; Bild: J. Moloney, U. Arizona)

Diese Kanäle („light-filaments“), erzeugt von Titan-Saphir-Lasern, breiten sich bei einer Leistung von bis zu fünf Gigawatt über wenige Meter in der Atmo­sphäre aus. Nutzt man dagegen Laserpulse im mittleren Infrarot-Bereich bei 4000 Nanometern Wellenlänge, ließen sich Kanäle mit mehreren Terawatt Leistung und einer Länge von einigen hundert Metern erzielen. Zu diesem Ergebnis, das die Einsatzmöglichkeiten von Lidar-Systemen in Zukunft deutlich erweitern könnte, kommen Moloney und Kollegen nach aufwändigen Simu­lations­rech­nungen.

Bewusst wählten die Wissenschaftler 4000 Nanometer als Referenz-Wellen­länge, da die Luft zwischen 3500 und 4100 Nanometern eine hohe Transparenz für Infrarot­licht aufweist. Damit wären längere Reichweiten kurzer Laserpulse möglich. Dispersions- und Ionisa­tions­effekte zeigten sich in den Simulationen so schwach, dass bei geringen Leistungsverlusten Kanäle von einigen hundert Metern möglich wären. Auch das Risiko einer Aufspaltung der Laser­leistung auf mehrere Kanäle – ein unerwünschter Effekt bei 800-Nanometer-Lidar-Unter­suchungen – sei im mittleren IR-Bereich geringer.

Für ihre Berechnungen gingen die Forscher von einem IR-Puls von nur 24 Femto­sekunden Dauer bei einer Pulsenergie von knapp 180 Millijoule aus. Die Simula­tionen ergaben, dass die damit in der Atmosphäre erzeugten Lichtkanäle mit Durchmessern zwischen einem und zwei Milli­meter bis zu zehnfach dicker waren als bei herkömmlichen Lidar-Systemen.

Moloney und Kollegen sind davon überzeugt, dass Lidar-Systeme mit Laser­pulsen im mittleren IR-Bereich auch in der Praxis höhere Leistungs­dichten und Reichweiten der in der Atmosphäre erzeugten Kanäle ermöglichen werden. Dabei seien sie sehr stabil gegenüber möglichen Turbulenzen. Sollte die praktische Umsetzung mit geeigneten Lasern gelingen, stünde Atmosphären­forschern ein weiteres Instrument zur Verfügung, um die komplexen Prozesse in den Luftschichten der Erde besser analysieren zu können.

Jan Oliver Löfken

DE

EnergyViews

EnergyViews
Dossier

EnergyViews

Die neuesten Meldungen zu Energieforschung und -technologie von pro-physik.de und Physik in unserer Zeit.

ContentAd

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe
ANZEIGE

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe

Die HiPace 10 Neo ist ein effizienter, kompakter Allrounder für den Prüfalltag, der geräuscharm und besonders energieeffizient ist.

Meist gelesen

Themen