Tetris an der Grenzfläche
Kontakt mit Wasser macht strukturelle Gestaltung der Oberflächen von Halbleitern möglich.
Ein zentrales Element bei so verschiedenen technologischen Fragestellungen wie dem Korrosionsschutz, Batteriematerialien oder der Herstellung von Wasserstoff mittels Elektrolyse oder Brennstoffzellen ist die Kontaktstelle zwischen leitfähigen Elementen – dem Elektrolyt und der festen Elektrode, an der eine Spannung angelegt wird.
Abb.: Wasser gestaltet die im Vakuum glatte Oberfläche. Durch die Einwirkung bilden sich geometrische Strukturen. Graue Kugeln repräsentieren Zink-, rote Sauerstoff- und blaue Wasserstoffatome. (Bild: S. Yoo, MPIE)
Trotz ihrer Bedeutung für eine Vielzahl von Schlüsseltechnologien weiß man bisher kaum etwas über den atomaren Aufbau der Grenzfläche zwischen Elektrode und Elektrolyten. Insbesondere die atomare Struktur der festen Elektrode hat entscheidenden Einfluss auf die chemischen Reaktionen, die an der Grenzfläche stattfinden. Wenn es gelingt, die Struktur der Oberfläche gezielt auf der Skala einzelner Atome zu modifizieren, würde sich ein völlig neuer Ansatz eröffnen, um die zentralen chemischen Reaktionen gezielt zu beeinflussen.
Wissenschaftler in der Abteilung Computergestütztes Materialdesign am Max-
Umso erstaunter waren die Wissenschaftler, als sie auf dem Computer eine Halbleiteroberfläche in Kontakt mit dem Elektrolyten brachten. „Wir waren völlig überrascht, als sich Strukturen bildeten, die ohne den Kontakt mit Wasser instabil sind und auch nicht beobachtet werden“, berichtet Mira Todorova, Leiterin der Gruppe Elektrochemie und Korrosion. Auch Jörg Neugebauer, Leiter der Abteilung, zeigt sich begeistert: „Mit unseren Simulationsmethoden fanden wir nicht nur ein völlig neuartiges und unerwartetes Phänomen, wir konnten auch den zugrundeliegenden Mechanismus identifizieren. Dies eröffnet völlig neue Möglichkeiten, Oberflächen mit atomarer Präzision zu gestalten und einzustellen.“
Die Untersuchungen liefern nicht nur neue Einblicke in Zukunftstechnologien, sondern bringen auch eine völlig neue Sichtweise auf eine in der Geologie intensiv diskutierte Frage: Die Ursache der erhöhten Rissbildung in Mineralien, wenn sie einer feuchten Umgebung ausgesetzt sind.
MPIE / DE