Thermische Schwingungen sichtbar gemacht
Hochsensible Interferenzspektroskopie visualisiert die Schwingungsmoden der Brownschen Bewegung.
Mechanische Mikroresonatoren finden breite Anwendung in Forschung und Technik. Sei es in der Hochfrequenzelektronik oder als sensible Messinstrumente in der Grundlagenforschung – die exakt definierten Resonanzfrequenzen mechanischer Schwingungen stehen hoch im Kurs. Es schwingen mikroskopisch kleine Balken, Nanoröhrchen, Membranen und vieles mehr. Nun haben Forscher der Case Western Reserve University ein neuartiges Resonatormodell vorgestellt. Es ermöglicht eine hochsensible, optische Messung der verschiedenen Schwingungsmoden in einer Mikroscheibe bis hinab an die fundamentale Grenze – die Brownsche Bewegung.
Abb.: Der Spalt zwischen Mikroscheibe und Substrat wirkt wie ein Interferometer (oben). Es machte die Brownsche Bewegung der Scheibe bis zur 9. Ordnung sichtbar (unten; Bild: Z. Wang et al., CWRU)
Die Scheibe ist 500 nm dick, hat einen Durchmesser von etwa 30 µm und besteht aus durchsichtigem Siliziumkarbid. Damit sie möglichst frei schwingen kann, ist sie lediglich über einen zentralen Sockel mit einem Siliziumsubstrat verbunden. Zur Herstellung eines solchen Mikroresonators erzeugten die Forscher zunächst mittels chemischer Gasphasenabscheidung eine Schicht SiC auf der abschließenden Siliziumdioxidschicht eines Siliziumwavers. Danach schnitten sie die Scheibe mithilfe eines fokussierten Ionenstrahls aus und ätzten das darunter liegende SiO2 weg, bis nur noch ein runder Sockel in der Mitte blieb. Der so entstandene Spalt zwischen Scheibe und Substrat ist, ebenso wie die Dicke der Scheibe, sehr genau definiert.
Diese geometrische Präzision ist der entscheidender Faktor zur Realisierung der hochsensiblen Messung. Beleuchtet ein Laser die Scheibe von oben, so wirken die beiden Grenzflächen an der Unterseite der Scheibe und der Oberfläche des Siliziumsubstrats wie zwei Spiegel eines Interferometers. Die Schwingungen der Scheibe modulierten die Dicke des Spalts und konnten so über Interferenzeffekte genau vermessen werden. Eine spektrale Analyse des Interferenzsignals lieferte die Frequenzen der verschiedenen Schwingungsmoden ohne jegliche äußere Anregung. Die Messergebnisse beruhten also ausschließlich auf den intrinsischen thermischen Fluktuationen in der Scheibe. Die Amplituden der Moden nahmen mit höheren Ordnungen immer weiter ab. Dennoch gelang es, sie bis zur neunten Ordnung eindeutig nachzuweisen.
Um die räumliche Struktur der verschiedenen Moden sichtbar zu machen, nahmen sich die Forscher jede der gemessenen Frequenzen einzeln vor. Sie scannten die Scheibe mit dem fokussierten Laserstrahl ab und maßen die Amplitude der jeweiligen Schwingung. „Was wir fanden, war in Übereinstimmung mit den erwarteten Brownschen Bewegungen höherer Ordnung“, sagt Philip Feng, Assistenzprofessor an der Case Western Reserve University und Seniorautor der Studie, „Aber es war schon ziemlich erstaunlich und aufregend, diese Moden bis zur fundamentalen Grenze der Brownschen Bewegung sichtbar zu machen.“
Anwendungen für ihre Mikroscheibenresonatoren erwarten sich die Wissenschaftler vor allem im Multimode Sensing. Diese Messmethode ermöglicht Rückschlüsse auf die Eigenschaften adsorbierter Partikel anhand der Veränderungen in den Resonanzfrequenzen des Substrats. Mikroscheibenresonatoren hätten gegenüber den bisher üblichen schwingenden Balken nicht nur Vorteile aufgrund in der Genauigkeit der Messung, sie würden auch mehr Fläche für das zu untersuchende Adsorbat bieten.
Thomas Brandstetter
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