24.10.2014

„Tschuri“ stinkt

Rosina-Instrument auf Rosetta fängt Geruch von faulen Eiern und Pferdestall auf.

Wie riecht ein Komet? Seit Anfang August „erschnüffelt“ Rosina die Gase des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko mit ihren zwei Massenspektrometern. Dabei erweisen sich die gemessenen chemischen Elemente in der Koma, der Gashülle um den Kometenkern, als außer­ordentlich reichhaltig. „Das überrascht uns, weil der Komet noch über vierhundert Millionen Kilometer von der Sonne entfernt ist“ sagt Kathrin Altwegg, Rosina-Projekt­leiterin des Center for Space and Habitability (CSH) der Universität Bern. „Je näher der Komet zur Sonne kommt, desto mehr verdampft von seinem Eis, und umso stärker wird seine Ausgasung“.

Abb.: Aufnahme von „Tschuri“ aus einer Distanz von 26.3km vom 26. September. Das Bild zeigt einen stark ausgasenden Bereich am „Hals“ des Kometen. (Bild: ESA / Rosetta NAVCAM Team)

Tschuri riecht offenbar ziemlich streng: Nach faulen Eiern, was auf Schwefel­wasser­stoff zurückzu­führen ist, nach Pferdestall wegen Ammoniak und nach beißendem Form­aldehyd. Diese Ausdünstung vermengt sich mit dem schwachen, bitter­mandel­artigen Aroma des giftigen Cyan­wasser­stoffs, Blausäure. Hinzu kommt noch Alkohol in Form von Methanol, ergänzt durch das essig­ähnliche Aroma von Schwefel­dioxid und einem Hauch des süßlichen Dufts von Schwefel­kohlen­stoff: „Wenn wir all dies zusammen­nehmen, haben wir das Parfum des Kometen“, sagt Altwegg.

Auch wenn der Kometen-Duft ausgeprägt scheint, erinnern die Forscher um Kathrin Altwegg an die geringe Dichte der gemessenen Moleküle. Zudem besteht die Kometen­hülle, die Koma, hauptsächlich aus kohlen­säure­haltigem Wasser, genauer: Wasser mit Kohlendioxid, vermischt mit Kohlen­monoxid. „Dieser Mix ist wissen­schaftlich sehr spannend, um mehr über den Ursprung der Materie unseres Sonnensystems zu erfahren – auch über die Entstehung der Erde und den Ursprung des Lebens“, erklärt Altwegg.

Rosina hat aber nicht nur „Duftstoffe“, sondern bereits auch viele andere Moleküle gemessen – obwohl das Rosina-Team bei der Distanz von nehr als vierhundert Millionen Kilometern viel weniger erwartet hätte: „Wir rechneten damit, dass sich aus der Kometenhülle nur die sehr flüchtigen Moleküle lösen würden wie Kohlen­dioxid und Kohlen­monoxid“, sagt Altwegg.

Eine quantitative Analyse wird nun zeigen, wie sich diese Daten von 67P im Vergleich zu anderen Komenten verhalten, deren Bestandteile bisher nur aus der Ferne ermittelt werden konnten. Aus diesem Vergleich wird ersichtlich werden, ob Tschuri als ein Komet aus dem Kuipergürtel in der Nähe des Neptuns sich von anderen Kometen aus der bereits besser bekannten Oortschen Wolke am äußersten Rand unseres Sonnensystems unterscheidet. Die Berner Forschenden erhoffen sich davon neue Erkenntnisse vom Sonnennebel, der Urwolke, aus der unser Sonnensystem entstanden ist.

Rosina, das Rosetta Orbiter Spektrometer für Ionen- und Neutralgas-Analyse der Uni Bern, ist eines der Schlüsselexperimente der Kometenmission. Die beiden Massenspektrometer und der Drucksensor bestimmen unter anderem die molekulare Zusammensetzung der Koma, der Gasschicht um den Kometenkern, sowie die Temperatur und Geschwindigkeit des Gases. Dies gibt Aufschlüsse über den Ursprung von Kometen und damit auch auf den Ursprung unseres Sonnensystems.

U. Bern / OD

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