Tschuris geheimnisvoller Staubstrahl
Erwachen eines neuen Jets auf der Schattenseite des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko.
Kometen schleudern Gas und Staub in den Weltraum. Das geschieht vorwiegend an sonnenbeschienenen Stellen der Kometenoberfläche. Nun hat die Osiris-Kamera auf der Rosetta-Mission zufällig ein außergewöhnliches Phänomen am Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko in Bildern festgehalten. Auf der Schattenseite des Kometen zeigte sich Mitte März bei Aufnahmen aus 75 Kilometern Entfernung plötzlich ein neuer Staubstrahl, dessen Ursache bisher ungeklärt ist. „Zum ersten Mal wurde dabei auch direkt der Moment der Geburt eines neuen Staubstrahls beobachtet“, sagt Kometenforscher Ekkehard Kührt, der die wissenschaftlichen Beteiligungen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt an der ESA-Mission Rosetta leitet. „Diese Beobachtungen werden helfen, die bisher nicht vollständig verstandene kometare Aktivität zu entschlüsseln.“
Abb.: Nur zwei Minuten liegen zwischen beiden Aufnahmen, die das Einsetzen eines neuen Staubstrahls auf der Schattenseite des Kometen 67P zeigen. Die Osiris-Kamera auf der Raumsonde Rosetta nahm das linke Bild wurde am 12. März 2015 um 7.13 Uhr (MEZ), das rechte Bild nur zwei Minuten später auf. (Bild: ESA / MPS / Osiris Team)
Über die vergangenen Wochen hat sich die Aktivität von 67P kontinuierlich verstärkt. Durch seine weitere Annäherung an die Sonne heizt sich die Oberfläche auf, sodass zunehmend Gas in den umgebenden Weltraum austritt und Staubpartikel mit sich reißt. Rund vier Monate sind es noch bis zur größten Annäherung an die Sonne, doch bereits jetzt ist Tschurjumow-Gerasimenko von einer Kometenkoma umgeben. Überall auf der Tagseite ist deutlich zu erkennen, wie Staub entweicht.
Der nun entdeckte Staubstrahl auf der Schattenseite des Kometen stellt die Wissenschaftler vor ganz neue Fragen. „Es ist schon sehr spannend darüber nachzudenken, wie denn Kometen auch auf der Schattenseite aktiv werden können“, sagt Jörg Knollenberg, DLR-Kometenforscher im Osiris-Team. „Allerdings ist es gut möglich, dass erste Sonnenstrahlen auf bisher im Schatten versteckte Bergklippen fielen. Es sind weitere Beobachtungen und Berechnungen notwendig, um hier eine plausible Antwort zu finden“, so Knollenberg weiter.
Die einmalige Beobachtung gibt den Wissenschaftlern auch Gelegenheit, die Staub-Ausbreitungsprozesse besser zu studieren. „Wir analysierten die Helligkeitsschwankungen entlang des unerwarteten Staubstrahls und konnten dabei abschätzen, dass sich die Partikel mit mindestens acht Metern pro Sekunde vom Kometen entfernen“, erklärt Knollenberg. Damit bestätigten sich vorangegangene Messungen zur Staubausbreitung auf der Tagseite.
DLR / OD