Türkei: mobil mit erneuerbarem Methan und deutschem Knowhow
Staatspräsident Abdullah Gül und Ministerpräsident Winfried Kretschmann informieren sich am ZSW in Stuttgart über regenerative Energien.
Abb.: Der türkische Staatspräsident Gül bei der Probefahrt mit einem Erdgas-Auto. (Bild: ZSW, Solar Consulting)
Der türkische Staatspräsident Abdullah Gül hat am 21. September das Forschungsinstitut ZSW in Stuttgart besucht, begleitet von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Das Staatsoberhaupt und der Regierungschef informierten sich über den aktuellen Stand bei erneuerbaren Energien und Speichertechniken für Ökostrom. Das Highlight des Besuchs: Die beiden Politiker absolvierten eine Probefahrt mit einem Erdgasauto, das erneuerbares Methan tankt.
Weit vorne auf der Agenda der Visite von Abdullah Gül stand die nachhaltige Energieversorgung – der türkische Staat will die erneuerbaren Energien deutlich ausbauen. Ministerpräsident Kretschmann zeigte Staatspräsident Gül das ZSW, eines der führenden Forschungsinstitute auf dem Gebiet. Dort diskutierten sie die zunehmende Bedeutung der Photovoltaik, Windenergie und anderer erneuerbarer Energietechniken. Wie sich wetterbedingte Stromüberschüsse speichern lassen, war ebenfalls Gesprächsthema. Je größer der Ökostromanteil wird, desto wichtiger werden Speichertechniken, die den schwankend anfallenden Strom mit hoher Kapazität langfristig lagern können. Diese Anforderungen erfüllt bislang als einzige die vom ZSW und Partnern entwickelte neue „Power-to-Gas“-Technologie. Sie wandelt Strom in Wasserstoff und dann in Methan um, den Hauptbestandteil von Erdgas. Als Speicher dient das Erdgasnetz.
Diese noch junge Technik vom Forschungsinstitut ZSW, dem Fraunhofer IWES und der Firma SolarFuel soll jetzt noch weiter ausreifen. Seit Juli errichten die Partner am ZSW in Stuttgart eine im Vergleich zur ersten Anlage zehnfach größere Versuchsanlage mit 250 Kilowatt Eingangsleistung. Ziel ist, die Technik großskalig betriebsbereit zu machen. Die Fertigstellung soll im Sommer 2012 sein. Die Ergebnisse fließen in das noch deutlich größere e-gas-Projekt der Audi AG ein. SolarFuel errichtet für den Autobauer bis 2013 eine erste Anlage im industriellen Maßstab von rund sechs Megawatt.
Abb.: Durch Methanisierung lässt sich ein Überangebot an Ökostrom langfristig in bestehender Infrastruktur speichen. Bei Bedarf dient das Methan dann entweder der Stromgewinnung in Kraftwerken (GuD / BHKW) oder direkter Nutzung bspw. in Heizungen oder Erdgasautos. (Bild: Specht, Sterner et al., SolarFuel)
Ein Elektrolyseur zerlegt darin Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff. Eine Vorrichtung zur Methanisierung führt dann dem Wasserstoff Kohlendioxid zu – das beispielsweise aus einer Biogasanlage stammt –, daraus entsteht Methan unter Einwirkung von Katalysatoren. Methan ist im Erdgas zwischen 80 und 99 Prozent enthalten und lässt sich deshalb ohne Weiteres in die bestehende Erdgasinfrastruktur einbinden. Diese verfügt bereits heute über eine beträchtliche Energiespeicherkapazität. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) fördert das Projekt finanziell.
ZSW / OD