Turbulente Kinderstube
Isotopenanalyse von Meteoriteneinschlüssen liefert Logbuch einer Reise durch das frühe Sonnensystem.
Isotopenanalyse von Meteoriteneinschlüssen liefert Logbuch einer Reise durch das frühe Sonnensystem.
Der Meteorit Allende, welcher 1969 in Mexiko einschlug, gab schon einige Hinweise auf die Geschichte unseres Sonnensystems. Jetzt untersuchten Wissenschaftler vom Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL) kleine Einschlüsse in den äußeren Schichten des Meteoriten und kamen zu dem Schluss, dass die protoplanetare Staubscheibe unseres Sonnensystems eine örtlich sehr inhomogene Verteilung verschiedener Isotope aufwies.
Abb.: Röntgenbild eines CAIs im Allende Meteoriten aus der Frühzeit des Sonnensystems (Alter ca. 4,6 Milliarden Jahre). Der Rand besteht aus mikrometerdünnen Schichten verschiedener Minerale, z.B. Petrowskit, Hibonit, Olivin und Spinell. (Bild: E. Ramon, J. I. Simon)
Mittels Massenspektrometrie untersuchten sie die Verteilung von Sauerstoffisotopen in der Meteoritenhülle mit einer nanometergenauen räumlichen Auflösung. Besonderes Augenmerk legten sie dabei auf calcium- und aluminiumreiche Einschlüsse (calcium-aluminium-rich inclusions, CAI). Die Schichten der Einschlüsse protokollieren durch ihre Zusammensetzung die Reise des eingeschlossenen Materials mit.
Unterschiedliche Konzentrationen des 16O-Isotops weisen dabei auf eine sehr inhomogene Umgebung während der Reise durch das Sonnensystem hin. Dies könnte ein Hinweis auf eine Flugbahn vom Inneren in die äußeren Regionen und wieder zurück sein, oder aber auf inhomogene Verteilungen auf kleineren Längenskalen (z.B. durch Schockwellen) zurückzuführen sein. "Es ist besonders interessant für das Verständnis der Entstehung und Dynamik der protoplanetaren Scheibe unseres Sonnensystems, und protoplanetarer Scheiben im Allgemeinen", sagte Justin Simon vom NASA Johnson Space Center.
Konrad Kieling