20.06.2016

Überlebenskünstler aus dem All zurück

Bakterien verbrachten anderthalb Jahre an der Außen­wand der ISS.

Anderthalb Jahre lang an der Außenwand der Internationalen Raum­station ISS in vier­hundert Kilometern Höhe auszu­halten, ist eine echte Heraus­forderung. Ob ein Bakterium das über­lebt, ist eine wissen­schaftlich interes­sante Frage. Vergangene Woche brachten die Kosmo­nauten Tim Peake, Yury Malen­chenko und Tim Kopra mit einer Sojus-Kapsel das Weltraum-Experiment BIOMEX zur Erde zurück. Bei dem von Jean-Pierre de Vera vom DLR koordi­nierten Projekt wurden unter anderem Mikro­orga­nismen aus dem sibirischen Perma­frost für 18 Monate unter mars­ähnlichen Bedingungen im Welt­raum exponiert.

Abb.: Das aus einem sibirischen Perma­frost­boden isolierte Bakterium Methan­osarcina soli­gelidi ist ein Über­lebens­küstler. Aufgrund seines speziellen Stoff­wechsels und der hohen Resistenz gegenüber lebens­feind­lichen Bedingungen gilt dieser Orga­nismus als ein Modell für mögliches Leben auf dem Mars. (Bild: D. Wagner, GFZ)


Gibt es Leben auf dem Mars? Diese Frage bleibt bislang unbeant­wortet. Sicher ist, dass es im Weltall die mole­kularen Bau­steine für Leben gibt und dass der frühe Mars als Planet mit gemäßigtem Klima die Möglich­keit bot, dass sich dort Leben entwickelt haben könnte. Ob dieses Leben bis heute über­dauert haben könnte, haben Mit­arbeiter des Deutschen Geo­forschungs­zentrums unter Leitung von Dirk Wagner in zahl­reichen Versuchen am Mikro­orga­nismus Methan­osarcina soli­gelidi unter extremen Umwelt­bedingungen wie niedrigen Tempe­raturen, hohen Salz­gehalten, Aus­trocknung und Strahlung getestet. Dieses Ur-Bakterium hat sich dabei als extrem wider­stands­fähig gegen­über den getesteten Bedingungen heraus­gestellt. Aufgrund seines speziellen Stoff­wechsels und der hohen Resistenz gegen­über lebens­feind­lichen Bedingungen gilt dieser Organismus als ein Modell für mögliches Leben auf dem Mars.


Um die Überlebensfähigkeit unter marsnahen Bedingungen testen zu können, wurden die Bakterien zusammen mit anderen Probanden für 18 Monate in dem Experi­mentier­modul EXPOSE-R2 an der Außen­seite der ISS exponiert. „Dabei wurden die Mikro­orga­nismen auf mars­ähn­lichen Mineralien und unter einer Mars­atmo­sphäre den Strahlungs­bedingungen, wie sie auf dem Mars herrschen, ausge­setzt“, so Wagner. „Ziel des Experi­ments war es, die Lang­zeit­über­lebens­fähig­keit von Methan­osarcina soli­gelidi unter diesen Bedingungen zu testen.“ Jetzt sind die Ur-Bakterien von der ISS zurück auf ihren Heimat­planeten gekommen und werden in den nächsten Wochen gründlich am GFZ unter­sucht. Selbst wenn der Orga­nismus diese Raum­fahrt-Prozedur nicht über­lebt haben sollte, werden die übrig gebliebenen Zell­kompo­nenten detail­liert analy­siert. Die Daten fließen dann in eine Bio­signa­turen-Daten­bank ein, die im Rahmen des BIOMEX-Projekts erstellt wird. Die so gewonnenen Infor­mationen werden dann für die Suche nach Lebens­spuren auf dem Mars oder anderswo im All genutzt.


GFZ / RK

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