27.07.2007

Überwachung der Umweltradioaktivität

Eine der weltweit führenden Stationen zur Messung der Radioaktivität in der Umwelt wird 50 Jahre alt. In den kommenden Wochen geht eine zusätzliche Messanlage in Betrieb.

Überwachung der Umweltradioaktivität

Freiburg (dpa) - Auf einem Berg im Schwarzwald nehmen Wissenschaftler im Auftrag der Bundesregierung weltweit Atomsünder ins Visier. Vor genau 50 Jahren wurde auf dem 1284 Meter hohen Schauinsland bei Freiburg die bundesweit erste Messstation für Radioaktivität in der Luft eingerichtet. Nun wird sie ausgebaut. In den kommenden Wochen geht eine zusätzliche Messanlage in Betrieb. Ziel ist es, die Messung von Radioaktivität europaweit zu verbessern.

«Diese High-Tech-Einrichtung ist Deutschlands wichtigster Beitrag zur Überwachung des internationalen Atomwaffen-Teststoppvertrages», sagte der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Matthias Machnig (SPD), am Donnerstag bei einem Besuch der Messstation. Bereits vor einem halben Jahrhundert haben die Wissenschaftler mit ihrer Arbeit begonnen. Sie stand damals im Zeichen des atomaren Wettrüstens. Auch heute wollen sie dazu beitragen, Atomwaffentests in der ganzen Welt zu verhindern.

Seit zwei Jahren ist die Anlage auf dem Schauinsland eine von weltweit 80 Stationen, die Radioaktivität in der Luft messen. Sie ist die einzige Station zur Luftmessung in Mitteleuropa. Grundlage ist der 1996 unterzeichnete Atomwaffentest-Stoppvertrag. Dieser sieht ein weltweites Verbot von Tests mit Nuklearwaffen sowie eine entsprechende Kontrolle rund um den Globus vor.

«Unsere Arbeit hat seit der weltweiten Angst vor dem internationalen Terrorismus an Bedeutung gewonnen», sagt Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, das die Messstation auf dem Schauinsland betreibt. Die Atom-Konflikte mit Nordkorea und Iran belegten die Gefahr.

«Das Überwachungssystem ist ein zentraler Baustein der weltweiten Abrüstungsarchitektur.» Es wirke abschreckend, einem Rüstungswettlauf werde so vorgebeugt. «Es kann niemand mehr Atomwaffen testen, ohne unentdeckt zu bleiben», sagt König. «Damit leisten wir einen Beitrag, unsere Welt ein bisschen sicherer zu machen.»

«Detoniert ein nuklearer Sprengkörper, so entsteht eine Vielzahl radioaktiver Spaltprodukte», sagt der Strahlenkundler Gerald Kirchner. Die meisten der so gebildeten Radionuklide unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung grundlegend von Radioaktivität aus Kernkraftwerken. Mit Analysen könne festgestellt werden, ob und wo eine Atombombe gezündet wurde. Selbst bei unterirdischen oder verdeckten Tests würden radioaktive Edelgase entweichen, die bei einer späteren Luftmessung zweifelsfrei festgestellt werden könnten.

Dass die Technik funktioniert, daran haben die Fachleute keinen Zweifel. «In den vergangenen 50 Jahren hat die Station mehrmals bewiesen, dass sie auch geringste Spuren von Radioaktivität nachweisen kann, die aus unterschiedlichsten Quellen in ganz Europa stammen können», sagt Kirchner. Schon in den 1950er Jahren entdeckten die Wissenschaftler im Schwarzwald einen unterirdischen Atombombentest in der Wüste des US-Bundesstaates Nevada.

Von Jürgen Ruf, dpa

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