Ultraempfindliches Magnetmikroskop
Bose-Einstein-Kondensat dient zur Messung extrem schwacher Magnetfelder.
Durch eine möglichst genaue Bestimmung von Magnetfeldern erhält man wichtige Einblicke in komplexe und technologisch relevante Materialien. Ein neues mikroskopisches Verfahren, das die Wirkung von Magnetfeldern auf ein atomares Bose-Einstein-
Abb.: Aus der über die x-y-Ebene gemessenen atomaren Dichteverteilung im Kondensat (oben) wird zuerst die Verteilung der Magnetfeldstärke (Mitte) und daraus die Verteilung des elektrischen Stroms (unten) ermittelt, der durch eine Materialprobe (ganz unten) fließt. (Bild: F. Yang et al.)
Da in der Falle die longitudinale Schwingungsfrequenz der Atome (d. h. in x-Richtung) 157-mal so groß war wie die transversale Frequenz, hatte das Kondensat die Form einer extrem dünnen Zigarre: Es war 300 Mikrometer lang, einige Mikrometer dick und in x-Richtung orientiert. Zwischen dem Atomchip und dem unter ihm schwebenden Kondensat war ein Zwischenraum von einigen Mikrometern, in den eine dünne Materialprobe zur Untersuchung eingeführt werden konnte.
Die von den Forschern verwendete Materialprobe bestand aus einer goldbeschichteten Siliziumunterlage. Die Goldschicht hatte zahlreiche in einer Reihe angeordnete Löcher. Die zwischen den Löchern befindlichen Stege wurden zu stromdurchflossenen Drähten, wenn an die Goldschicht eine Spannung angelegt wurde. Dabei entstand ein Magnetfeld, das zusätzlich zum Feld der Magnetfalle auf das Kondensat wirkte.
Wiederum aufgrund des Zeeman-Effektes führte dieses zusätzliche Magnetfeld dazu, dass sich die atomare Dichteverteilung im Kondensat änderte. Nahe den stromdurchflossenen Stegen, wo die x-Komponente dieses Magnetfeldes am stärksten war, sammelte sich das Kondensat. Es war nun nicht mehr zigarrenförmig sondern ähnelte einer Perlenkette, die in x-Richtung orientiert war.
Die durch das Magnetfeld veränderte atomare Dichteverteilung ermittelten die Forscher, indem sie die Atome mit abgestimmtem Laserlicht bestrahlten und das resultierende Absorptionsmuster mikrometergenau mit einer CCD-
Aus der gemessenen Atomverteilung im Kondensat längs der x-Richtung ließ sich die x-Komponente des Magnetfeldes bestimmen – und zwar gleichzeitig für viele Punkte auf der x-Achse. Daraus konnten die Forscher dann die Stromverteilung in der Materialprobe ermitteln. Indem sie die Materialprobe schrittweise in y-Richtung verschoben und die Messungen wiederholten, konnten sie das Magnetfeld und die Stromverteilung über einen großen Bereich in der x-y-Ebene abrastern.
Da sich die Versuchsanordnung im Vakuum befand, war das Kondensat thermisch gut gegen die Materialprobe isoliert, sodass die Messungen über einen großen Temperaturbereich von vier Kelvin bis Zimmertemperatur durchgeführt werden konnten. Dabei erreichten die Wissenschaftler eine rekordverdächtige Feldempfindlichkeit von 1,4 Nanotesla. Der magnetische Fluss ließ sich mit dem SQCRAMscope sogar zwei bis drei Größenordnungen empfindlicher messen als mit anderen Verfahren wie mit SQUIDs oder mit Stickstoff-
Durch seine hohe Empfindlichkeit, den großen Temperaturbereich und die längs einer Raumrichtung parallel durchgeführten Messungen eröffnet das SQCRAMscope neue Möglichkeiten zur Untersuchung von Materialien mit interessanten magnetischen Eigenschaften. Als Beispiel erwähnen die Forscher den Nachweis von spontan entstehenden Strömen in chiralen Supraleitern. Zudem ließe sich mit dem SQCRAMscope auch der Ladungstransport in topologischen Materialien direkt untersuchen.
Rainer Scharf
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