Ultrakalte Atome spontan in suprafluide Rotation versetzt
Neuartige Phänomene sind mit dem Quanten-Hall-Effekt verwandt.
Ultrakalte bosonische Atome in höheren Bloch-Bändern eines aus drei interferierenden Laserstrahlen gebildeten hexagonalen Lichtgitters können eindrucksvolle Arten superfluider Ordnung ausbilden. Einem internationalen Forschungsteam der SUSTech University in China, der Pittsburgh University in den USA und der Uni Hamburg ist es jetzt gelungen, eine spontane Brechung der Zeitumkehrinvarianz zu beobachten, wobei die Atome verblüffender Weise in kollektive Rotation versetzt werden. „Die jetzt beobachteten Phänomene sind mit dem Quanten-Hall-Effekt verwandt, unterscheiden sich aber konzeptuell“, sagt Andreas Hemmerich von der Uni Hamburg.
Bei den in Shenzhen in der Arbeitsgruppe Zhifang Xu durchgeführten Experimenten, die Hemmerich maßgeblich konzeptuell und technisch unterstützte, wurden ultrakalte bosonische Atome im zweiten Bloch-Band eines hexagonalen Lichtgitters mit zweiteiliger Einheitszelle präpariert und zu extrem tiefen Temperaturen abgekühlt.
Unterhalb einer kritischen Temperatur kam es zu einer spontanen Brechung der Zeitumkehrinvarianz. Dabei wurden die Atome auf magische Weise in kollektive Rotation versetzt und bildeten ein Gitter von mikroskopischen Wirbeln aus, deren gemeinsamer Drehsinn durch Quantenfluktuationen zufällig ausgewählt wird.
Durch grundlegende theoretische Überlegungen fand das Forscherteam heraus, dass die entstehende supraflüssige Ordnung ein topologisches Anregungsspektrum besitzt und topologische Randzustände ausbildet. Diese wechselwirkungsinduzierten Phänomene weisen eine Verwandtschaft mit dem Quanten-Hall-Effekt in elektronischer kondensierter Materie auf.
U. Hamburg / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
X.-Q. Wang et al.: Evidence for an atomic chiral superfluid with topological excitations, Nature 596, 227 (2021); DOI: 10.1038/s41586-021-03702-0 - Atom Optics (A. Hemmerich), Institut für Laserphysik, Universität Hamburg