Ultrakalte Atome und ultraschnelle Laser
Entstehung von Ionen in ultrakalten Atomwolken beobachtet.
Vor mehr als einem Jahrhundert verfasste Albert Einstein eine theoretische Arbeit, in der er die Photoionisation von Materie beschreibt und für die er 1921 den Nobelpreis erhielt. Es stellte sich allerdings heraus, dass dieser Prozess im Detail sehr komplex sein kann und eine experimentelle Vermessung der absoluten Ionisationswahrscheinlichkeiten kaum möglich war. Die Arbeitsgruppen von Markus Drescher und Klaus Sengstock von der Uni Hamburg brachten nun erstmals die Expertisen aus der Forschung mit ultrakalten Atomen und die Phänomene der Ultrakurzzeitphysik zusammen und erschlossen so einen grundsätzlich neuen experimentellen Zugang.
Abb.: Ultrakurze Laserpulse zur Untersuchung der Starkfeldionisation mit ultrakalten Atomen. (Bild: P. Wessels, UHH)
Ultrakurze Laserpulse können so intensiv sein, dass sie Atome auseinander reißen. Dieser Prozess wird Starkfeld-Photo
Die Forscher kühlten zunächst Rubidium-Atome mittels Laserlicht auf ultrakalte Temperaturen von hundert Nanokelvin. Ein intensiver, ultrakurzer Laserblitz beleuchtete für 215 Femtosekunden einen Teil der Rubidium-
Insbesondere konnten die Wissenschaftler beobachten, dass die atomare Bindung im optischen Lichtfeld so schnell modifiziert wird, dass die Atomhülle der Oszillation des Lichtfelds nicht folgen kann. Bei der Ionisation absorbiert das Atom daher im Wesentlichen mehrere Photonen gleichzeitig. „Die Ergebnisse ebnen den Weg zu weiteren Experimenten, die ultrakurze Laserpulse zur Erzeugung von Ionen und Elektronen in ultrakalten Atomwolken benutzen“, erklärt Philipp Wessels aus dem Team Sengstock. „Das geht dann in die Richtung Präzisionsmessung von ultraschnellen Prozessen mithilfe von ultrakalten Atomen, da diese in der Regel ein experimentell sehr gut kontrollierbares System darstellen.“ Diese Erkenntnisse könnten auch zur Realisierung eines Quantencomputers auf Basis von ultrakalten Ionen beitragen, der bestimmte Aufgaben schneller als ein konventioneller Computer lösen kann.
Parallel zum Experiment wurde der Ionisationsprozess in einer internationalen Kooperation mit Forschern in Russland und Spanien theoretisch berechnet. Die Wissenschaftler modellierten dazu die quantenmechanische Wechselwirkung zwischen Atom und Lichtfeld: Die theoretische Vorhersage stimmt perfekt mit den gemessenen Daten überein.
UHH / RK