30.09.2016

Und noch eine Kometenlandung

Beim kontrollierten Absturz auf Tschuri liefert die Kometensonde letzte Daten.

Die Sonde Rosetta hat heute um 13:19 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit ihr letztes Signal zur Erde gefunkt – mit dem Aufprall auf dem Kometen Churyumov-Gerasimenko endete die ESA-Mission. Von Lander Philae hatte sich das internationale Wissenschaftler-Team bereits im Februar 2016 verabschiedet, als seine lange Funk­stille dafür sprach, dass er sich nicht mehr bei seinem Kontroll­raum­team des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) melden würde. Für Sonde Rosetta war eigentlich keine Landung geplant – sie ist nicht als Lande­gerät entwickelt worden. Auf dem Kollisions­kurs zum Kometen konnten aber sieben Instrumente noch Daten aufnehmen und zur Erde senden. „Die Mission Rosetta kann mit Fug und Recht als ein Meilen­stein der Raumfahrt bezeichnet werden. Die Leistungen der Wissenschaftler und Ingenieure haben uns einen unglaublichen Einblick in die Geschichte unseres Planeten­systems ermöglicht”, sagt Pascale Ehrenfreund, Vorstands­vorsitzende des DLR. „Die Daten und Bilder, die uns Rosetta und der Lander Philae übermittelt haben, werden die Grundlage für die Planung und wissenschaftliche Frage­stellungen für zukünftige Missionen in unserem Sonnen­system bilden."

Abb.: Das letzte Bild von Rosetta, nur noch 51 Meter über der Kometenoberfläche mit der OSIRIS-Weitwinkelkamera aufgenommen (Bild: ESA / Rosetta / MPS for OSIRIS Team MPS / UPD / LAM / IAA / SSO / INTA / UPM / DASP / IDA)

Die Mission konnte gleich mehrere Premieren verbuchen: Zum ersten Mal umkreiste eine Sonde einen Kometen während seiner Reise um die Sonne, zum ersten Mal landete mit Philae ein Labor und führte Messungen direkt auf der Kometen­oberfläche durch. „Mit dem Aufsetzen der Rosetta-Sonde auf dem Kometen Churyumov-Gerasimenko ist eine einzigartige Mission zu Ende gegangen, die uns seit Jahren fasziniert. Sie hat uns die Exploration von Himmelskörpern nahe gebracht hat“, sagt Brigitte Zypries, Koordinatorin der Bundes­regierung für die Luft- und Raum­fahrt. „Für die Wissenschaftler wurde mit der europäischen Rosetta-Mission ein großer Schatz an Daten gewonnen, den sie noch viele Jahre auswerten und inter­pretieren werden.“

Für die Wissenschaftler war der Abschluss, mit dem die Mission endete, nicht nur bewegend, sondern auch wichtig für ihre Forschung: „Mit der Idee, Rosetta auf den Kometen zu fliegen, gewinnen wir weitere interessante Daten aus unmittelbarer Nähe von Churyumov-Gerasimenko, zum Beispiel Bilder mit höchster Auflösung", sagt DLR-Kometen­forscher Ekkehard Kührt, der den wissenschaftlichen Anteil des DLR an der Mission betreut.

Die Kamera OSIRIS nahm bereits seit Sommer dieses Jahres immer wieder Fotos bei nahen Überflügen auf. Auch beim langsamen Abstieg der Sonde in Richtung Kometen­oberfläche hatten die Kamera und ihre Daten­pakete eine hohe Priorität und zeigte den Kometen aus nur fünf Metern Entfernung. Für Instrument ROSINA, das die Zusammensetzung der Gase bestimmt, waren die Messungen in unmittelbarer Nähe von Churyumov-Gerasimenko ein zusätzlicher Schatz: „Je näher wir dem Kern kamen, desto dichter wird natürlich das Gas – und wir konnten somit auch noch effektiver als bisher schnüffeln", sagt Kührt, der im ROSINA-Team wissenschaftlich arbeitet.

Als drittes Instrument mit hoher Priorität war RPC (Rosetta Plasma Consortium) eingeschaltet, das die unmittelbare Plasma-Umgebung des Kometenkerns und dessen Wechsel­wirkung mit dem Sonnenwind erforscht. Darüber hinaus waren aber auch das Mikro­wellen­instrument MIRO, das Instrument GAIDA zur Analyse der Staubkörner, das UV-Spektro­meter ALICE sowie das RSI-Instrument zur Bestimmung des Gravitationsfeldes aktiv. Die Ergebnisse werden die Wissenschaftler wohl auch noch in den nächsten Jahren beschäftigen.

„Nach mehr als zwanzig Jahren, die wir mit der Mission eng verbunden waren und wie in einer großen internationalen Familie von Wissenschaftlern und Ingenieuren eng zusammen­gearbeitet haben, ist das nun ein schon etwas trauriger Moment", betont Kührt. „Doch am Ende sind wir alle froh, an einer so erfolgreichen Mission beteiligt gewesen zu sein, die große Mengen einzigartige Daten gewonnen hat. Diese werden wir noch viele Jahre auswerten, um Kometen selbst, aber auch die Entwicklung unseres Sonnen­systems besser zu verstehen. Die Mission mit Rosetta und Philae wird das bisherige Bild von Kometen in vielen Bereichen neu prägen."

DLR / DE

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