02.02.2007

Unterschätzte Folgen?

Die bisherigen Voraussagen über die Folgen des Klimawandels könnten die tatsächliche Entwicklung unterschätzen. Davor warnt eine internationale Forschergruppe.

Unterschätzte Folgen?

Potsdam/Washington (dpa) - Die bisherigen Voraussagen über die Folgen des Klimawandels könnten die tatsächliche Entwicklung unterschätzen. Davor warnt eine internationale Autorengruppe um den Klimaforscher Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung im Journal «Science» (online vorab veröffentlicht). Viele der zurzeit vorliegenden Messdaten weckten die Sorge, dass das Klimasystem, speziell der Meeresspiegel, schneller reagierten als es die Modelle am Computer vorhersagen, heißt es in dem Journal. Die Analyse begleitet den neuen Bericht des UN- Klimarats (IPCC), der an diesem Freitag in Paris vorgestellt wird.

Der Temperaturzuwachs an der Erdoberfläche betrage in den 16 Jahren seit 1990 in gleich zwei Messreihen 0,33 Grad Celsius, heißt es in «Science». Dieser beobachtete Zuwachs liege am oberen Ende der bisherigen Vorhersagen des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change; zwischenstaatlicher Ausschuss zum Klimawandel). Eine der möglichen Erklärungen sei ein Fehler in den verwendeten Klimamodellen, schreiben Rahmstorf und seine Kollegen. Diese Modelle unterschätzten möglicherweise die Rolle des vom Menschen freigesetzten Treibhausgases Kohlendioxid (CO2).

Außerdem sei der Meeresspiegel seit 1990 schneller gestiegen als es die Modelle vorhergesagt hätten. Auch dies werde in zwei Messreihen deutlich. Satellitendaten etwa zeigten von 1993 bis 2006 einen Anstieg um 3,3 Millimeter im Jahr. Die bisherigen IPCC-Angaben lägen hingegen bei weniger als 2 Millimetern im Jahr.

Rahmstorf weist zudem darauf hin, dass der Meeresspiegelanstieg in den vergangenen 20 Jahren schneller verlaufen sei als in allen anderen 20-Jahres-Perioden der vorherigen 115 Jahre. Nach Ansicht der Forscher ist es jedoch verfrüht anzunehmen, dass auch der künftige Anstieg so schnell erfolgen werde. «Alles in allem unterstreichen diese beobachteten Daten die Befürchtungen zum globalen Klimawandel», schreibt der Potsdamer Klimaforscher.

Bereits im Dezember hatte Rahmstorf - ebenfalls in «Science» - gewarnt, dass der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 zwischen 0,5 und 1,4 Meter höher liegen könnte als 1990. Dies gelte, wenn der bisherige Zusammenhang zwischen steigenden Temperaturen und steigendem Meeresspiegel für die nächsten 100 Jahre fortbestehe.

Nach sechs Jahren Arbeit stellt der UN-Klimarat am Freitag seinen insgesamt vierten Bericht zum menschengemachten Klimawandel vor - Rahmstorf ist einer der Autoren. Nach Ansicht vieler Experten wird der Report den Menschen so deutlich wie nie zuvor für die steigenden Temperaturen auf der Erde verantwortlich machen.

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