15.01.2004

US-Unis mit Problemen

Die Hochschulen in den USA haben wachsende Finanzprobleme. Eine Zwei-Klassen-Bildung droht.

Washington (dpa) - Die Hochschulen in den USA haben wachsende Finanzprobleme, die die Qualität des hochgerühmten US-Hochschulsystems bedroht. Studenten fürchten angesichts rasant steigender Studiengebühren, dass sie ihr Studium nicht zu Ende zu führen können. In der Krise befinden sich auch öffentliche Hochschulen, die keine elitäre Ausbildung wie an vielen Privatuniversitäten anbieten, sondern breiten Schichten offen stehen sollen.

Selbst Politiker der republikanischen Partei von Präsident George W. Bush sprechen von einem Notstand. «Wenn wir nichts tun, droht eine Gesellschaft, die zwischen denen, die sich Bildung leisten können, und denen, die es nicht können, gespalten wird», meinte der Kongressabgeordnete Howard McKeon. Er befürchtet, dass die höhere Bildung für junge Menschen aus Familien mit kleinen und mittleren Einkommen unbezahlbar wird.

Im Ausbildungsjahr 2003/04 stellen nach Angaben der in den ganzen USA aktiven ehrenamtlichen Organisation «College Board» allein die öffentlichen Colleges ihren Studenten 4694 Dollar (rund 3700 Euro) in Rechnung. Das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch die renommierten privaten Hochschulen haben ihre Gebühren für das laufende Ausbildungsjahr um sechs Prozent auf 19 700 Dollar angehoben. Studiengebühren sind in den vergangenen beiden Jahrzehnten zwei bis vier Mal schneller gestiegen als die Inflation.

Der Sprecher der Studenten an der Universität von Maryland, Timothy Dale, sorgt sich insbesondere um die Studenten aus Familien mit mittleren Einkommen. «Die Gebührenerhöhungen treffen insbesondere die Mittelklasse, die nicht mehr genug Geld für die Ausbildung hat, aber zuviel um finanzielle Hilfe zu bekommen», sagte er der «Washington Post». Doch auch wenn an vielen Universitäten die Unruhe unter den rund 17,5 Millionen Studenten in den USA wächst, blieben Massenproteste wie in Deutschland bislang weitgehend aus.

Der Präsident der Universität von Maryland, Freeman Hrabowski, betont, dass es falsch sei anzunehmen, dass die Studenten nur auf den Preis achten. Öffentliche Hochschulen würden vielmehr mit den privaten in einem Wettbewerb um Qualität stehen. Dies sei nur entweder über massive Subventionen oder über die Erhöhung von Studiengebühren zu erreichen. So hat allein die New York University von 1982 bis 2002 die Gebühren von 5820 auf 26 646 Dollar angehoben - das ist ein Anstieg von 358 Prozent.

Die Folgen dieser Entwicklung stehen für die Wirtschaftsprofessorin der Harvard-Universität, Caroline Hoxby fest. «Jemand der zu einer renommierten öffentlichen Hochschule gehen wollte, sich das aber nicht leisten kann, geht zu einem kleinen College. Wer aber vielleicht von vornherein zu einem kleineren College gehen wollte, wird nun durch die Erhöhung der Gebühren ganz abgehalten», sagte sie in der «Washington Post».

Viele potenzielle Studenten würden so abgeschreckt, auch wenn sich gerade diejenigen mit schwachen Einkommen um finanzielle Hilfen bemühen können. Mehr als 105 Milliarden Dollar standen nach Berechnungen des «College Boardes» dafür 2003 zur Verfügung. Doch weil gerade den kleinen Hochschulen die Berater fehlten, würden viele Studenten nicht von den Fördermöglichkeiten wissen und sich nicht bewerben, meint der Sprecher der Gemeinde-Hochschulen in Kalifornien, Thomas Nussbaum.

Allein an den kleinen Gemeinde-Hochschulen in Kalifornien, wo 2002 noch 1,7 Millionen junge Menschen eine Ausbildung erhielten, sollen sich Berechnungen der Hochschulen zufolge 2003 wegen Streichungen von Kursen und Gebührenerhöhungen 100 000 Studenten weniger eingeschrieben haben.

Als Ausweg aus der Krise schlug McKeon vor, den Universitäten eine zu starke Gebührenerhöhung zu verbieten. Das stößt allerdings auf die massive Ablehnung der Hochschulen. «Wenn die staatlichen Zuschüsse stark gekürzt werden und wir anderseits die Gebühren nicht erhöhen dürfen, bleibt uns nichts anderes übrig als ein schlechteres Produkt anzubieten», sagte der Dekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät an der Universität von Illinois, Stanley Fish.

Die Kosten-Krise an den Hochschulen haben die demokratischen Präsidentschaftskandidaten längst auf ihre Wahlkampf-Agenda gesetzt. Sie werben um Stimmen mit dem Versprechen, den Hochschulen mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Finanziert werden soll dies zum Teil durch die Rücknahme der Steuerkürzungen von Präsident Bush.

Die Bildungspolitik jedenfalls könnte zu einem wichtigen Faktor bei den anstehenden Wahlen werden. «Die Zukunft der USA ist angesichts ständig weniger werdender Jobs im verarbeitende Gewerbe eng mit den Leistungen der höheren Bildung verknüpft», sagt der Präsident der Organisation «College Board», Gaston Caperton.

Erik Nebel, dpa

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