29.03.2016

Verdrehter Doppler-Effekt

Fünfzig Jahre alte theoretische Vorhersage zu Rotations-Doppler-Effekt von Licht experimentell überprüft.

Dem Experimentalphysiker Thomas Zentgraf und seinen beiden Kollegen von der Universität Birmingham, Guixin Li und Shuang Zhang, ist es erstmalig gelungen, den nicht­linearen Doppler-Effekt von Licht bei Drehbewegungen im Experiment nachzuweisen – nahezu fünfzig Jahre nach seiner theoretischen Vorhersage durch den nieder­ländischen Nobel­preis­träger Nicolaas Bloembergen.

Abb.: Die Verschiebung beruht zwei unterschiedlichen Prozessen: Zuerst halbiert sich die Wellenlänge aufgrund der hohen Intensität des Lichts (rot zu blau), dann erfolgt aufgrund der Drehung des Objektes eine weitere Verschiebung. Diese hängt von Rotationsgeschwindigkeit und Drehrichtung ab und kann positiv oder negativ sein. (Bild: U. Paderborn)

Der Doppler-Effekt gilt nicht nur für Schallwellen, sondern für alle Arten von Wellen, also auch für Licht­wellen. Entfernt sich etwa ein Stern von der Erde, wird die Lichtwelle rot­verschoben. Bereits 1842 hatte der öster­reichische Physiker Christian Andreas Doppler diesen optischen Effekt in seiner Abhandlung „Über das farbige Licht der Doppel­sterne und einiger anderer Gestirne des Himmels“ vorhergesagt und der königlich-böhmischen Gesell­schaft der Wissenschaften in Prag vorgelegt. Erst drei Jahre später über­prüfte der holländische Physiker Christoph H. D. Buys-Ballot den akustischen Doppler-Effekt in einem Aufsehen erregenden Experiment. Er nutzte das zu dieser Zeit schnellste Fort­bewegungs­mittel: Auf einem fahrenden Eisen­bahn­waggon stand ein Trompeter. An der Bahn­strecke lauschten Musiker den gespielten Tönen und konnten die Verschiebung der Tonhöhe äquivalent zu den Voraus­sagen Dopplers zur Farbe des Lichts erkennen.

Der Doppler-Effekt hat eine ganze Reihe technischer Errungen­schaften erst möglich gemacht und wird heutzutage in Bereichen wie z.B. der Geschwindigkeits­messung bei Radar­fallen, dem GPS oder der Messung der Blutfluss­geschwindigkeit im menschlichen Körper mittels Ultra­schall eingesetzt. Neben dem bekannten Doppler-Effekt für geradlinige Bewegungen existiert ein Rotations-Doppler-Effekt für Dreh­bewegungen von Objekten. Dieser Effekt führt zu einer Verschiebung der Wellenlänge in Abhängigkeit der Dreh­geschwindigkeit und wird bei der Messung von Rotations­frequenzen von Luft­turbulenzen, Molekülen und astronomischen Objekten eingesetzt.

Bereits im Jahr 1968, wenige Jahre nach der Erfindung des Lasers, hat der spätere Nobel­preis­träger Nicolaas Bloembergen eine weitere Verschiebung der Wellen­länge bei rotierenden Objekten bei den sehr hohen Intensitäten von Laserlicht vorhergesagt. Fast fünfzig Jahre später ließ sich dieser Effekt nun erstmals im Labor nachweisen. „Aufgrund der geringen Verschiebung der Wellen­länge bei diesem nichtlinearen Effekt ist es extrem schwierig, die geringe Wellen­längen­änderung direkt im Experiment zu beobachten“ erklärt Thomas Zentgraf. Der Grund hierfür ist die geringe Rotations­geschwindigkeit von Objekten im Vergleich zur Licht­geschwindigkeit. Dies führt dazu, dass die Wellen­längen­verschiebung von Licht beim Durchgang durch ein rotierendes Objekt gerade einmal im Bereich von wenigen Billionstel verschiebt. Selbst im Labor kann man eine so kleine Wellen­längen­verschiebung nicht direkt messen, sondern nur per Interferenz. Die zeitliche Änderung dieser Überlagerung haben die Forscher dann detektiert und daraus die Wellen­längen­verschiebung bestimmt. In Zukunft könnte der Effekt bei der Untersuchung von Turbulenzen in Laser­plasmen und der Bestimmung der Rotations­geschwindigkeit von Molekülen Einzug finden.

U. Paderborn / DE

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