Verstoßene Planeten
Der Gravitationslinseneffekt enttarnt eine Reihe von Planeten weitab möglicher Sonnensysteme, aus denen sie entsprungen sein könnten.
Der Gravitationslinseneffekt enttarnt eine Reihe von Planeten weitab möglicher Sonnensysteme, aus denen sie entsprungen sein könnten.
Während der turbulenten Entstehungsgeschichte eines Sonnensystems ist es – zumindest nach theoretischen Modellen – nicht ungewöhnlich, dass Planeten durch die starke Wechselwirkung mit anderen Himmelskörpern aus ihrer Umlaufbahn herauskatapultiert werden. Dadurch könnten Sie dem griechischen Ursprung des Wortes „Planet“ näher kommen als je zuvor, indem Sie in den Weiten der Galaxie auf eigene Faust – ohne ein Zentralgestirn – herumwandern. Bei der Suche nach Gravitationslinsen stießen Astronomen nun auf bis zu zehn solcher „verwaister“ Himmelskörper.
Bild: Künstlerische Darstellung eines jupiterähnlichen Exoplaneten, der sich nicht auf einer Bahn um einen Stern bewegt. (Abb.: NASA/JPL-Caltech)
In den Jahren 2006 und 2007 durchmusterten neuseeländische, japanische und polnische Forscher die Zentralregion der Milchstraße auf der Suche nach Objekten, die auf Grund ihrer Masse das Licht dahinterliegender Sterne bündeln. Dabei konnten im Abstand von 10.000 bis 20.000 Lichtjahren von der Erde zehn jupiterähnliche Himmelskörper nachgewiesen werden. Abschätzungen der Massenverteilung dieser Objekte zufolge handelt es sich dabei nicht um „braune Zwerge“ – leichte Sterne die nie selbst zu leuchten begannen – sondern um Gebilde, die sich bis zu einem gewissen Stadium wie gewöhnliche Planeten entwickelten.
Schon aus der kleinen Menge an Funden lassen sich theoretische Modelle untermauern, nach welchen es eine Vielzahl solcher einsamen Wanderer geben müsste. Zwar waren die eingesetzten Methoden nicht empfindlich genug, um leichtere Objekte nachzuweisen. Doch sollte die Rate an ausgestoßenen Planeten geringerer Masse noch höher liegen. Insgesamt ergeben die Abschätzungen, dass „ungebundene“ Planeten in unserer Milchstraße doppelt so häufig wie Sterne sein könnten.
Konrad Kieling