02.08.2011

Vesta hat zwei Gesichter

Erste hochaufgelöste Bilder des Asteroiden zeigen unterschiedliche Kraterverteilung und geben Hinweise auf eine bewegte Vergangenheit.

Vesta scheint zweigeteilt: Die ersten detailreichen Aufnahmen der Oberfläche zeigen auf der Nordhalbkugel des Asteroiden viele Krater, im Süden dagegen deutlich weniger. Die Bilder stammen vom Kamerasystem an Bord der Nasa-Raumsonde Dawn, das Wissenschaftler unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) entwickelt und gebaut hatten. Dawn war am 16. Juli in eine Umlaufbahn um Vesta eingeschwenkt und ist somit die erste Mission, die einen Körper des Asteroidengürtels über einen längeren Zeitraum erforscht.

Abb.: Ein Blick auf Vestas Südpol aus einer Entfernung von 5200 Kilometern – die Riefen in der Äquatorregion sind etwa zehn Kilometer breit. (Bild: Nasa, JPL / Caltech / UCLA / MPS / DLR / IDA)

Aus wissenschaftlicher Sicht ist Vesta ein kosmischer Glücksfall. Denn der Kleinplanet mit einem Durchmesser von etwa 530 Kilometern, der jenseits der Umlaufbahn des Mars im Asteroidengürtel etwa 184 Millionen Kilometer von der Erde entfernt um die Sonne kreist, gilt als eines der wenigen Überbleibsel aus der Geburtsstunde des Sonnensystems vor etwa 4,5 Milliarden Jahren.

Während sich die ersten Materieklumpen nach und nach zu größeren Planeten zusammenballten oder als Folge heftiger Zusammenstöße wieder zerbrachen, blieb Vesta in einer frühen Entwicklungsphase stecken. Wissenschaftler vermuten sogar, dass der Asteroid eine innere Schichtstruktur besitzt und einst ein heißes, geschmolzenes Inneres hatte – ähnlich wie heute die Erde.

„In der Vergangenheit haben wir Vesta als den kleinsten der erdähnlichen Planeten bezeichnet“, sagt Chris Russell, wissenschaftlicher Leiter der Mission. „Die neuesten Bilder bieten viele Hinweise darauf, dass diese Erwartungen berechtigt sind. Die Aufnahmen zeigen, dass viele Prozesse einst die Oberfläche der Vesta geformt haben.“

Abb.: Als Snowman (Schneemann) bezeichnen die Wissenschaftler inoffiziell diese Gruppe aus drei Kratern auf der Nordhalbkugel des Asteroiden Vesta. (Bild: Nasa, JPL / Caltech / UCLA / MPS / DLR / IDA)

Vor allem die Verteilung der Krater fällt auf: Während es auf der Nordhalbkugel jede Menge davon gibt, sind im Süden deutlich weniger zu finden. Forscher nutzen die Anzahl der Krater auf einer Oberfläche als Maß für ihr Alter. Denn je älter eine Oberfläche ist, desto länger war sie dem Bombardement kleinerer Asteroiden und anderer kosmischer Brocken ausgesetzt.

Zudem hatten bereits Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble angedeutet, dass möglicherweise ein gewaltiger Einschlag einst einen riesigen Krater in Vestas Südhalbkugel geschlagen hat. Die jüngsten Bilder enthalten nun Hinweise, dass sich diese Theorie bestätigen könnte.

Zu den Indizien zählen die auffälligen, parallel verlaufenden Riefen in der Äquatorregion. „Auch ein solch riesiger Krater wäre ein Glücksfall“, erklärt Andreas Nathues vom MPS, wissenschaftlicher Leiter des Kamerateams. „Denn diese Einschlagregion würde möglicherweise einen Blick in tiefer gelegene Schichten des Asteroiden ermöglichen.“

„Die neuen Aufnahmen bieten einen ersten Vorgeschmack darauf, was uns in den kommenden Monaten erwartet“, sagt MPS-Direktor Ulrich Christensen, Co-Investigator der Mission. Bereits am 11. August erreicht Dawn eine tiefere Umlaufbahn, um dort mit den ersten wissenschaftlichen Untersuchungen zu beginnen. Dann trennen die Sonde nur noch 2700 Kilometer vom Asteroiden.

MPG / OD

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