Wärmepumpe nutzt elektrokalorischen Effekt
Erster Prototyp mit dünnen Streifen aus Gedächtnismetall gefertigt.
Auf die Veränderung elektromagnetischer Felder reagieren magneto- und elektrokalorische Materialien mit einer Temperaturänderung. Forscher aus Dänemark haben jetzt eine erste Wärmepumpe konstruiert, die den elastokalorischen Effekt bei Gedächtnismetallen ausnutzt. Der Prototyp erreicht eine hohe Effizienz und legt die Grundlage für neuartige Kältemaschinen, die ohne den Kompressionskreislauf verdampfender und wieder kondensierender Kältemittel auskommen könnten.
Abb.: Prototyp einer effizienten Wärmepumpe, in dessen Innern Gedächtnismetall über Dehnungen und Entlastungen ein Temperaturpotenzial erzeugt. (Bild: J. Tušek et al., TU Dänemark)
Schon vor einem Jahr schlugen Janez Tušek und seine Kollegen von der TU Dänemarks in Roskilde die elastokalorische Alternative zur konventionellen Kühltechnik vor. Damals berechneten sie die Leistung auf etwa tausend Watt pro Kilogramm Gedächtnismetall. Diesen Wert konnten sie jetzt auch in der Praxis mit achthundert Watt pro Kilogramm fast erreichen. Beim elastokalorischen Effekt mit einer Nickeltitan-
In den Simulationen bezifferten die Forscher die Kühlleistung der Legierung auf etwa sieben Kilowatt pro Kilogramm. Dabei wären acht Verformungszyklen pro Sekunde mit einer Dehnungskraft von 180 Kilonewton nötig, um einen isolierten Innenraum um 25 bis 30 Kelvin abzukühlen. Auf nur 4,3 Kilowatt pro Kilogramm kam in den Modellen dagegen ein Gedächtnismetall aus einer Kupfer-
Für den Prototyp spannte Tušek jeweils nur ein Fünftel Millimeter dünne Streifen aus dem Gedächtnismetall in eine Spannvorrichtung ein, um es regelmäßig bis zu fünfzehn Mal pro Minute um bis zu vier Prozent zu dehnen und wieder zu entlasten. Bei diesem zyklischen Dehnungsprozess wechselt das Gedächtnismetall zwischen einer kubischen Austenit-
Abb.: Diese Infrarotaufnahme der Wärmepumpe aus Gedächtnismetall zeigt deutlich die Temperaturdifferenz, die sich nach mehrfachem Dehnen und Entspannen entwickelt. (Bild: J. Tušek et al., TU Dänemark)
Nach einigen reversiblen Dehnungen konnten die Forscher an den Enden der Metallstreifen eine Temperaturdifferenz von 15,3 Kelvin messen. Diese beiden Bereiche, einmal etwa 35 Grad Celsius warm, einmal 18 Grad Celsius kühl, verknüpften sie mit kleinen Kanälen, durch die zyklisch eine Flüssigkeit erwärmt und wieder abgekühlt werden konnte. Zwischen den beiden Reservoiren wurde die Flüssigkeit in einem Kreislauf gepumpt. So wirkt dieser Prototyp wie eine effiziente Wärmepumpe mit einer Leistung von bis zu achthundert Watt pro Kilogramm Gedächtnismetall.
Der Prototyp lässt sich noch nicht direkt als Kühlaggregat einsetzen, da der Temperaturbereich noch ein wenig über dem für einen Kühlschrank gewünschten liegt. Doch mit anderen Nickeltitan-
Andere Experimente zeigten bereits, dass dünne Streifen aus Gedächtnismetall sogar viele Millionen Verformungen unbeschadet überstehen können. Damit wären Kühlmodule möglich, die mehrere Jahre zuverlässig funktionieren. Der Strombedarf für die mechanischen Verformungen – etwa mit kleinen Elektromotoren – läge gemäß den theoretischen Abschätzungen der Forscher deutlich unter dem, der für die zyklische Verdampfung und Verflüssigung eines Kältemittels in konventionellen Kältemaschinen nötig wäre.
Jan Oliver Löfken
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