10.06.2016

Weltatlas dokumentiert künstliche Beleuchtung

Von Deutschland aus ist die Milch­straße oft noch zu sehen.

Ein neuer Atlas der Lichtverschmutzung dokumentiert, wie massiv künst­liche Beleuch­tung den Nacht­himmel welt­weit erhellt. Die Aus­wirkungen der schwin­denden Dunkel­heit betreffen nicht nur Astro­nomen, deren Beob­achtungen erschwert werden, sondern auch Öko­systeme. „Der Atlas bietet eine Doku­men­tation des Zustands der nächt­lichen Umwelt zu einem entschei­denden Zeit­punkt“, erläutert Fabio Falchi, Haupt­autor des „New World Atlas of Arti­ficial Night Sky Bright­ness“. Derzeit stehe die indus­tria­l­isierte Welt vor der Umstellung auf LED-Beleuchtung. „Wenn wir nicht sehr genau auf das LED-Spektrum und die Beleuch­tungs­stärken achten, könnte das zu einer Ver­doppelung oder sogar Ver­drei­fachung der Himmels­auf­hellung in klaren Nächten führen.“

Abb.: Karte der welt­weiten Licht­ver­schmutzung. (F. Falchi / AAAS)

Die Bilder und Daten in dem Atlas zeigen, dass weite Teile der Welt förm­lich in Licht gebadet sind. Vor allem in West­europa gibt es kaum noch Gegenden, in denen der Nacht­himmel nicht durch künst­liche Beleuch­tung erhellt wird. Wer Dunkel­heit sucht, findet sie am ehesten in Schott­land, Schweden oder Nor­wegen sowie in Teilen Öster­reichs und Spaniens. Schwer­punkt der Erhebung waren die G20-Staaten. Demnach sind von der Fläche her Italien und Süd­korea die Länder mit der höchsten Licht­ver­schmutzung, Kanada und Austra­lien jene mit der gering­sten. Betrachtet man die Situation der Menschen und die Orte, wo sie leben, so ist es für Deutsche und Inder am wahr­schein­lichsten, dass sie von ihrem Zuhause aus noch die Milch­straße erkennen können. Die Bewohner Saudi-Arabiens und die Süd­koreaner dagegen können diesen Blick in den Sternen­himmel am seltensten genießen.

Einen ähnlichen Atlas gibt es seit 2001. Doch die aktuelle Ausgabe profi­tiert von dem NASA-Satelliten Suomi NPP, der die Erde seit Oktober 2011 umkreist. Der Satellit hat erst­mals ein Instru­ment zur Messung des Lichts aus Städten an Bord. Die Daten für den neuen Atlas wurden mit­hilfe von Messungen geeicht, die an nahezu 21.000 Orten welt­weit statt­fanden. Darunter waren Tausende Messungen von „citizen scientists“. Christopher Kyba vom Deutschen Geo­forschungs­zentrum sagt: „Rund zwanzig Prozent der Eich­daten kamen von citizen scientists. Ohne sie hätten wir keine Daten von außer­halb Europas und Nord­amerikas.“

Scott Feierabend, Direktor der „International Dark-Sky Association“, sieht in dem Atlas einen Durch­bruch: „Der Atlas wird jetzt zum Maßstab und bei der Beur­teilung helfen, ob es gelingt, die Licht­ver­schmutzung in Städten und auf dem Land ein­zu­dämmen.“

GFZ / RK

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