22.11.2007

Weltklimagipfel in Bali

Auf dem Weltklimagipfel in Bali vom 3. bis 14. Dezember 2007 sollen die Weichen für den weiteren globalen Klimaschutz gestellt werden.

Weltklimagipfel in Bali 

Bonn (dpa) - Auf dem Weltklimagipfel in Bali (3. bis 14. Dezember) sollen die Weichen für den weiteren globalen Klimaschutz gestellt werden. Wesentliches Ziel der Vereinten Nationen für ihre Konferenz ist es, die Verhandlungen für ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll zu starten und einen gemeinsamen Arbeits- und Zeitplan für den weiteren Verhandlungsprozess zu vereinbaren. Ein solcher «Fahrplan» und eine Verständigung auf die Hauptbausteine eines künftigen Abkommens wären nach Ansicht von Experten bereits ein Erfolg. Ein unterschriftsreifes neues Abkommen ist von Bali aber noch nicht zu erwarten. Das Bonner UN-Klimasekretariat rechnet mit mehr als 10.000 Teilnehmern bei der Konferenz auf der indonesischen «Insel der Götter».

Das Kyoto-Protokoll zur Verminderung von klimaschädlichen Treibhausgasen läuft 2012 aus. Drei Jahre davor - zur Weltklimakonferenz Ende 2009 in Kopenhagen - soll ein neues Abkommen unter Dach und Fach sein, damit keine zeitliche Lücke entsteht und es rechtzeitig für die Zeit nach 2012 ratifiziert werden kann. Das Kyoto-Protokoll, das den Industriestaaten erstmals eine Minderung der Treibhausgase auferlegte, galt mit seinen Begrenzungen von Anfang an nur als erster Schritt im globalen Kampf gegen die Erderwärmung.

Die Bali-Konferenz gilt als wichtigste internationale Verhandlungsrunde zum Klimaschutz seit Jahren. Nie zuvor stand der Klimaschutz derart im Fokus der Weltöffentlichkeit und auch auf der Agenda der Politik wie derzeit. Der G8-Gipfel von Heiligendamm im Juni oder das Treffen von mehr als 80 Staats- und Regierungschefs vor der UN-Vollversammlung in New York im September mit ihren Signalen für Bali markieren das neue politische Gewicht des Themas.

Aufgerüttelt und zum dringlichen Handeln gemahnt haben vor allem die jüngsten Berichte des im Oktober mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Weltklimarates (IPCC, Intergovernmental Panel on Climate Change). Nach den Ergebnissen des unabhängigen Forschergremiums, die gerade in Valencia noch einmal komprimiert dargestellt wurden, ist nicht mehr daran zu zweifeln, dass es einen vom Menschen gemachten Klimawandel gibt, der auch noch schneller voranschreitet als bislang angenommen. Ohne einschneidendes politisches Handeln sei mit weiter steigender Erderwärmung und verheerenden weltweiten Folgen für das Leben und Überleben sowie die Ökosysteme zu rechnen.

Innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft gibt es aber noch große politische Differenzen, welcher Weg beschritten werden soll. Nicht alle Länder teilen etwa die Basis des Kyoto-Protokolls einer verordneten und quantifizierten direkten Reduzierung des Ausstosses von Kohlendioxid (CO2), das beim Verbrennen von Öl, Kohle und Gas entsteht. Hier spielen wirtschaftliche Interessen eine große Rolle. Die Entwicklungsländer wiederum fordern, dass sie bei der Bewältigung der durch den Klimawandel entstehenden Probleme und Kosten von den Industrieländern stärker unterstützt werden. Dies alles lässt schwierige Verhandlungen an mehreren Fronten erwarten.

Nach Vorverhandlungen der Regierungsvertreter werden in Bali drei Tage vor dem geplanten Ende die entscheidenden Verhandlungsrunden auf Ministerebene gestartet. Dazu werden rund 130 Umweltminister, darunter aus Deutschland Sigmar Gabriel (SPD), erwartet. Eingeleitet wird dieses Finale mit einer Rede von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Er dürfte erneut einen Appell an die Regierungen richten, ein neues Klimaschutz-Abkommen auf den Weg zu bringen und politisch auf die Berichte der Wissenschaftler zu reagieren.

Die Regierungen müssten sich in Bali auf die Bausteine eines Abkommens verständigen und «die zentralen Elemente des Kyoto-Protokolls fortführen und erweitern», erklärte der Chef des UN- Klimasekretariats in Bonn, Yvo de Boer. Die Konferenz müsse zu einem «Durchbruch» führen mit einem «konkreten Fahrplan» für den weiteren Verhandlungsprozess, forderte de Boer. «Wenn das nicht erreicht wird, ist Bali ein Fehlschlag.»

Die Verständigung von Heiligendamm gab bereits vor, dass auch ein künftiges Abkommen unter dem Dach der Vereinten Nationen ausgehandelt und bis 2009 stehen soll. Diese Linie der G8-Staaten wurde auch mitgetragen von der Gruppe der 5 - China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika. Inwieweit Länder wie die USA, die sich vom Kyoto- Protokoll abgewendet haben, oder China konstruktiv für ein neues Abkommen mitwirken, wird in Bali mit Spannung erwartet. Nach den USA stößt China als neue Wirtschaftsmacht weltweit bereits am meisten CO2 aus.

Wissenschaftler und Umweltverbände fordern höhere Minderungsziele für Treibhausgase aus Industrieländern, um den Anstieg der Erderwärmung wenigstens möglichst stark zu begrenzen. Im Kyoto- Protokoll ist im Schnitt eine Reduktion von fünf Prozent (bis 2012 im Vergleich zu 1990) gefordert. Nach aktuellen Daten und Hochrechnungen des UN-Klimasekretariats werden die Industrieländer, die sich dem Protokoll verpflichtet haben, dieses Ziel in der Gesamtheit auch klar mit einem Minus von elf Prozent erreichen.

Edgar Bauer, dpa

Weitere Infos:

  • Weltklimarat IPCC - Intergovernmental Panel on Climate Change:
    http://www.ipcc.ch

  • Klimarahmenkonvention von Rio de Janeiro UNFCCC - United Nations Framework Convention on Climate Change: 
    http://unfccc.int

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