Wie Algen schwimmen
Geißelbewegung mit hochauflösendem Tracking-Verfahren beobachtet – Vorbild für künstliche Mikroroboter.
Wie sich bewegliche Algen und andere Mikroschwimmer in Flüssigkeiten fortbewegen, haben Experimentalphysiker der Uni des Saarlandes gemeinsam mit Kollegen der TU Dresden und des MPI für Physik komplexer Systeme untersucht. Die Forscher setzten Grünalgen der Gattung Chlamydomonas einer Gegenströmung aus und erfassten die Bewegungen ihrer Geißeln mittels eines hochauflösenden Tracking-
Abb.: Grünalge an der Spitze einer Mikropipette. Ihre Geißeln schlagen in einer Art Brustschwimmbewegung. (Bild: C. Ruloff, U. Saarland)
Die Grünalgen bewegen sich mittels zweier beweglicher Geißeln, der Flagellen, aktiv fort. „Jede Geißel besitzt in ihrem Inneren Zehntausende molekularer Motoren – jeweils einen Millionstel Zentimeter groß. Sie sitzen wie Perlen auf einer Schnur auf den einzelnen Protein-
„Geißeln sind ein Bestseller der Natur: Auch Spermien und Pantoffeltierchen benutzen schlagende Geißeln zur Fortbewegung. Sie schlagen außerdem zu Tausenden im Gleichtakt auf der Innenseite unserer Atemwege und den mit Hirnwasser gefüllten Hohlräumen im Hirn, um Flüssigkeit zu pumpen“, sagt Benjamin Friedrich von der TU Dresden. Grünalgen mit ihren zwei Geißeln seien ein perfektes Modellsystem, um grundlegende Fragen zu verstehen: Wie arbeiten die molekularen Motoren in der Geißel zusammen? Wie reagiert der Motor unter Last? Und wie einigen sich mehrere Geißeln auf einen gemeinsamen Taktschlag, wenn es keinen Dirigenten gibt?
Um herauszufinden, wie die Motoren der Grünalge genau funktionieren, testeten die Forscher den Algenmotor unter Belastung. „Zu diesem Zweck haben wir eine Art Minilabor gebaut, in dem die Alge mithilfe einer Mikropipette in einem winzigen Strömungskanal festgehalten wird“, sagt Ruloff. „Setzen wir die Alge einer Gegenströmung aus und lassen sie sozusagen flussaufwärts schwimmen, so erhöht sich ihre Schlagfrequenz so lange, bis die Last für die Motoren zu hoch ist und die Schlagbewegung aufhört“, fasst Wagner die wichtigsten Beobachtungen der Experimente zusammen. Wird die Gegenströmung wieder reduziert, fängt die Zelle erneut an zu schwimmen. Diese Änderung des Geißelschlags unter Last kann man mit einem Auto vergleichen, das am Hang langsamer wird und bei zu starker Steigung schließlich nicht mehr den Berg hochkommt.
Um die Bewegung der Geißeln exakt zu erfassen, führten Ruloff und Gary Klindt vom MPI für Physik komplexer Systeme ein hochauflösendes Tracking-
UdS / RK