Wie Braune Zwerge entstehen
Erstmals eine spezielle Methanverbindung außerhalb des Sonnensystems nachgewiesen.
Braune Zwerge nehmen eine Zwischenstellung zwischen Sternen und Planeten ein: Sie haben nicht genügend Masse, um in ihrem Kern Wasserstoff zu verbrennen und wie Sterne zu leuchten. Astrophysiker diskutieren seit langem, ob die Entstehung von Braunen Zwergen einfach eine verkleinerte Version der Entstehung von sonnenähnlichen Sternen ist. Im Fokus haben die Forscher daher insbesondere die jüngsten Braunen Zwerge, die nur wenige tausend Jahre alt sind und sich noch in der frühen Entstehungsphase befinden. Die Wissenschaftler wollen wissen, ob die Zusammensetzung von Gas und Staub dieser jungen Braunen Zwerge jener in den jüngsten sonnenähnlichen Proto-Sternen ähnelt.
Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei Methan, ein einfaches und sehr stabiles Gasmolekül, das, wenn es einmal entstanden ist, nur durch energiereiche physikalische Vorgänge zerstört werden kann. Man findet es daher in mehreren extrasolaren Planeten. In der Vergangenheit hat Methan eine grundlegende Rolle bei der Suche und Untersuchung der Eigenschaften der ältesten Braunen Zwerge in unserer Galaxie gespielt, die einige hundert Millionen bis Milliarden Jahre alt sind. Jetzt hat ein Team um Basmah RIaz von der Uni München erstmals eindeutig deuteriertes Methan in drei verschiedenen Proto-Braunen-Zwergen nachgewiesen. Es ist der erste klare Nachweis dieser Verbindung außerhalb des Sonnensystems.
Die jungen Braunen Zwerge sind sehr kalt und dicht. Das macht es schwierig, sie im nahen Infrarot auf Methansignaturen hin zu untersuchen. Im Millimeter-Wellenbereich dagegen lassen sie sich leicht beobachten. Dort lässt sich zwar kein Methan nachweisen, das aufgrund seiner Symmetrie keine spektrale Signatur im Radiobereich hat, aber eben deuteriertes Methan CH3D.
Der erste Nachweis von CH3D ist umso erstaunlicher, weil nach gängigen Theorien zur Entstehung Brauner Zwerge die Proto-Braunen-Zwerge mit zehn Kelvin kühler und dichter sind als Proto-Sterne. Nach der chemischen Theorie wird CH3D bevorzugt gebildet, wenn das Gas warm ist, also bei Temperaturen um zwanzig bis dreißig Kelvin. „Die Messungen implizieren, dass zumindest ein signifikanter Anteil des Gases in einem Proto-Braunen-Zwerg wärmer als zehn Kelvin ist, sonst dürfte CH3D dort überhaupt nicht vorkommen“, sagt Riaz. Die CH3D -Häufigkeitsmessung liefert den Wissenschaftlern auch eine Schätzung der Methanhäufigkeit.
Unerwartet ist auch, dass das Team CH3D in drei Proto-Braunen-Zwergen nachgewiesen hat, während dieses bisher nur bei einem sonnenähnlichen Proto-Stern gelang. Das bedeutet, dass Proto-Braune-Zwerge eine reichhaltige warme organische Chemie aufweisen und dass diese kühlen, kompakten astrophysikalischen Objekte möglicherweise nicht einfach eine verkleinerte Nachbildung von Protosternen sind.
„Das Methan in den Proto-Braunen-Zwergen könnte in den ältesten Braunen Zwergen überleben oder auch nicht“, sagt Wing-Fai Thi vom MPI für extraterrestrische Physik. Da eine warme Umgebung die Bildung komplexerer Moleküle begünstigt, sind Proto-Braune-Zwerge interessante Objekte, um in Zukunft nach solchen Molekülen zu suchen.
LMU / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
B. Riaz et al.: First CH3D detection in Class 0/I proto-brown dwarfs: constraints on CH4 abundances, Mon. Not. R. Astron. Soc. 511, L50 (2022); DOI: 10.1093/mnrasl/slac007 - Young Stars & Star Formation, Universitäts-Sternwarte München, Ludwig-Maximilians-Universität München