22.02.2022 • AstronomieAstrophysik

Wie Braune Zwerge entstehen

Erstmals eine spezielle Methanverbindung außerhalb des Sonnensystems nachgewiesen.

Braune Zwerge nehmen eine Zwischen­stellung zwischen Sternen und Planeten ein: Sie haben nicht genügend Masse, um in ihrem Kern Wasserstoff zu verbrennen und wie Sterne zu leuchten. Astrophysiker diskutieren seit langem, ob die Entstehung von Braunen Zwergen einfach eine verkleinerte Version der Entstehung von sonnen­ähnlichen Sternen ist. Im Fokus haben die Forscher daher insbesondere die jüngsten Braunen Zwerge, die nur wenige tausend Jahre alt sind und sich noch in der frühen Entstehung­sphase befinden. Die Wissen­schaftler wollen wissen, ob die Zusammen­setzung von Gas und Staub dieser jungen Braunen Zwerge jener in den jüngsten sonnen­ähnlichen Proto-Sternen ähnelt.

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Abb.: In dieser Himmels­region im Stern­bild Schlange entdeckte das Team in einem Proto-Braunen-Zwerg deu­te­riertes Methan. (Bild: ESO)

Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei Methan, ein einfaches und sehr stabiles Gasmolekül, das, wenn es einmal entstanden ist, nur durch energie­reiche physi­ka­lische Vorgänge zerstört werden kann. Man findet es daher in mehreren extra­solaren Planeten. In der Vergangen­heit hat Methan eine grund­legende Rolle bei der Suche und Unter­suchung der Eigen­schaften der ältesten Braunen Zwerge in unserer Galaxie gespielt, die einige hundert Millionen bis Milliarden Jahre alt sind. Jetzt hat ein Team um Basmah RIaz von der Uni München erstmals eindeutig deuteriertes Methan in drei verschiedenen Proto-Braunen-Zwergen nach­ge­wiesen. Es ist der erste klare Nachweis dieser Verbindung außerhalb des Sonnen­systems.

Die jungen Braunen Zwerge sind sehr kalt und dicht. Das macht es schwierig, sie im nahen Infrarot auf Methan­signaturen hin zu unter­suchen. Im Millimeter-Wellen­bereich dagegen lassen sie sich leicht beobachten. Dort lässt sich zwar kein Methan nachweisen, das aufgrund seiner Symmetrie keine spektrale Signatur im Radiobereich hat, aber eben deuteriertes Methan CH3D.

Der erste Nachweis von CH3D ist umso erstaunlicher, weil nach gängigen Theorien zur Entstehung Brauner Zwerge die Proto-Braunen-Zwerge mit zehn Kelvin kühler und dichter sind als Proto-Sterne. Nach der chemischen Theorie wird CH3D bevorzugt gebildet, wenn das Gas warm ist, also bei Temperaturen um zwanzig bis dreißig Kelvin. „Die Messungen implizieren, dass zumindest ein signi­fi­kanter Anteil des Gases in einem Proto-Braunen-Zwerg wärmer als zehn Kelvin ist, sonst dürfte CH3D dort überhaupt nicht vorkommen“, sagt Riaz. Die CH3D -Häufigkeits­messung liefert den Wissen­schaftlern auch eine Schätzung der Methan­häufigkeit.

Unerwartet ist auch, dass das Team CH3D in drei Proto-Braunen-Zwergen nach­ge­wiesen hat, während dieses bisher nur bei einem sonnen­ähnlichen Proto-Stern gelang. Das bedeutet, dass Proto-Braune-Zwerge eine reich­haltige warme organische Chemie aufweisen und dass diese kühlen, kompakten astro­physi­ka­lischen Objekte möglicher­weise nicht einfach eine verkleinerte Nachbildung von Protosternen sind.

„Das Methan in den Proto-Braunen-Zwergen könnte in den ältesten Braunen Zwergen überleben oder auch nicht“, sagt Wing-Fai Thi vom MPI für extra­terrestrische Physik. Da eine warme Umgebung die Bildung komplexerer Moleküle begünstigt, sind Proto-Braune-Zwerge interessante Objekte, um in Zukunft nach solchen Molekülen zu suchen.

LMU / RK

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