09.11.2016

Wie Planetensysteme entstehen

Neugeborene Planeten beeinflussen Form proto­plane­ta­rischer Scheiben.

Bislang ist noch nicht vollständig geklärt, welchen Einfluss Planeten auf die Form der Scheiben um junge Sterne haben, in denen sie ent­stehen. Planeten ent­stehen in Scheiben aus Gas und Staub, die neuge­borene Sterne um­geben. Solche proto­planeta­rischen Scheiben können sich über mehrere Milli­arden Kilo­meter er­strecken. Im Laufe der Zeit kolli­dieren Partikel in ihnen und ver­binden sich, sodass schließ­lich planeten­große Objekte daraus ent­stehen. Aller­dings bleiben die genauen Details über die Ent­wick­lung dieser planeten­bildenden Scheiben weiter­hin rätsel­haft. Mit dem SPHERE-Instrument am Very Large Tele­scope der ESO konnten nun auf­fäl­lige Merk­male in solchen Scheiben im Detail beob­achtet und deren komplexe Dynamik unter­sucht werden.

Abb.: Konzentrische Ringe und Spiralarme - SPHERE-Bilder proto­plane­ta­rischer Scheiben um die drei jungen Sterne RXJ 1615 (rechts), HD 97048 (links) und HD 135344B (Mitte). (Bild: ESO)

Das Instrument SPHERE kann durch die Kombination neuartiger Techno­logien feine Details proto­planeta­rischer Scheiben direkt abbilden. Die Wechsel­wirkung zwischen proto­planeta­rischen Scheiben und den darin wachsenden Planeten kann dazu führen, dass die Scheibe verschie­dene Formen annimmt: riesige Ringe, Spiral­arme oder eine durch Schatten ent­standene schein­bare Lücke in der Scheibe.

RXJ1615 ist ein junger Stern, der sich 600 Lichtjahre von der Erde entfernt im Stern­bild Skorpion befindet. Jos de Boer von der Stern­warte Leiden in den Nieder­landen und seine Kollegen fanden eine komplexe Anord­nung konzen­trischer Ringe, die den jungen Stern umgeben. Solch ein komplexes Ring­system in einer proto­planeta­rischen Scheibe konnte bisher nur wenige Male abge­bildet werden. Das System ist nur 1,8 Millionen Jahre alt. Die Scheibe liefert Hinweise darauf, dass ihre Form von Planeten beein­flusst wurde, die sich noch im Entste­hungs­prozess befinden.

Auch der junge Stern HD 97048 im Sternbild Chamäleon, der etwa 500 Licht­jahre von der Erde ent­fernt ist, zeigt konzen­trische Ringe in seiner Scheibe. Die Symmetrie der beiden Systeme ist ein über­raschendes Ergebnis, da die meisten proto­planeta­rischen Systeme eine Viel­zahl von asym­me­trischen Spiral­armen, Lücken und Wirbel enthalten.

Ein Beispiel der häufiger auftretenden asymmetrischen Scheiben umgibt den Stern HD 135344B, der etwa 450 Licht­jahre von uns ent­fernt ist. Obwohl der Stern in der Vergangen­heit schon aus­giebig unter­sucht wurde, konnte die proto­planeta­rische Scheibe des Sterns mit SPHERE mit nochmal mehr Detail­schärfe beob­achtet werden. Das große zentrale Loch und die beiden markanten spiral­arm­ähn­lichen Struk­turen sind vermut­lich durch einen oder mehrere masse­reichen Proto­planeten ent­standen, die irgend­wann zu einem jupiter­ähn­lichen Planeten werden.

Außerdem wurden vier dunkle Streifen beobachtet, bei denen es sich offen­bar um Schatten handelt, die durch die Bewegung der Materie inner­halb der Scheibe von HD135344B ent­stehen. Außer­gewöhn­lich war, dass sich einer der Streifen in den Monaten zwischen den Beob­achtungen deut­lich ver­änderte. Die Beob­achtungen zeigen, dass die komplexen und sich verän­dernden Scheiben, die junge Sterne umgeben, immer wieder für über­raschende Ent­deckungen sorgen können. Den Forschern gelang es, durch ihre Ergeb­nisse einem Ver­ständnis der Wechsel­wirkung zwischen Planeten und proto­planeta­rischen Scheiben einen Schritt näher zu kommen – und damit auch dem Ver­ständnis der Ent­stehung von Planeten.

ESO / RK

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