26.09.2007

Wie Sputnik vor 50 Jahren

Der erste künstliche Satelliten Sputnik 1 markierte den Startschuss für ein Wettrennen um die Vorherrschaft im Weltall. Mit eigener Mondstation und Marsmission will Russland bald wieder den Ton im All angeben.

Wie Sputnik vor 50 Jahren

Moskau (dpa) - Der Schock im Westen saß tief, als die Pieptöne von Sputnik 1 (Begleiter) vor 50 Jahren aus dem All weltweit mit einfachen Radios zu empfangen waren. Der erste künstliche Satellit, abgeschossen vom damals sowjetischen Raketenstartkomplex in Baikonur (Kasachstan), markierte am 4. Oktober 1957 nicht nur den Beginn des Raumfahrtzeitalters. Es war der Startschuss für ein Wettrennen um die Vorherrschaft im Weltall, bei dem die Sowjetunion gegenüber den USA lange Zeit die Nase vorn hatte. Die USA befürchteten zudem, Moskau könnte mit seinen leistungsstarken Raketen auch nukleare Sprengköpfe auf sie abfeuern. Nach langer Durststrecke will Russland nun mit eigener Mondstation und Marsmission wieder den Ton im All angeben.

Sputnik, 58 Zentimeter im Durchmesser, knapp 84 Kilogramm schwer, brachte vor allem wissenschaftliche und technische Entwicklungen wie die Satellitenkommunikation ins Rollen. Als die Amerikaner Anfang 1958 mit dem Satelliten Explorer 1 (Forscher) nachzogen, spöttelte der damalige sowjetische Parteichef Nikita Chruschtschow über die «Pampelmuse», die auf nur 16,2 Zentimeter Durchmesser und 13,7 Kilogramm Gewicht kam.

Rasch erkannte der Chefkommunist die propagandistische Wirkung und ließ kurz darauf - zum 40. Jahrestag der Oktoberrevolution - die Hündin Laika im 500 Kilogramm schweren Sputnik 2 ins All aufsteigen. 50 Jahre nach seinem qualvollen Tod soll dem ersten Lebewesen im All nun ein Denkmal gewidmet werden.

Pünktlich zum Jubiläum zeigt sich Russlands Raumfahrtindustrie nach dem Chaos und der Unterfinanzierung in den 90er Jahren wieder selbstbewusst. Geplant seien in etwa 20 Jahren eine bewohnbare Mondstation, in 30 Jahren bemannte Flüge zum Mars, sagt der Leiter der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Anatoli Perminow. Sein Programm sieht auch den Bau eines neuen Weltraumbahnhofs im Fernen Osten und einer rein russischen Raumstation vor. «Das wird etwas völlig anderes sein als die ISS», kündigt Perminow an. Auch neue Transportsysteme und Weltraumfahrzeuge seien schon in Planung.

Russland will an die alten Erfolge anknüpfen. Bis 2011 soll das russische Satellitennavigationssystem GLONASS das amerikanische GPS einholen, schrieb die Kremlzeitung «Rossijskaja Gaseta» unlängst unter Berufung auf Vizeregierungschef Sergej Iwanow. Das System sei nicht weniger wichtig als der Besitz von Kernwaffen oder Energieressourcen. «Man muss jetzt Dampf machen», trieb der Minister seine Entwickler an.

Dagegen sind Wissenschaftler besorgt über den zunehmenden Müll im Orbit. Aus Sicht von Juri Saizew vom Institut für Weltraumforschung der Russischen Akademie der Wissenschaften könnte die Raumfahrt sogar «in einiger Zeit unmöglich» werden, weil zu viele Satelliten und Schrott auf den Umlaufbahnen unterwegs seien. Millionen Einzelteile, Überbleibsel von Trägerraketen, explodierten Weltraumapparaten und Alltagsmüll der Raumfahrer fänden sich inzwischen da oben. Schwere Kollisionen seien möglich sowie Verletzungen von Kosmonauten, da viele der Teile um ein Vielfaches schneller seien als Geschosse.

50 Jahre nach dem Sputnikstart umkreisen hunderte Satelliten die Erde in Höhen zwischen 80 und 36.000 Kilometern. Sie liefern meteorologische Daten zur Wettervorhersage, registrieren Veränderungen auf der Erde: vom Vulkanausbruch über Hurrikans bis zur Zerstörung des Regenwaldes. Und sie messen die vom Klimawandel verursachte Eisschmelze in den Polarregionen.

Die wissenschaftliche Ausbeute des von Sergej Koroljow geleiteten ersten Sputnikflugs war dagegen gering. Der mit drei Antennen bestückte Flugkörper funkte Daten über die Dichte der Atmosphäre und Temperaturen zu den Bodenstationen. Mit einer kosmischen Geschwindigkeit von 8000 Metern in der Sekunde umkreiste der Trabant in 939 Kilometern Entfernung die Erde, bis die chemischen Batterien erschöpft waren und die glitzernde Aluminiumkugel am 4. Januar 1958 in der Erdatmosphäre verglühte.

Ulf Mauder, dpa

Hintergrund - Die Eroberung des Alls 
Der Wettlauf um die Vorherrschaft im All erreichte während des Kalten Krieges neue Dimensionen. Die Kontrahenten USA und Sowjetunion investierten Milliarden in ihre Raumfahrtprogramme. Stationen des Wettlaufs:

  • 4. Oktober 1957: Die Sowjetunion startet überraschend den ersten künstlichen Erdtrabanten «Sputnik».

  • 3. November 1957: Mit Hündin Laika bringt die Sowjetunion das erste Lebewesen ins All. Sie fliegt im Satellit «Sputnik 2».

  • 31. Januar 1958: Der US-Satellit «Explorer I» startet zum ersten Flug.

  • 12. April 1961: Der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin ist der erste Mensch im Weltall. In seiner Raumkapsel «Wostok» umkreist er die Erde.

  • 18. März 1965: Kosmonaut Alexej Leonow verlässt als erster seine Kapsel. Zehn Minuten bewegt er sich im freien Raum.

  • 21. Dezember 1968: Als erstes bemanntes Raumschiff umkreist die amerikanische «Apollo 8» den Mond.

  • 16. Juli 1969: Der Amerikaner Neil Armstrong betritt als erster Mensch den Mond. Mit seinen Kollegen Michael Collins und Edwin Aldrin fliegt er in «Apollo 11».

  • 19. April 1971: Die Sowjetunion nimmt die erste Raumstation «Saljut 1» in Betrieb.

  • 20. Juli 1976/3. September 1976: Die beiden US-Sonden «Viking 1» und «Viking 2» landen auf dem Mars.

  • 12. April 1981: Mit der «Columbia» (USA) geht erstmals ein Space- Shuttle auf Reisen, das ähnlich einem Flugzeug wieder auf der Erde landet.

  • 20. Februar 1986: Die Sowjetunion bringt die ständig bemannte Raumstation «Mir» ins All. Sie umkreist bis ins Jahr 2001 die Erde.

  • 22. März 1995: Der russische Kosmonaut Wladimir Poljakow kehrt nach 439 Tagen von der «Mir» auf die Erde zurück. Er hält noch immer den Rekord für den längsten Aufenthalt im All.

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