18.09.2023

Wie Windturbinen auf Turbulenzen reagieren

Basis für eine effizientere Steuerung von Windkraftanlagen gelegt.

Die Leistung von Windkraftanlagen kann innerhalb von Sekunden um die Hälfte schwanken. Solche Fluktuationen im Megawatt­bereich belasten sowohl die Stromnetze als auch die Anlagen selbst. Einen möglichen Ansatz, um diese sprunghaften Änderungen zu vermeiden, zeigt nun eine neue Studie von Forschern der Universität Oldenburg und der Sharif Universität in Teheran auf. Das Team berichtet, dass die kurzfristigen Schwankungen der elektrischen Leistung vor allem auf die Kontroll­systeme der Wind­turbinen zurückzuführen sind. Gleichzeitig liefern die Ergebnisse Hinweise darauf, wie sich die Kontroll­systeme so optimieren lassen, dass die Turbinen gleichmäßiger Strom produzieren.


Als einzigartige Großforschungsanlage ermöglicht der Forschungswindpark...
Als einzigartige Großforschungsanlage ermöglicht der Forschungswindpark WiValdi Wissenschaft im Originalmaßstab unter realistischen Bedingungen.
Quelle: DLR

Das Team um Pyei Phyo Lin von der Universität Oldenburg analysierte Daten mehrerer Anlagen in einem Windpark. „Weil Windkraftanlagen unter turbulenten Wind­bedingungen arbeiten – ähnlich wie ein Flugzeug, das bei starkem Wind landet – schwanken alle Messdaten sehr stark, es ist kein klares Signal zu erkennen. Wir sprechen von Rauschen“, berichtet Lin. Der Physikingenieur und seine Kollegen untersuchten Zeitreihen der Wind­geschwindigkeit, der elektrischen Leistung der Anlagen und der Drehgeschwin­digkeit des Generators mit stochastischen Methoden. Mit ihrem neuen mathe­matischen Ansatz gelang es den Forschern, das Rauschen in den Daten in zwei verschiedene Anteile aufzuspalten, von denen einer auf den Wind zurückzuführen ist und der andere auf die Reaktion des Kontrollsystems der Anlage.

„Meist wird das Rauschen als lästiger Effekt betrachtet, der die Messungen stört“, sagt Lin. „Jetzt liefert uns das Rauschen neue Informationen über das System – das ist eine neue Qualität“, ergänzt Matthias Wächter, der an der Universität Oldenburg die Arbeits­gruppe Stochastische Analyse leitet. Wie das Team berichtet, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Kontrollsysteme von Windkraftanlagen häufig nicht optimal auf kurzfristige Schwankungen des Windes reagieren: Meist wechseln sie die Kontroll­strategie, was zu den beobachteten starken Schwankungen der elektrischen Leistung führen kann. Durch die neuen Forschungs­ergebnisse sei es nun jedoch möglich, turbulente Windphänomene und die Reaktion der Kontrollsysteme zu entkoppeln. 

„Auf diese Weise wird es möglich, die Kontrollsysteme zu verfeinern, damit Windkraft­anlagen gleichmäßiger Strom erzeugen“, so der Turbulenz­experte Joachim Peinke von der Universität Oldenburg, der an der Studie beteiligt war. Gleichzeitig lasse sich so die Effizienz von Windkraft­anlagen verbessern und ihre Lebenszeit verlängern.

U. Oldenburg / JOL

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