Zo.rro reitet für CO2-freie Energieversorgung
Übergabe des Förderbescheides des Thüringer Umweltministeriums bei der Auftaktveranstaltung
In dem großen Verbundprojekt Zo.rro, das am 15. Mai gestartet ist, erforscht die TU Ilmenau als Konsortialführer mit sechs Partnern am Beispiel von Thüringen, wie die Energieversorgung CO2-frei gestaltet werden kann. Die Wissenschaftler werden die Wertschöpfungskette in der Industrie so optimieren, dass die Energieversorgung, die für die Produktherstellung nötig ist, nahezu frei von Kohlendioxid erfolgt. Dabei soll der Produktionsprozess selbst mithelfen, eine CO2-freie Energieversorgung zu erreichen. Vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen im mittelständisch geprägten Thüringen werden im Wettbewerb davon profitieren, wenn sie sich durch eine CO2-freie Produktion ihrer Waren und Dienstleistungen gegenüber Konkurrenten abheben. Im Zeitalter der Energiewende könnten die Forschungsarbeiten der TU als Modell für Deutschland dienen.
Um im Forschungsprojekt Zero Carbon Cross Energy System – Zo.rro – das ambitionierte Ziel CO2-freie Energieversorgung zu erreichen, betrachten die Wissenschaftler die Strom-, Wärme- und Gasnetze und den Mobilitätssektor gemeinsam – Fachleute sprechen von Sektorenkopplung. Bisherige Vorhaben, den Ausstoß von Kohlendioxid im Stromsektor zu reduzieren, konzentrierten sich vorrangig auf die Bereitstellung von Energie, die Wechselwirkungen mit den Systemdienstleistungen blieben weitgehend unberücksichtigt. Unter Systemdienstleistungen, die zwingend notwendig sind, um eine sichere und zuverlässige Stromversorgung zu gewährleisten, verstehen Experten jene für die Funktionstüchtigkeit notwendigen Dienste in der Elektrizitätsversorgung, die Netzbetreiber neben der Übertragung und Verteilung elektrischer Energie zusätzlich erbringen. Die Industrie stößt dabei in ihrem laufenden Produktionsbetrieb sozusagen indirekt Kohlendioxid aus. Wissenschaftliche Analysen gehen davon aus, dass bis zu zwanzig Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes allein auf die Systemdienstleistungen entfallen – enorme Potenziale, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, die der Forschungsverbund ausschöpfen möchte.
Thüringen hat sich mit seiner Energiepolitik zur Energiewende bekannt. Mit seiner „Zielstellung 2040“ strebt das Bundesland die bilanzielle Versorgung aus erneuerbaren Energien an. Dazu will das Zo.rro-Projekt, dessen Forschungsarbeiten auf die mittelständische Industrie Thüringens ausgerichtet sind, einen wichtigen Beitrag leisten. Die Technologien und Erkenntnisse, die aus dem Projekt gewonnen werden, könnten künftig als Modell für ganz Deutschland dienen. Ministerpräsident Bodo Ramelow könnte sich vorstellen, dass Thüringen zum technologischen Vorreiter für die Energiewende wird: „Das Projekt stellt sich mit seiner Ausrichtung und Zielsetzung den zentralen Herausforderungen der Energiewende. Es verbindet auf innovative Weise CO2-Freiheit, Flexibilität, Versorgungssicherheit, Preisstabilität und ein Plus an energetischer regionaler Wertschöpfung. Damit hat Zo.rro das Potenzial, um perspektivisch zum Schlüssel einer gelingenden Energie- und Klimawende in Deutschland zu werden. Thüringen hat dabei als Modellregion die einmalige Chance, sich als intelligentes grünes Kraftwerk der Zukunft zu profilieren.“
Die erste Phase des Projekts ist auf drei Jahre angesetzt und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit 1,8 Millionen Euro gefördert, davon über 1,1 Millionen Euro allein für den Forschungsstandort Ilmenau. Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz unterstützt zudem die Hochschule Nordhausen und das Thüringer Erneuerbare Energien Netzwerk als Verbundpartner des Projektes mit über eine Million Euro. Dazu erklärt Umweltministerin Anja Siegesmund: „Mit Zo.rro wird das Land Thüringen zu einem Vorreiter der Energiewende. Hier entsteht ein Netzwerk für Nullemission und das Modell für ein sicheres, kostengünstiges und klimaneutrales Energieversorgungssystem.“
Ab Ende 2021 werden die Erkenntnisse aus den Forschungen in einer zweiten Phase des Projekts in kleinen und mittelständischen thüringischen Unternehmen praktisch erprobt. Dirk Westermann, als Direktor des Instituts für Energie-, Antriebs- und Umweltsystemtechnik an der TU Ilmenau Leiter des Projekts, sieht große Vorteile darin, das Forschungsprojekt in Thüringen durchzuführen: „Thüringen eignet sich besonders, weil es in Bezug auf seine Energieversorgung, seine Wirtschaftsstruktur und die politischen Rahmenbedingungen im Vergleich zu anderen Bundesländern hervorsticht.“
Die Partner sind neben der TU als Konsortialführer der Ilmenauer
Institutsteil Angewandte Systemtechnik des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB, das Ingenieurbüro für Energiewirtschaft, KoCoS Messtechnik, Trianel, die Hochschule Nordhausen und ThEEN.
TU Ilmenau / od
Weitere Infos
- Institut für Energie-, Antriebs- und Umweltsystemtechnik IEAU (D. Westermann), Technische Universität Ilmenau
- Thüringer Erneuerbare Energien Netzwerk e. V. (ThEEN), Erfurt