07.09.2018

Zwischen Dampf und Depression

Im neuen Rätsel von Physik in unserer Zeit suchen wir einen hypochondrischen Thermodynamiker und Tüftler mit weitreichender Wirkung. Wir verlosen drei Buchpreise.

Das stille und nachdenkliche Kind wird in einem schottischen Nest unweit von Glasgow geboren. Wer hier keinen Whisky destilliert oder Fische fängt, der baut Schiffe. Der Vater des Gesuchten gehört zu Letzteren. Die Mutter kommt aus gutem Hause, ein Großvater ist Mathelehrer – insgesamt kein bildungsferner Haushalt.

Trotz unregelmäßigem Schulbesuch klappt daher die Ausbildung ganz gut: Aus den Erinnerungen eines Onkels geht hervor, dass der Gesuchte bei der Mutter Lesen und Schreiben lernt, während der Vater die Fächer Arithmetik, Geometrie und Erfinden übernimmt. Mit vierzehn besucht der Junge dann immer wieder besagten Onkel in Glasgow, der Wissen in Chemie und Anatomie beisteuert. Medizin interessiert den Gesuchten besonders, schon aus Eigennutz, denn als eher ängstlicher und depressiver Typ mit Hang zu Hypochondrie interessiert er sich auch brennend für die Krankheiten und Wehwehchen, die seine Familie und ihn peinigen.

Doch er wird nicht Chirurg. Stattdessen geht er in London bei einem Instrumentenbauer in die Lehre. Er lernt, wie man Quadranten, Lineale und andere Messinginstrumente baut. Nach einem Jahr kehrt er nach Glasgow zurück und macht sich dort als Instrumentenbauer selbstständig, spezialisiert vor allem auf Reparaturen, später auch auf Musikinstrumente und Kinderspielzeug. Seine Kunden sind die Professoren der Universität vor Ort, die ihm kaputte mathematische und astronomische Instrumente bringen und ihm später sogar eine Werkstatt an der Uni einrichten lassen. Unter diesen Wissenschaftlern ist der Wirtschaftstheoretiker Adam Smith.

Für Wirtschaftler ist die Welt damals gehörig in Bewegung. Fabriken und Maschinen – das ist damals wie heute „was mit Medien im Internet“. Aus dem Kohlenrauch wird Kohlenrausch, Manufakturen rattern, und in Dampfkesseln werden neue Businessmodelle ausgekocht. Das Business interessiert den Gesuchten zwar herzlich wenig, die Technik dafür umso mehr. Er sitzt in seiner Werkstatt und paukt Thermodynamik, die es so richtig noch gar nicht gibt, um eine Dampfmaschine zu verbessern, die es auch nur so halb gibt. Auf das Thema stößt er, als er das kaputte Modell einer Dampfmaschine seines Kollegen Thomas Newcomen reparieren soll. Trotz Reparatur kriegt er es nur mittelgut zum Laufen. Das Problem steckt in der Konstruktion: Der Zylinder soll sich im Prinzip ständig aufheizen und dann abkühlen. Das ermüdet das Material und die Benutzer der Maschine.

Der Gesuchte hat zwei Ideen (wobei die eine später kommt und vielleicht nicht ganz von ihm stammt): Er lagert das Abkühlen des Dampfes in einen Kondensator aus (macht die Maschine viel leistungsfähiger), und er übersetzt das Auf und Ab des Zylinders per Planetengetriebe in eine Drehbewegung (macht die Maschine vielseitiger). Da passt es gut, dass man den Namen in der Physik heute mit der „Leistung“ verbindet.

Andreas Loos, Berlin

Wer war der kränkelnde Ingenieur? Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte an: Physik in unserer Zeit, Wiley-VCH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, oder per Email an: thomas@buehrke.com. Absender bitte nicht vergessen! Einsendeschluss ist der 15.10.2018. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir verlosen drei Exemplare des Buches Die Wissenschaft bei Douglas Adams von Alexander Pawlak.

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