26.05.2017

Zwischen Quantenmechanik und Konstruktivismus

Im neuen Rätsel von Physik in unserer Zeit geht es um einen Mathematiker mit bedeutendem Einfluss auf die Physik. Wir verlosen drei Buchpreise. 

Als Sohn eines Bankiers kann er studieren, was er will – am Geld soll es jedenfalls nicht scheitern. Noch weniger scheitert es am Intellekt. Mit extrem hellem Köpfchen studiert der Gesuchte Mathematik und Physik und interessiert sich nebenher auch noch für Philosophie der Mathematik. Schon als Schüler hatte er Kants „Kritik der reinen Vernunft“ durchgeschmökert. Zeit seines Lebens kehrt er immer wieder zu Grundsatzfragen zurück: Was sind Beweise, Zahlen oder die Geometrie? Was ist Mathematik? Und was ist schön daran?

Zumindest phasenweise glaubt der Gesuchte, dass man Mathematik nicht sinnvoll betreiben kann, ohne grundsätzlich zu klären, was das eigentlich bedeutet: Mathematik zu „machen“. Doch während ein britischer Kollege versucht, die Verhältnisse mathematisch-philosophisch-logisch zu reparieren – und damit letztlich scheitert –, stürzt sich der Gesuchte im Mekka der Mathematik, in Göttingen, erst einmal in die Praxis der aktuellen Fachwissenschaft. Am Ende seines ersten Jahres fährt er mit dem „Zahlbericht unter dem Arm“ nach Hause, wie er sich später erinnert. Der Verfasser des Buches, einer Zusammenfassung des damaligen Standes in der Algebraischen Zahlentheorie, wird einige Jahre später der Doktorvater des Gesuchten und betreut dessen Doktorarbeit über Integralgleichungen.

Anschließend beginnt er Mathematik zu lehren, erst in Göttingen, dann an der ETH Zürich. Dort lernt er mehrere berühmte Kollegen kennen, unter anderem einen, der gerade die Allgemeine Relativitätstheorie entwirft. Hochspannend, findet der Gesuchte und beginnt seinerseits über Raum, Zeit und Materie zu schreiben. Auch sonst ist er wissenschaftlich extrem produktiv: Er veröffentlicht in den folgenden fünfzehn Jahren einen Berg an Arbeiten auf völlig unterschiedlichen mathematischen Gebieten, unter anderem in den Grundlagen der Quantenmechanik.

In diese Zeit fällt jedoch auch eine Art Zerwürfnis mit seinem Doktorvater, weil der Gesuchte zeitweise ins Lager eines niederländischen Mathematik-Philosophen überläuft – und da wird heftig für eine besonders strenge Form der Mathematik geworben, den Konstruktivismus. „Brouwer, das ist die Revolution“, ruft der Gesuchte in einem seiner Aufsätze und vermiest seinem Ex-Chef damit die Stimmung. Von den mathematikphilosophischen Ansichten Brouwers hält der nämlich gar nichts.
Trotzdem wird der Gesuchte Nachfolger seines Doktorvaters, für wenige Jahre zumindest. Denn dann kommen die Nazis an die Macht, und er, dessen Frau als „Jüdin“ ist, wandert nach einigem Zögern in die USA aus. Dort lehrt und forscht er in der theoretischen Physik bis 1951 am Institute for Advanced Study in Princeton.
Andreas Loos, Berlin

Wer schwankte zwischen Quantenmechanik und Konstruktivismus? Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte an: Physik in unserer Zeit, Wiley-VCH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, oder per Email an: thomas@buehrke.com. Absender bitte nicht vergessen! Einsendeschluss ist der 15.6.2017. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir verlosen drei Exemplare des Buches Astronomie für Dummies von Stephen Maran.

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