18.09.2003

Understanding Quantum Mechanics

Omnès

Understanding Quantum Mechanics

Von R. Omnès.
Princeton University Press, Princeton 1999. XIII + 307 S., Cloth
ISBN 0-691-00435-8

Roland Omnès, Professor an der Universität Paris-Süd, gilt als einer der Vordenker - neben Griffiths, Gell-Mann und Hartle - des so genannten "consistent histories approach". Er ist Autor einiger Bücher und zahlreicher Aufsätze über Interpretationsfragen der Quantenmechanik, und nun hat er ein weiteres Buch geschrieben, das sich von dem 1994 erschienenen "Interpretation of Quantum Mechanics" im Wesentlichen in zwei Punkten unterscheidet: Zum einen zielt "Understanding Quantum Mechanics" auf einen größeren Leserkreis - Omnès verzichtet, wenn möglich, auf mathematischen Ballast und kapriziert sich auf die entscheidenden Formeln. Sein Buch ist aber dennoch kein Lesestoff für Laien (tatsächlich hat Omnès 1999 auch noch ein populäres Pendant unter dem Titel "Quantum Philosophy" veröffentlicht). Zum anderen enthält es neue Ideen, die es nach Omnès Ansicht nun möglich machen, die Quantenmechanik tatsächlich "verstehen" zu können (im Sinne des berühmten Feynman-Wortes, dass wohl niemand dies tut).

Zum Aufbau: Nach einer entstehungsgeschichtlichen Einleitung kommt Omnès im zweiten Teil des Buches auf die Kopenhagener Interpretation zu sprechen, derer er sich in Ansätzen bedient, deren bekannte Schwäche er aber darin sieht, eine Trennung der Welt in Quantensysteme und klassische Messapparate vorzunehmen. Im 7. Kapitel gibt er eine Kurzfassung des historientheoretischen Programms: Eine Historie ist eine Folge von vorausgesagten Eigenschaften eines Quantensystems, die sich auf hintereinander folgende Messereignisse beziehen. Mathematisch entspricht dies einfach einer Kette von Projektionsoperatoren. Omnès verwendet viel Mühe darauf zu argumentieren, dass diese Konzeption den allgemeinen Rahmen einer physikalischen Universalsprache absteckt. Der entscheidende Punkt ist, dass man nun Konsistenzbedingungen einführt, um nur diejenigen Historien herauszufiltern, die im Sinne der klassischen Aussagenlogik konsistent sind. Dabei ist insbesondere Dekokärenz der entscheidende Mechanismus. Im dritten und längsten Teil des Buches wird im Detail vorgeführt und diskutiert, wie aus diesem Ansatz die klassische Welt der Mess ergebnisse aus der Quantenwelt entstehen kann.

Mögliche Einwände gegen sein Programm scheinen Omnès letztlich nicht zu beunruhigen. In Kapitel 20 setzt er sich gleichwohl mit der bemerkenswerten Tatsache auseinander, dass gerade Interpreten der Quantentheorie aus dem "realistischen" Lager wie Bell und d¿Espagnat mit der Dekohärenzlösung des Messproblems immer unzufrieden waren. Denn das Verschwinden quantentheoretischer Korrelationen "for all practical purposes" erklärt nicht vollständig, warum am Ende der Messkette nur ein einziges, objektivierbares Ergebnis herauskommt.

Omnès Buch mag lesenswert für an Interpretationsfragen interessierte Leser sein, das letzte Wort im Hinblick auf ein echtes "Verstehen der Quantenmechanik" ist freilich noch nicht gesprochen.
Dr. Holger Lyre,Ins titut für Philosophie, Ruhr-Universität Bochum

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