15.05.2020 • Energie

13 Thesen zur Energiewende

Neue Modellrechnungen für ein klimafreundliches Energiesystem.

Wie kann die Energie­wende in Deutschland gelingen? Diese Frage gewinnt momentan zusätzlich Bedeutung, etwa durch die Diskussion, in welcher Form der Staat in der Krise Unternehmen und Branchen unterstützt, die für das Gelingen der Energiewende relevant sind. Forscher des Fraunhofer Cluster of Excellence „Integrated Energy Systems“ – CINES – haben nun auf Basis von drei Energie­system­modellen 13 Thesen abgeleitet, die zeigen, wie ein treibhausgas­neutrales Energiesystem für Deutschland aussehen kann. Darin beschreiben sie neben der Rolle der erneuer­baren Energien, wie sehr seltene Strom­flauten überbrückt werden können und warum Digi­talisierung und europäische Zusammen­arbeit eine hohe Relevanz für das Gelingen der Energiewende haben.

Abb.: Fraun­hofer CINES: 13 Thesen zur Energie­wende in Deutschland. (Bild:...
Abb.: Fraun­hofer CINES: 13 Thesen zur Energie­wende in Deutschland. (Bild: Fh.-ISE)

Im Fokus der Thesen steht der nationale Energie­sektor und die Frage, wie dieser gestaltet werden muss, damit Deutschland im Jahr 2050 95 Prozent weniger Treibhausgase gegenüber 1990 emittiert. Dieses Ziel ergibt sich aus den Klimazielen des Pariser Abkommens von 2015 und aus den Klimazielen der Bundes­regierung. Die Kernpunkte: Erneuer­bare Energien, ins­besondere Wind- und Solarenergie, entwickeln sich bis 2050 zur wichtigsten Energie­quelle. Der Endenergie­verbrauch in Deutschland geht deutlich zurück, vor allem dort, wo heute fossile Energieträger wie Heizöl oder Erdgas dominieren.

Gleichzeitig steigt der Strom­verbrauch für Verkehr, Gebäudewärme und chemische Prozesse in der Industrie. Für den sehr seltenen Fall, dass an wind- und sonnen­armen Tage erneuerbare Energien nicht ausreichend Strom liefern, übernehmen regelbare Kraftwerke kosten­günstig die Energie­versorgung. Entscheidend für das Gelingen der Energiewende ist neben Digita­lisierung, Forschung und Entwicklung außerdem eine europaweite Zusammenarbeit, beispielsweise bei der Identi­fizierung besonders ertrag­reicher Standorte oder bei notwendigen Infra­struktur­projekten in der regionalen Wärme­versorgung.

Die 13 Thesen basieren auf Erkennt­nissen aus drei Szenario-Studien, in denen Forscher der vier CINES-Kern­institute Fraunhofer ISE, Fraunhofer IEE, Fraunhofer ISI und Fraunhofer IEG unter­schiedliche Aspekte der Energiewende modelliert haben. Zu diesen Aspekten zählen die Auswirkungen von Verhaltens­änderungen, die Rolle von Verfahren zur Herstellung klima­neutraler Energieträger – Power-to-Gas und Power-to-Liquid –, die zunehmende Verzahnung von Strom, Wärme und Mobilität und eine nationale Wasserstoff­strategie.

„Die 13 Thesen bieten eine Grundlage für eine klare Strategie in Richtung eines klimaneutralen Energie­systems für Deutschland“, sagt Mario Ragwitz, Wissenschaftlicher Direktor des Clusters CINES. „In Zeiten der Krise braucht es genau das, um Investitions­sicherheit in der Energiebranche zu gewährleisten.“ Hans-Martin Henning, Instituts­leiter des Fraunhofer ISE und Cluster­sprecher ergänzt: „Unsere Studien­ergebnisse liefern – bei aller Ungewissheit über zukünftige Entwicklungen – robuste Erkenntnisse zu Schlüssel­merkmalen eines zukünftigen Energiesystems, mit dem eine Einhaltung der Klimaschutz­ziele und zugleich eine sichere Versorgung gewährleistet werden.“

Fh.-ISE / JOL

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