23.04.2010

20 Jahre 'Hubble'

Spektakuläres Jubiläumsbild aus dem All. «Hubble»-Nachfolger ist «James Webb».

20 Jahre ''Hubble''

Spektakuläres Jubiläumsbild aus dem All. «Hubble»-Nachfolger ist «James Webb».

Anlässlich des 20. Jubiläums des Weltraumteleskopes «Hubble» hat die US-Raumfahrtbehörde NASA in der Nacht zum Freitag eine neue Aufnahme des Observatoriums veröffentlicht. Das Bild zeigt eine gewaltige Gassäule in einer Brutstätte neuer Sterne, mit wirbelnden Gasschwaden vor einem rot und blau schimmernden Hintergrund. Die Experten zogen schwärmend den Vergleich mit einer «bizarren Landschaft» aus J.R.R. Tolkiens «Herr der Ringe» oder einer Illustration des Kinderbuchautors Dr. Seuss. Nach Mitteilung der NASA hatte «Hubble» das schillernde Bild Anfang Februar diesen Jahres in dem Sternennebel Carina Nebula in 7500 Lichtjahren Entfernung aufgenommen.


Abb.: Hubble-Jubiliäumsbild. (Bild: NASA, ESA, and M. Livio und das Hubble 20th Anniversary Team (STScI))

Seit 20 Jahren kreist das Weltraumteleskop um die Erde. Dabei machte Hubble nach Angaben der NASA 570 000 Aufnahmen von etwa 30 000 Himmelsobjekten. Die schillernden Farbbilder sind eine rechnerische Kombination mehrerer Einzelaufnahmen in verschiedenen Wellenlängenbereichen.

«Als "Hubble" gestartet ist, hatte noch niemand extrasolare Planeten entdeckt», erläutert der europäische Chefkoordinator für das Weltraumteleskop, Robert Fosbury. Heute analysiere das Weltraumteleskop sogar die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre dieser Planeten. So hat es erstmals organische Moleküle auf einem Exoplaneten nachgewiesen - und ist mit solchen Untersuchungen auch möglichem Leben im All auf der Spur.

Jeden Monat funkt es 80 Gigabyte Beobachtungsdaten zur Erde. Etwa zehn Milliarden US-Dollar (rund 7,5 Milliarden Euro) haben die NASA und die mit 15 Prozent beteiligte Europäische Raumfahrtagentur ESA dafür bislang in das Teleskop gesteckt.

«Hubble» hat geholfen, die Geburt von Sternen und Planeten aufzuklären, das Alter des Universums auf rund 13,7 Milliarden Jahre zu bestimmen und die mysteriöse Dunkle Energie zu untersuchen, die das Universum auseinandertreibt.

«Hubbles» Geschichte

«Hubbles» Geschichte reicht Jahrzehnte zurück. Bereits 1923 spekulierte der Raketenpionier Hermann Oberth (1894 - 1989) über ein Teleskop im Erdorbit. 1977 genehmigte der US-Kongress das Budget für ein großes Weltraumteleskop. Schon damals bekam es den Namen des US- Astronomen Edwin Hubble (1889 - 1953), der in den 1920er Jahren die Ausdehnung des Weltalls bewies und damit das Fundament für die Urknalltheorie legte. Space Shuttle «Discovery» brachte «Hubble» dann am 24. April 1990 ins All und stationierte es tags darauf im Orbit.

Zwei Monate nach dem Start folgte der Schock: «Hubbles» 2,4 Meter großer Hauptspiegel, zuvor gepriesen als «glattester Spiegel der Welt», war leicht falsch geschliffen. Das Superteleskop hatte einen Sehfehler. Nach drei Jahren, bei der ersten Service-Mission, bekam das Milliarden-Dollar-Instrument dann eine Brille, die Korrekturoptik COSTAR. Noch viermal sind Astronauten zu dem Teleskop geflogen und haben jeweils ein nahezu runderneuertes Instrument zurückgelassen. Die letzte Service-Mission fand im Mai 2009 statt, weitere wird es nicht geben: Die Shuttle-Flotte wird in diesem Jahr ausgemustert. Wie lange der Veteran «Hubble» nun noch durchhält, ist offen. Der Andrang der Forscher bleibt gewaltig. «Für die nächste Beobachtungsperiode haben Wissenschaftler zehnmal mehr Nutzungszeit beantragt als zur Verfügung steht», berichtet Fosbury. «Das ist ein Rekord.»

«Hubble»-Nachfolger «James Webb»

Auf «Hubble» soll «James Webb» folgen - allerdings erst 2014. Die US-Raumfahrtbehörde NASA verspricht sich von dem neuen Weltraumteleskop Wunderdinge. Der Spiegel des Infrarot- Teleskops ist doppelt so groß wie der von «Hubble» und fängt sechs Mal mehr Licht ein. Das «James Webb Space Telescope» (JWST) soll weiter als jedes andere Teleskop in die Vergangenheit zurückblicken und dabei jene dunklen Zeiten nach dem Urknall aufhellen, als es noch keine Sterne und Galaxien gab.

Mindestens 4,5 Milliarden Dollar (3,3 Milliarden Euro) kostet das Prestigeobjekt. Das nach dem früheren NASA-Direktor James Webb (1961 bis 1968) benannte Teleskop soll seinen Außenposten mehr als 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt beziehen. Es dreht dann im Halbschatten der Erde seine Bahn.

Ein Schutzmantel, so groß wie ein Tennisplatz, fängt Sonnenstrahlen sowie die Infrarotstrahlung von Erde und Mond ab. So wenig wie möglich soll die scharfen Augen des Teleskops irritieren, damit sie bis zu den Anfängen zurückblicken können - bis 200 Millionen Jahre nach dem «Big-Bang», dem Urknall. Zwei Fragen soll «James Webb» vor allem beantworten: Wie hat alles begonnen? Gibt es noch irgendwo anders Leben?

Das Teleskop wird ein technisches Meisterwerk voller neuer Erfindungen. Damit die Aufnahmen gestochen scharf sind und nicht verwackeln, muss beispielsweise bei der Bewegung eine Toleranz eingehalten werden, die einem Tausendstel eines menschlichen Haares entspricht. An dem neuen Weltraumteleskop beteiligen sich auch andere Raumfahrtagenturen. Mit einer Ariane 5-Rakete der ESA soll es ins All geschossen werden und sich dann automatisch entfalten.

dpa/KP

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