20 Jahre Montréaler Protokoll
Zum 20-jährigem Bestehen des Montréaler Protokolls für den Schutz der Ozonschicht möchte das UN-Umweltprogramm UNEP möglichst rasch weitere ozonschädliche Substanzen verbieten.
20 Jahre Montréaler Protokoll
New York/Montréal (dpa) - Zum 20-jährigem Bestehen des Montréaler Protokolls für den Schutz der Ozonschicht möchte das UN-Umweltprogramm UNEP möglichst rasch weitere ozonschädliche Substanzen verbieten. Am 16. September 1987 hatten sich 24 Staaten im kanadischen Montréal auf das Verbot der ozonschädigenden FCKW (Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe) geeinigt. FCKW steckten unter anderem in Spraydosen und Kühlschränken. Nun sollen auch die zunächst als relativ unschädlich angesehenen Ersatzstoffe H-FCKW (Teilhalogenierte Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe) in den nächsten zehn Jahren verschwinden. Auch sie zerstören die Ozonschicht und tragen zum Treibhauseffekt bei.
Der endgültige Bann der Chemikalien habe große Vorteile für die Ozonschicht und den Kampf gegen den Klimawandel, heißt es in einer Erklärung vom Freitag. Danach schätzt das UN-Umweltprogramm, dass der Verzicht auf H-FCKW einem Abbau der weltweiten Treibhausgasemissionen von 3,5 Prozent entspräche.
Sechs Vorschläge zum beschleunigten Bann der H-FCKW sollen bei einer internationalen Konferenz in der nächsten Woche in Montréal (Kanada) erörtert werden. Dort kommen von Montag an Umwelt- und Klimaexperten aus bis zu 191 Ländern zusammen. Bei dem Treffen wird auch das 20-jährige Bestehen des Montréaler Protokolls gefeiert. Unter dem Protokoll war später der Bann der H-FCKW in den Industrieländern für 2030 und in Entwicklungsländern für 2040 beschlossen worden. Dies soll nun nach dem Willen der UNEP schon früher verwirklicht werden.
UNEP-Direktor Achim Steiner würdigte das Montréaler Protokoll in der Erklärung als «eines der erfolgreichsten multilateralen Abkommen». Internationale Vereinbarungen «wie das Montréaler und das Kyoto-Abkommen entwickeln sich oft wirksamer für die Umwelt, die Gesellschaft und die Wirtschaft als ursprünglich angenommen». Nach UN-Angaben wurden FCKW inzwischen in den Industrieländern fast vollständig vom Markt genommen, in den Entwicklungsländern wurde ihre Verbreitung um mehr als 80 Prozent gesenkt.
Auch für den Nobelpreisträger Paul Crutzen ist das Montréaler Protokoll eine Erfolgsgeschichte. «Es wurde sehr viel getan», sagte Crutzen in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa mit Blick auf das Verbot der ozonzerstörenden FCKW. Nun müssten auch die FCKW-Ersatzstoffe vermindert und verboten werden, forderte Crutzen. «Die Mengen sind nicht sehr groß, aber man weiß nie, was mit der Entwicklung in Schwellenländern wie Indien oder China passiert», ergänzte Crutzen vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. Er hatte 1995 zusammen mit zwei US-Forschern den Nobelpreis für Chemie erhalten. Crutzen erforschte Bildung und Abbau des Ozons.
Stichwort: Montréaler Protokoll, Ozonschicht und FCKW
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Das MONTRÉALER PROTOKOLL ist das wichtigste internationale Instrument zum Schutz der Ozonschicht. Das Abkommen wurde am 16. September 1987 von 24 Staaten - darunter der Bundesrepublik - und der Kommission der Europäischen Gemeinschaft unterzeichnet. Das Protokoll sah neben vielen Sonderregelungen im wesentlichen vor, die Produktion der ozonschädigenden Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffen (FCKW) zu reduzieren. Die festgelegten Reduzierungsquoten und - fristen wurden später mehrfach verschärft und ergänzt. Bislang haben 191 Staaten das Protokoll ratifiziert.
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Die OZONSCHICHT umhüllt in mehr als 12 Kilometern Höhe die Erde wie ein schützender Filter. Sie absorbiert weitgehend die schädlichen kurzwelligen ultravioletten Strahlen der Sonne. 90 bis 95 Prozent des in der Atmosphäre vorkommenden Ozons befinden sich in der Stratosphäre (12 bis 50 Kilometer Höhe).
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Das OZONLOCH über der Antarktis wurde erstmals 1985 nachgewiesen - es gab aber schon viel früher Hinweise darauf. Die resultierende Zunahme der UV-B-Strahlung an der Erdoberfläche kann zu Gesundheitsschäden wie Hautkrebs führen. Die Größe des Ozonlochs schwankt im Jahresrhythmus. Amerikanische Klimaforscher hatten 2006 festgestellt, dass sich die Ozonschicht über dem Südpol erholt, aber nur langsam und vor allem in niedrigeren Lagen der Atmosphäre. Sie gehen davon aus, dass das Ozonloch über der Antarktis nicht vor 2065 verschwinden wird.
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FLUOR-CHLOR-KOHLENWASSERSTOFFE (FCKW) wurden in großem Umfang unter anderem in Spraydosen und Kühlschränken eingesetzt. Sie sind sehr stabil und nicht brennbar. Wegen der enthaltenen Chloratome zerstören FCKW die Ozonschicht. Zudem wirken sie als Treibhausgase. FCKW besitzen ein 3000 bis 8000fach höheres Erwärmungspotenzial als Kohlendioxid. In Deutschland wurde die Produktion von FCKW 1994 eingestellt.
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TEILHALOGENIERTE FCKW (H-FCKW) dienten lange als Ersatz für die FCKW, weil sie als relativ unschädlich angesehen wurden. Doch auch die H-FCKW zerstören die Ozonschicht und tragen als Treibhausgase zur Erderwärmung bei. Das UN-Umweltprogramm UNEP will die H-FCKW deshalb schon in den nächsten zehn Jahren abschaffen. Das Montréaler Protokoll sieht bisher einen Bann der H-FCKW in den Industrieländern für 2030 und in Entwicklungsländern für 2040 vor. In Deutschland ist die Verwendung von H-FCKW derzeit noch in alten Kälteanlagen erlaubt.