40 Jahre Fraunhofer-IPM
Von der Weltraumforschung hin zur industriellen Messtechnik – das Institut blickt in eine aussichtsreiche Zukunft.
Edith Sitzmann, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90 / Die Grünen im Landtag, brachte es auf den Punkt: „Industrielle Prozesse effizienter gestalten und damit Energie- und Ressourceneinsatz minimieren“, damit leiste Fraunhofer IPM einen wichtigen Beitrag zu einer sinnvollen Kombination von Ökologie und Ökonomie in Zeiten steigender Energie- und Rohstoffpreise. Die grün-roten Landesregierung unterstütze vor diesem Hintergrund das von Fraunhofer-IPM und -ISE initiierte Leuchtturmprojekt „Sustainable Energy Valley Freiburg“, trotz angespannter Haushaltslage.
Abb.: Institutsleiter Karsten Buse (v. l. n. r.) begrüßte als Gastredner Wirtschaftsminister Nils Schmid, die Fraktionsvorsitzende von B90/Grüne Edith Sitzmann, Institutsgründer Karl Rawer, den Rektor der Freiburger Universität Hans-Jochen Schiewer und FhG-Vorstandsmitglied Alexander Kurz. (Bild: K. Polkowski))
Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid hob die wichtige Bedeutung der wirtschaftsnahen Forschung für Baden-Württemberg hervor: „Wir bieten unserer Wirtschaft ein einzigartiges Angebot an wirtschaftsnaher Forschungsinfrastruktur: Über 30 Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und der Innovationsallianz Baden-Württemberg. Hier entsteht Innovation, hier entsteht Zukunft. Für den anstehenden Neubau des Fraunhofer IPM haben Land und Bund bislang jeweils sechs Millionen Euro bewilligt. Auch an den weiteren Kosten wird sich das Land finanziell beteiligen“, versprach Schmid.
Der Freiburger Oberbürgermeister Dieter Salomon betonte in seiner Rede die immer wichtiger werdende Rolle der Fraunhofer-Gesellschaft in seiner Stadt. Der geplante Neubau des IPM auf dem Campus der technischen Universität ermögliche „wissenschaftliche Kooperation und Austausch auf kurzem Wege“. Im Gemeinderat seien die Erläuterungen von Uni-Rektor Schiewer und Institutsleiter Buse zum geplanten Neubau und zum „Sustainable Energy Valley“ auf regelrechte Begeisterung gestoßen. Dies sei durchaus nicht die Regel, so der OB.
Rektor Hans-Jochen Schiewer sprach von einer neuen Qualität der Zusammenarbeit und wertete die engere Anbindung der außeruniversitären, anwendungsorientierten Forschung an die Universität als überzeugendes Modell. Vor dem Hintergrund des geplanten „Sustainable Energy Valley“ sieht Fraunhofer-Vorstandsmitglied Alexander Kurz in Freiburg einen geeigneten Kandidaten für den Standort eines der von der Fraunhofer-Gesellschaft geplanten nationalen Leistungszentren mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ als Leitmotiv.
Abb.: Eine Lasershow der Osnabrücker Firma Lightline zeichnete die Institutsgeschichte auf spektakuläre Weise bildlich nach. (Bild: K. Polkowski)
Als Professor Karl Rawer 1963 den Vorläufer des IPM gründete, stand die Weltraumforschung, und hier insbesondere die Erforschung der Ionosphäre, im Zentrum des Interesses. Neuartige Messtechniken lieferten Erkenntnisse über diesen Teil der erdnahen Atmosphäre, der vor allem für die Ausbreitung von Funkwellen von Bedeutung ist. Als Zeitzeuge berichtete der heute 100-jährige den Gästen von den Anfängen des Instituts. Karsten Buse würdigte die außergewöhnliche Lebensleistung des Wissenschaftlers, der persönlich an der Veranstaltung teilnahm. Mit vierzig Raketenstarts und neun Satelliten-Missionen hat das IPM sich internationale Anerkennung auf dem Gebiet der Weltraum-Messtechnik erworben. Aktuell sendet ein Messsystem Daten von der Internationalen Raumstation ISS, die in Klimamodelle einfließen. Dazu berichtete der Kieler Klimaforscher Mojib Latif und räumte mit einigen Missverständnissen in der öffentlichen Diskussion um den Klimawandel auf. Es sei unstrittig, so Latif, dass die CO2-Konzentration in der Atmosphäre einen Höchststand in der Menschheitsgeschichte erreicht hat. „Wir nutzen die Atmosphäre als Müllkippe“, formulierte er drastisch. Latif sieht darin ein hochriskantes Experiment an unserem Planeten. Die Klimafrage sei weniger ein Erkenntnis-, als ein Umsetzungsproblem. Was die internationalen Bemühungen zum Klimaschutz betrifft, zog er eine ernüchternde Bilanz: „Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es derzeit keinen Klimaschutz.“
Noch heute widmet sich ein Teil des IPM der Weltraumforschung und die in diesem Feld erworbenen Erfahrungen sind noch immer Grundlage verschiedenster Forschungsvorhaben – auch wenn sich das Spektrum mittlerweile verlagert und erweitert hat.
IPM / CT