Algorithmen mit Physik-Verstand
Quantensimulationen effizienter dank maschinellem Lernen, das physikalische Gesetze einbezieht.
Einem internationalen Team von Wissenschaftlern der Technischen Universität Berlin, des Fritz-
Abb.: Das neue Verfahren nutzt die räumlichen und zeitlichen Symmetrien der molekularen Dynamik. (Bild: S. Chmiela et al. / Springer Nature)
Exakte Erkenntnisse über die Moleküldynamik einer Substanz, also letztlich genaue Kenntnisse über die möglichen Zustände und Interaktionen der einzelnen Atome in diesem Molekül, helfen viele chemische und physikalische Reaktionen nicht nur zu verstehen, sondern auch zu nutzen. „Maschinelle Lernverfahren haben das Arbeiten in vielen Disziplinen dramatisch verändert, aber in der molekulardynamischen Simulation wurden sie bislang wenig eingesetzt“, so Klaus-
Genau diese Herausforderung haben die Wissenschaftler jetzt gelöst, indem sie physikalische Gesetzmäßigkeiten in maschinelle Lernverfahren integriert haben. „Der Trick besteht darin, mit den maschinellen Lernverfahren nicht alle der potentiell möglichen Zustände der Molekulardynamik zu berechnen, sondern nur die, die sich nicht aus bekannten physikalischen Gesetzmäßigkeiten oder der Anwendung von Symmetrieoperationen ergeben“, so Müller.
Zum einen nutzen die neu entwickelten Algorithmen unter anderem natürliche mathematische Symmetrien innerhalb von Molekülen. Sie erkennen zum Beispiel Symmetrieachsen, die die physikalischen Eigenschaften des Moleküls nicht verändern. So müssen diese Datenpunkte nur einmal anstatt mehrmals berechnet werden und reduzieren damit die Komplexität der Berechnung erheblich. Zum anderen nutzt das Lernverfahren das physikalische Gesetz der Energieerhaltung und berechnet erst gar keine Molekülzustände, die aufgrund dieses Gesetzes unmöglich sind.
Mit dem innovativen Ansatz, dass die verwendeten maschinellen Lernverfahren physikalische Gesetze „einbeziehen“, bevor sie lernen, die Moleküldynamik zu berechnen, ist es dem Team gelungen, die beiden Gegensätze hohe Präzision und Dateneffizienz aufzuheben.
„Unser Ansatz liefert den bislang fehlenden Schlüssel für das Erreichen spektroskopischer Genauigkeit in molekularen Simulationen, die für eine wirklich realitätsnahe Modellierung benötigt wird", erklärt Alexandre Tkatchenko, Leiter der Gruppe „theoretisch chemische Physik" an der Universität Luxemburg.
„Diese speziellen Algorithmen erlauben es, das Verfahren auf die schwierigen Probleme der Simulation zu konzentrieren, anstatt Rechnerleistung für die Rekonstruktion trivialer Beziehungen zwischen Datenpunkten zu nutzen. Damit demonstriert diese Arbeit eindrucksvoll das hohe Potential der Kombination von künstlicher Intelligenz und Chemie oder auch anderen Naturwissenschaften“, beschreibt Müller.
TU Berlin / DE