02.06.2020

Amerikaner heben kommerziell ab

Erstmals sind NASA-Astronauten in einem kommerziell gebauten und betriebenen Raumschiff zur Internationalen Raumstation gestartet.

Erstmals seit 2011, als das Spaceshuttle Discovery zur Internationalen Raumstation flog, sind NASA-Astronauten von amerikanischem Boden zur ISS gestartet – in einem Raumschiff, das vom privaten Raumfahrt- und Telekommunikationsunternehmen SpaceX gebaut und gestartet wurde. Die NASA-Astronauten Robert Behnken und Douglas Hurley hoben im Raumschiff SpaceX Crew Dragon am 30. Mai um 21:22 MESZ mit der Falcon-9-Rakete vom Startkomplex 39A im Kennedy Space Center der NASA in Florida ab. Der erste Startversuch am 27. Mai 2020 wurde knapp 17 Minuten vor Ablauf des Countdowns aufgrund schlechten Wetters abgebrochen.

Der erste unbemannte Test des „Crew Dragon“ fand am 2. März letzten Jahres statt. Dabei entsprach der Flugverlauf exakt dem der jetzigen bemannten Mission. SpaceX Demo-1 dockte am Tag darauf vollautomatisch an der ISS an. Auch das Abdocken und die Landung an Fallschirmen vor der Küste Floridas am 8. März gelangen reibungslos. SpaceX Demo-2 dient nun dazu, das neue amerikanische Mannschaftstransportsystem durchgehend zu testen.

Seit dem erfolgreichem Andocken sind Behnken und Hurley an Bord der ISS Teil der Besatzung der Expedition 63, zu der derzeit der NASA-Astronaut Chris Cassidy und seine russischen Kollegen Anatoli Ivanishin und Ivan Vagner gehören. Neben den Tests am Crew Dragon gehören Forschungsarbeiten und andere Aufgaben auf der ISS zum Auftrag Behnkens und Hurleys.

Für die beiden ersten kommerziellen Astronauten ist es jeweils der dritte Flug in All. Der 49-jährige Robert Behnken ist promovierter Maschinenbauingenieur und seit 2000 NASA-Astronaut. Er absolvierte zwei Space-Shuttle-Flüge im März 2008 (STS-123) und im Februar 2010 (STS-130), wobei er jeweils drei Weltraumausstiege unternahm. Bei der Demo-2-Mission ist er insbesondere verantwortlich für die Rendezvous-, An- und Abdock-Manöver. Der 53-jährige Douglas Hurley, ebenfalls promovierter Maschinenbauingenieur, ist Kommandant der Mission und ebenfalls seit 20 Jahren Astronaut. Seine beiden Raumflüge fanden im Juli 2009 (STS-127) und bei der letzten Space-Shuttle-Mission im Juli 2011 (STS-135) statt.

NASA-Administrator Jim Bridenstine telefonierte mit den beiden Astronauten, nachdem diese auf der ISS angekommen waren. „Der Start dieses für Menschen konzipierten kommerziellen Weltraumsystems ist eine phänomenale Demonstration amerikanischer Spitzenleistungen und ein wichtiger Schritt auf unserem Weg, die Erforschung des Mondes und des Mars durch den Menschen auszuweiten“. Auch bei diesen weiteren, wesentlich ehrgeizigeren Raumfahrtzielen will die NASA mit kommerziellen Unternehmen im Rahmen öffentlich-privater Partnerschaften kooperieren.

Die Demo-2-Mission ist der letzte große Test, bevor das Commercial Crew Program der NASA für operationelle, langdauernde Missionen zur Raumstation zertifiziert wird. Bei den späteren regulären Missionen soll der Crew Dragon in der Lage sein, mit bis zu vier Besatzungsmitgliedern zu starten und über hundert Kilogramm Fracht zu befördern. Das soll mehr Astronauten den Aufenthalt und die Forschung auf der ISS ermöglichen.

Der für diesen Testflug eingesetzte Crew Dragon kann für etwa 110 Tage im Orbit bleiben. Die genaue Missionsdauer wird jedoch auf Grundlage des nächsten kommerziellen Crew-Starts festgelegt. Der einsatzbereite Crew Dragon soll in der Lage sein, wie von der NASA gefordert mindestens 210 Tage im Orbit zu bleiben.

Am Ende der Mission werden Behnken und Hurley an Bord der Crew Dragon gehen, die sich dann autonom abdockt, die Raumstation verlässt und wieder in die Erdatmosphäre eintritt. Nach der Wasserung vor der Atlantikküste Floridas, der ersten seit der Rückkehr der amerikanischen Apollo-Sojus-Besatzung im Jahr 1975, wird die Crew vom Bergungsschiff von SpaceX abgeholt und zum Dock in Cape Canaveral zurückgebracht.

NASA / Alexander Pawlak

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