30.07.2021

Apollo 15: Erfolgsmission mit Nachspiel

Vor 50 Jahren landete mit Apollo 15 die vierte bemannte Mission auf dem Mond und absolvierte erfolgreich ein umfangreiches wissenschaftliches Programm.

„Der Mensch muss entdecken. Und das ist die größte Entdeckungsreise überhaupt“, sagte Apollo-15-Astronaut Dave Scott, als er als siebter Mensch vor 50 Jahren den Mond betrat. Das Interesse der Öffentlichkeit am Apollo-Programm war mittlerweile stark geschwunden. Dafür kam die Wissenschaft nun zum Zuge.

 Apollo 15 war die erste „J-Mission“, wie es in der NASA-Nomenklatur hieß. Statt zwei sollten sich die Astronauten drei Tage auf dem Mond aufhalten und längere Ausflüge unternehmen. Ein Mondfahrzeug, „Lunar Roving Vehicle“ genannt, sollte ihre Fortbewegung erleichtern und einen größeren Aktionsradius ermöglichen. Das schien angesichts der Erfahrungen von Apollo 14 unumgänglich. Alan Shepard und Edgar Mitchell hatte die Fortbewegung mit einem Ziehwägelchen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gebracht.

Kommandant von Apollo 15 wurde David Scott, der bereits zweimal im All gewesen war, 1966 gemeinsam mit Neil Armstrong mit Gemini 8 und 1969 mit Apollo 9. Zum Piloten der Mondfähre wurde James Irwin bestimmt, Pilot der Kommandokapsel war Alfred Worden – für beide war Apollo 15 der erste Raumflug. Alle drei bereiteten sich akribisch und mit großem Enthusiasmus auf das wissenschaftliche Programm vor, zur Freude der NASA-Geologen.

Am 30. Juli 1971 landete Apollo 15 inmitten der fast viertausend Meter hohen Apennin-Berge nahe der Hadley-Rille. Dabei handelte es sich um einen 116 Kilometer langen, einen Kilometer breiten und rund 400 Meter tiefen Lavakanal am Ostrand des Mare Imbrium. Noch vor der Ruhephase vor dem ersten Ausstieg absolvierten Scott und Irwin einen „Stand-up EVA“ im Raumanzug und bei geöffneter Luke. Scott steckte seinen Kopf hinaus und beschrieb eine halbe Stunde lang, was er sah. Seine Schilderung der Mondlandschaft gilt noch heute als legendär.

In insgesamt drei Ausflügen erkundeten die beiden Astronauten die Umgebung ihrer Landestelle länger und dank des Rovers mit größerer Reichweite als die drei vorherigen erfolgreich gelandeten Missionen. Dabei erwiesen sie sich dank der gründlichen Vorbereitungen als vorbildliche geologische Beobachter und sammelten 76,7 Kilogramm Gesteinsproben, darunter den „Genesis Rock“ („Stein der Schöpfung“), der ein Stück der ursprünglichen Mondkruste darstellte und später auf ein Alter von 4,1 Milliarden Jahre datiert wurde, jedoch noch ältere kristalline Bestandteile enthielt.

Die Astronauten stellten auch eine Messstation und einen großen Laserreflektor auf, der noch heute zu Lasermessungen dient. Nur das Bohren von Löchern, um Proben aus tieferen Schichten zu nehmen und dort physikalische Messungen vorzunehmen, gelang nicht. Die zu knapp sitzenden Arme des Raumanzugs und die unflexiblen Handschuhe bescherten Scott und Irwin stark schmerzende Händen. Beide hatten zudem auf dem Mond und während des Rückflugs mit Herzproblemen zu kämpfen, die auf Dehydration und Kaliummangel zurückzuführen waren.

Al Worden war ebenfalls nicht untätig, während er allein den Mond in der Kommandokapsel umrundete. Er fertigte exzellente Stereoaufnahmen der Mondoberfläche an, führte Messungen mit Gamma- und Röntgendetektoren durch und setzte erstmals im Apollo-Programm einen Kleinsatelliten aus, um das extrem schwache Magnetfeld des Mondes zu vermessen.

David Scott ließ es sich nicht nehmen, das Galileo Galileo zugeschriebene Fallexperiment zu wiederholen. Vor dem Rückflug ließ er vor der Landefähre „Falcon“ einen Geologenhammer und eine Falkenfeder aus gleicher Höhe fallen, die natürlich gleichzeitig auf dem Mondboden landeten. Den Applaus aus dem Missionskontrollzentrum quittierte er mit den Worten: „Es geht doch nichts über ein bisschen Wissenschaft auf dem Mond“.

Beim dritten Außeneinsatz stempelte Scott auch den Ersttagsbrief mit der Briefmarke, die zehn Jahre US-Raumfahrtprogramm feierte. Außerdem hatte er in seinem Privatgepäck eigene Umschläge dabei, die für ein Geschäft mit einem deutschen Briefmarkenhändler gedacht waren, der diese nach Ende des Apollo-Programms verkaufen sollte. Doch dieser hielt sich nicht an die Abmachung und brachte die Umschläge kurz nach dem Ende der Apollo-15-Mission auf den Markt. Scott und Irwin wurden darauf für weitere Raumfahrtmissionen gesperrt. Trotz dieses kleinen Makels zählt Apollo 15 zu den erfolgreichsten Raumflugmissionen überhaupt und setzten Maßstäbe im Apollo-Programm.

Alexander Pawlak
 

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