29.11.2023

Appelle der Wissenschaft

Stellungnahmen aus der Wissenschaft zum Angriff auf Israel und gegen Antisemitismus

Alexander Pawlak

„Wir sind zutiefst erschüttert über die brutalen Angriffe auf Israel aus dem Gazastreifen und dem Libanon. Unser Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Familien, und wir sprechen all jenen unser aufrichtiges Beileid aus, die Angehörige verloren haben oder um sie bangen. Wir stehen fest in Solidarität an der Seite aller Israelis, in besonderer Weise unserer so zahlreichen Freunde und Partner an den israelischen Hochschulen“, erklärte Joybrato Mukherjee, Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) zwei Tage nach den grausamen terroristischen Angriffen von Hamas-Milizen, die rund 1200 vor allem zivile Opfer forderten. Außerdem wurden rund 240 Geiseln genommen.

Der Vorstand der DPG hat in einer Erklärung vom 19. Oktober ebenfalls den „barbarischen jüngsten Terroranschlag der Hamas auf Israel [...] aufs Schärfste verurteilt“. Nichts könne diesen rechtfertigen. Damit verbunden war ein Appell an alle beteiligten Parteien, „das Leben der Zivilisten zu schonen, und in ihren Bemühungen um einen nachhaltigen Frieden nicht nachzulassen“.

Die Vorsitzenden dreier israelischer Forschungsorganisationen richteten sich am 30. Oktober mit einem Aufruf an die akademische und wissenschaftliche Gemeinschaft. Sie verurteilten jedwede Unterstützung der Hamas und betonten das Recht Israels, seine Existenz zu verteidigen.

Als Reaktion auf den terroristischen Überfall führt Israel einen Krieg, um die Hamas zu zerschlagen. Der Konflikt und das Leid der israelischen wie palästinensischen Opfer haben nicht nur die komplexe Lage im Nahen Osten enorm verschärft, sondern auch die weltweite Auseinandersetzung um den Nahost-Konflikt.

Insbesondere haben in Deutschland antisemitische Delikte und Straftaten zugenommen. Seit dem 7. Oktober seien nach Auskunft des Bundeskriminalamts (BKA) rund 680 antisemitische Straftaten gemeldet worden, von denen 550 im Zusammenhang mit der aktuellen Krise im Nahen Osten stünden.

Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) von Bund und Ländern hat am 27. November alle antisemitischen Vorfälle an wissenschaftlichen Einrichtungen entschieden verurteilt. Die zentralen Akteure im deutschen Wissenschaftssystem hätten schnell und mit der notwendigen Klarheit ihre Solidarität mit Israel erklärt und entschiedenes Eintreten gegen Antisemitismus auch an Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen gefordert.

Die Hochschulrektorenkonferenz hatte in einer Erklärung am 15. November klargestellt, dass unverhohlene Drohungen mit körperlicher Gewalt, das Verteilen von Flyern und Plakaten sowie das Abhalten von Kundgebungen, die den Terror der Hamas gutheißen, die Opfer ausblenden oder aufrechnen, die das Existenzrecht Israels infrage stellen sowie Jüdinnen und Juden einschüchtern sollen, nicht zu rechtfertigen und keinesfalls hinnehmbar sind.

Dass der Schutz jüdischen Lebens und das Existenzrecht Israels zentrale Elemente für unser politisches Zusammenleben seien, betonten die Sprecher:innen des Exzellenzclusters „Normative Orders“ der Universität Frankfurt, Nicole Deitelhoff und Rainer Forst, zusammen mit dem Philosophen Jürgen Habermas in ihrer Stellungnahme vom 13. November. „Bei aller Sorge um das Schicksal der palästinensischen Bevölkerung verrutschen die Maßstäbe der Beurteilung jedoch vollends, wenn dem israelischen Vorgehen genozidale Absichten zugeschrieben werden“, heißt es in der Erklärung.

Die GWK betonte, dass Hochschulen und Forschungseinrichtungen sichere Orte für Bildung und Forschung sein müssen, in denen Antisemitismus, Hassreden und Rassismus nicht geduldet werden und gegen Rechtsverstöße entschieden vorgegangen wird. Gemeinsam wollen Bund und Länder einen Aktionsplan erarbeiten, der im Rahmen der nächsten Sitzung der Kultusministerkonferenz beraten werden soll.

Der DPG-Vorstand sieht sich der Überzeugung verpflichtet, dass die Wissenschaft Brücken zwischen den Kulturen bildet und ihren Beitrag leisten muss, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen. Internationale Wissenschaftszentren wie CERN und SESAME seien dafür hervorragende Beispiele, ebenso die Annäherung von Deutschland und Israel nach dem Zweiten Weltkrieg. Hier spielte die wissenschaftliche Delegation, die am 1. Dezember 1959 nach Israel reiste, eine wichtige Rolle. Angeführt wurde sie von Otto Hahn, damals Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, und dem Physiker Wolfgang Gentner, der als Architekt der Zusammenarbeit des israelischen Weizmann-Instituts mit der deutschen Wissenschaft gilt.

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