19.04.2023

Atomausstieg vollzogen

Am 15. April wurden die letzten drei deutschen Kernkraftwerke abgeschaltet. Die Diskussion um die Kernenergie geht weiter.

Die letzten drei noch betriebenen Kernkraftwerke Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 sollten nach dem am 30. Juni 2011 im Bundestag beschlossenen Atomausstieg am 31. Dezember 2022 heruntergefahren werden. Aufgrund der Energiekrise konnten diese in einem befristeten Streckbetrieb weiter­laufen. Der Einsatz neuer Brennelemente war nicht zulässig.

Das Kernkraftwerk Isar 2 gehört zu den letzten drei deutschen Kernkraftwerken,...
Das Kernkraftwerk Isar 2 gehört zu den letzten drei deutschen Kernkraftwerken, die am 15. April 2023 abgeschaltet wurden. (Foto: Bjoern Schwarz, CC BY 2.0, bit.ly/41gIUkN, Bildausschnitt: A. Pawlak)

Mit der Abschaltung am 15. April endet nun die Ära der Kernenergie in Deutschland, die 1960 mit der Inbetriebnahme des Kernkraftwerks in Kahl begonnen hat. Zu Forschungszwecken hatte bereits 1957 der Forschungsreaktor München in Garching („Atom-Ei“) seinen Betrieb aufgenommen.

1968 stach mit der MS Otto Hahn sogar ein atomgetriebenes Schiff in See. Diese Idee erwies sich aber nicht als zukunftsträchtig, und der Schiffreaktor wurde 1979 heruntergefahren und stillgelegt.

Im benachbarten Österreich fand der Atomausstieg bereits im November 1978 durch eine Volksabstimmung zum Kernkraftwerk Zwentendorf statt. Dieses war bereits gebaut, wurde aber nie in Betrieb genommen.

Der Streit um die zivile Nutzung der Kernenergie prägte die Bundesrepublik vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren und erhielt neue Brisanz durch das Reaktorunglück in Tschernobyl im April 1986.

Mit der ersten rot-grünen Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder begann im Juni 2000 der (west-)deutsche Atomausstieg, der einen Betrieb der Kernkraftwerke bis etwa 2020 vorsah. Unter Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde 2010 jedoch eine Laufzeitverlängerung für deutsche Kernkraftwerke beschlossen.

Die Wende brachte die durch einen Tsunami verursachte Nuklearkatastrophe in Fukushima am 11. März 2011. Nur wenige Tage später verkündete das Kabinett Merkel zunächst ein dreimonatiges Atom-Moratorium für die sieben ältesten deutschen Atomkraftwerke und das Kernkraftwerk Krümmel. Am 6. Juni 2011 beschloss das Kabinett das Aus für acht Kernkraftwerke und einen stufenweisen Atomausstieg bis 2022. Der zweite deutsche Atomausstieg wurde mittels erneuter Novellierung des Atomgesetzes fixiert.

Im Zuge der Frage, wie sich der Kohlendioxidausstoß bei der Energiegewinnung reduzieren lässt, um den Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken, hat sich die Diskussion um den Ausstieg aus dem Atomausstieg neu entfacht. So macht sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder für einen Weiterbetrieb der Kernkraftwerke in Bayern stark. Eine Gruppe von 25 Wissenschaftler:innen, darunter die Physik-Nobelpreisträger Steven Chu und Klaus von Klitzing, hat sich mit einem „Aufruf zum Weiterbetrieb der deutschen Kernkraftwerke“ an Bundeskanzler Olaf Scholz gewandt.

Die Geschichte der Kernenergie ist so oder so nicht beendet, denn der Rückbau der Kernkraftwerke wird Jahrzehnte dauern, während die Suche nach einem Endlager für die radioaktiven Abfälle weitergeht.

Die DPG hat den vollendeten Atomausstieg zum Anlass genommen, ein neues Physikkonkret zum Thema „Nicht-fossile Energie: Eine Globale Herausforderung für den Klimaschutz“ veröffentlicht und eine Beschleunigung der Energiewende angemahnt, um den Folgen des Klimawandels zu begegnen.

Alexander Pawlak
 

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