Atomuhr mit einem dreidimensionalen optischen Gitter
Quantengas aus tausenden Strontiumatomen legt Basis für größere Stabilität und Präzision.
Optische Atomuhren auf der Basis von elektronischen Übergängen in Strontium- oder Ytterbiumatomen gehören heute zu den genauesten Zeitmessern. Bisher nutzen Physiker eindimensionale optische Gitter, in denen mit Lasern Atome eingefangen und gezielt angeregt werden können. Am National Institute of Standards in Boulder in den USA gingen Jun Ye und seine Kollegen jetzt einen Schritt weiter und konstruierten eine Atomuhr aus einem dreidimensionalen optischen Gitter. Damit ließen sich deutlich mehr Strontiumatome einfangen und erstmals eine Präzision von bis zu 5 × 10-19 erreichen.
Abb.: Drei Paare aus Laserstrahlen bilden ein dreidimensionales optisches Gitter, um Strontiumatome für die bisher präziseste Atomuhr einzufangen. (Bild: G. E. Marti, JILA)
Für die Konstruktion möglichst exakter und stabiler Atomuhren sollen die gemessenen Frequenzen für die resonante Anregung der elektronischen Übergänge über einen längeren Zeitraum möglichst wenig voneinander abweichen. Um dieses Ziel zu erreichen, nutzten die NIST-
Mussten bei vorher entwickelten Atomuhren mit eindimensionalen optischen Gittern alle Strontiumatome als separate Teilchen betrachtet werden, änderte sich dies deutlich mit dem neuen dreidimensionalen Aufbau. „Das wichtigste Potenzial des dreidimensionalen Quantengases liegt in der größeren Anzahl an Atomen, wodurch sich die Stabilität deutlich verbessern ließ“, sagt Ye. Denn in dem Experiment bildeten die Strontiumatome ein degeneriertes Fermi-
Abb.: Schema einer Atomuhr aus etwa 10.000 Strontiumatomen in einem dreidimensionalen optischen Gitter. (Bild: J. Ye et al., JILA)
Innerhalb des Fermi-Gases untersuchten die Forscher zwei um etwa sechs Mikrometer räumlich voneinander getrennte Bereiche aus jeweils dreitausend Strontiumatomen. Jeder Speicherplatz des optischen Gitters wurde dabei von genau einem Atom besetzt. Für beide Ensembles bestimmten sie die Resonanzfrequenz des elektronischen Übergangs mit bisher unerreichter Präzision. So gelang es nach einer relativ kurzen Messzeit von bis zu zwei Stunden exakte Frequenzwerte mit extrem geringer Abweichung von 5 × 10-19 zu bestimmen. Keine andere optische Atomuhr zuvor konnte in diese Größenordnung für die Präzision und Stabilität, also der möglichst geringen Abweichung zwischen den gemessenen Resonanzfrequenzen, vorstoßen.
Mit ihrem Prototyp einer dreidimensionalen optischen Atomuhr legen die Wissenschaftler eine wichtige Grundlage für noch genauere Atomuhren. So planen Ye und Kollegen, die Anzahl der eingefangenen Strontiumatome von derzeit 10.000 bis auf 100.000 zu erhöhen. Parallel streben sie etwas höhere Temperaturen von bis zu fünfzig Nanokelvin, erreicht durch aufwendige Laserkühlung, an. Zudem könnte der würfelförmige Raum, den die Atome einnehmen, weiter auf wenige Dutzend Mikrometer schrumpfen.
Die NIST-Forscher behaupten mit ihrem Ansatz einer optischen Uhr aus einem degenerierten Fermi-
Jan Oliver Löfken
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RK