11.10.2018

Auf der Suche nach dem idealen Speicher

Bau einer Forschungsanlage zur Entwicklung hoch­effi­zienter und kosten­günstiger Energie­speicher ver­einbart.

In einem nachhaltigen Energiesystem sind Energie­speicher für die Inte­gra­tion von erneuer­baren Energien von exis­ten­tieller Bedeu­tung. Bis­lang fehlen jedoch orts­unab­hängige und kosten­günstige Speicher im Kraft­werks­maß­stab. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raum­fahrt, die Uni­ver­sität Stutt­gart und das Karls­ruher Institut für Techno­logie beabsich­tigen den gemein­samen Bau der Forschungs­anlage NADINE – Natio­naler Demons­trator für Isen­trope Energie­speicher – an den Stand­orten Stutt­gart und Karls­ruhe, um kosten­günstige und nahezu verlust­frei arbei­tende Energie­speicher zu ent­wickeln. Für den Aufbau der Infra­struktur in Stutt­gart und Karls­ruhe haben die drei Forschungs­einrich­tungen am 8. Oktober ihre Zusammen­arbeit verein­bart. Ziel der Forschungs­arbeiten sind Energie­speicher, die große Mengen an elek­trischer Energie auf­nehmen und wieder abgeben können. Das Design der Forschungs­anlage wird im Rahmen eines acht­zehn­mona­tigen Projekts erarbeitet. Das Design­projekt wird vom Bundes­minis­terium für Wirt­schaft und Energie sowie vom Minis­terium für Wirt­schaft, Arbeit und Wohnungs­bau des Landes Baden-Württem­berg gefördert.

Abb.: Unterzeichnung der Vereinbarung zum Bau einer Test­anlage für hoch­effi­ziente und kosten­günstige Energie­speicher. V.l.n.r.: Prof. Andre Thess, Leiter DLR-Institut für tech­nische Thermo­dynamik, Prof. Wolfram Ressel, Rektor der Uni­ver­sität Stutt­gart, Prof. Pascale Ehren­freund, DLR-Vorstands­vor­sitzende, Prof. Oliver Kraft, KIT-Vize­präsident und Prof. Thomas Wetzel, Leiter KIT-Institut für thermische Ver­fahrens­technik. (Bild: DLR; CC-BY 3.0)

„Die Energiewende gehört zu den dringenden Herausforderungen unserer Gesell­schaft. Mit der Ent­wick­lung von Speichern arbeitet das DLR in der Energie­forschung an Lösungen für eines der Schlüssel­themen. Effi­ziente Speicher können eine zuver­lässige Energie­ver­sor­gung bei einem immer größer werden­den Anteil erneuer­barer Energien sichern. Über­dies können große Wärme­speicher dazu bei­tragen, die CO2-Emis­sionen von Kohle­kraft­werken durch Umbau zu Wärme­speicher­kraft­werken welt­weit zu redu­zieren“, sagte die DLR-Vorstands­vor­sitzende Prof. Pascale Ehren­freund. „Große gesell­schaft­liche Heraus­forde­rungen wie die Energie­wende lassen sich nur umsetzen, wenn man Kräfte bündelt und eng zusammen­arbeitet“, sagt Professor Oliver Kraft, Vize­präsi­dent für Forschung des KIT. „Ich freue mich deshalb sehr, dass wir bei NADINE unsere Exper­tise im Bereich der Flüssig­metall­techno­logien ein­bringen können. Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir die Ent­wick­lung der dringend benötigten Energie­speicher im Kraft­werks­maß­stab ent­schei­dend voran­treiben.“

Die Speicherung von elektrischer Energie im Gigawattstunden-Maßstab ist mit Pump­speicher­kraft­werken und Batterie­speichern prinzi­piell bereits heute möglich. Aller­dings können in Deutsch­land kaum weitere Pump­speicher­kraft­werke gebaut werden, Batterie­speicher in dieser Größen­ord­nung sind derzeit zu teuer und nicht lang­lebig genug. Das hinter NADINE stehende Konzept sieht vor, flexible und nahezu verlust­freie Energie­speicher zu ent­wickeln, isen­trope Speicher. Als isen­trop wird ein Prozess bezeichnet, der in einem abge­schlos­senen System statt­findet, bei dem es zu keinen Wärme- oder Materie­aus­tausch mit der Umge­bung kommt.

Im Zentrum der Forschungsaktivitäten stehen Carnot-Batterien. Hier wird Strom durch Hoch­tempe­ratur­wärme­pumpen in Wärme umge­wandelt, die Wärme preis­wert gespei­chert und bei Bedarf mittels eines Wärme­kraft­prozesses rück­ver­stromt. Mit ihrer Forschung wollen die an NADINE betei­ligten Wissen­schaftler lang­fristig demons­trieren, dass Carnot-Batterien Strom mit einem Wirkungs­grad bis zu siebzig Prozent speichern können. Wärme­pumpen- und Wärme­speicher­techno­logien können zudem dazu bei­tragen, Kohle­kraft­werke zu Wärme­speicher­kraft­werken umzu­bauen so wie es die Bundes­regierung im Koali­tions­vertrag als Beitrag zum Klima­schutz vor­ge­sehen hat.

„Die geplante Forschungsanlage NADINE wird eine ideale Grund­lage bieten, um orts­unab­hängige und preis­werte Speicher im Kraft­werks­maß­stab zu ent­wickeln", beschreibt Thess das Projekt. In den Laboren werden über eine „Wärme­platt­form“ Wärme­senken und Wärme­quellen bereit­ge­stellt, auf denen, ähn­lich wie in einem Wind­kanal, ein­zelne Kompo­nenten und auch kom­plette isen­trope Energie­systeme erforscht werden können. Dabei erproben die Forscher zum Beispiel, wie die unter­schied­lichen Speicher­ein­heiten aus­ge­legt sein müssen, welche Materi­alien geeignet sind und wie die ein­zelnen Kompo­nenten am besten zusammen­spielen. In Stutt­gart sind ein Nieder- und ein Hoch­tempe­ratur-Labor geplant, in Karls­ruhe ein Höchs­ttempe­ratur-Labor, in dem Flüssig­metalle bei Tempe­ra­turen bis über neun­hundert Grad Celsius erforscht werden können.

DLR / RK

Anbieter des Monats

Quantum Design GmbH

Quantum Design GmbH

Forschung lebt von Präzision. Seit über 40 Jahren steht Quantum Design für innovative Messtechnik auf höchstem Niveau – entwickelt in Kalifornien, betreut weltweit. Unsere Systeme sind der Goldstandard in der Materialcharakterisierung und ermöglichen tiefe Einblicke in die magnetischen, thermischen und optischen Eigenschaften von neuen Materialien.

Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

Meist gelesen

Themen