06.04.2018

Auf der Suche nach lebensfreundlichen Planeten

Weltraumteleskop CHEOPS bereit für Einbau in seine Satelliten­platt­form.

Die speziell angefertigte Transportkiste steht im Gebäude für exakte Wissen­schaften der Uni Bern bereit. In diesen Tagen wird das CHEOPS-Team das Welt­raum­tele­skop im Rein­raum in den Trans­port­con­tainer ver­laden, wo es gegen Schock, Feuchtig­keit und Ver­schmut­zung gesichert ist. Ein Last­wagen wird die kost­bare Fracht nach Madrid trans­por­tieren. Dort hat das Unter­nehmen „Airbus Defense and Space – Spain“ die Satel­liten­platt­form gebaut, die das Tele­skop tragen und dessen Betrieb im All ermög­lichen wird. In den kom­men­den Wochen wird das Instru­ment ein­ge­baut und der Satellit getestet.

Abb.: Das CHEOPS-Teleskop im Rein­raum der Uni­ver­sität Bern. (Bild: T. Beck, U. Bern)

CHEOPS soll Sterne in unserer kosmischen Nachbarschaft beob­achten, von denen man bereits weiß, dass sie von Exo­planeten um­kreist werden. Das Tele­skop misst die Hellig­keit der Sterne. Diese nimmt leicht ab, wenn ein Exo­planet vor seinem Stern vorbei­zieht. Aus der Hellig­keits­abnahme bei einem solchen Transit lässt sich die Größe des Exo­planeten bestimmen. „Das Instru­ment muss äußerst präzise messen. Das war die große Heraus­forde­rung bei der Kon­struk­tion“, sagt Willy Benz, Astro­physiker der Uni Bern und Haupt­ver­ant­wort­licher der CHEOPS-Mission, welche die Schweiz zusammen mit der ESA durch­führt. „Wir denken, dass wir die An­for­de­rungen er­füllen, sonst würden wir nicht fliegen“, sagt Chris­topher Broeg, Projekt-Manager der CHEOPS-Mission.

An der CHEOPS-Mission sind Institute aus elf europä­ischen Nationen beteiligt. Die Struktur wurde in der Schweiz ent­worfen und gefer­tigt, die Optik sowie Flug­soft­ware und weitere Teile werden von aus­län­dischen Partner­insti­tu­tionen bei­ge­steuert. An der Uni Bern wurden die ver­schie­denen Teile im Rein­raum zusammen­gebaut und das Tele­skop auf dem Schüttel­tisch Vibra­tionen aus­ge­setzt, wie es sie beim Start über­stehen muss. „Wir waren er­leich­tert, als der Spiegel samt Klebung den Vibra­tions­test heil über­standen hatte“, erinnert sich Broeg an eine beson­ders heikle Test­phase.

Zu schaffen machte dem Team der große Zeitdruck. CHEOPS ist die erste Mission der „S-Klasse“ der ESA. Sie muss inner­halb weniger Jahre reali­siert werden und darf die ESA nur fünfzig Milli­onen Euro kosten. Die Schweiz zahlt rund dreißig Milli­onen Euro, die rest­lichen Partner etwa zwanzig Milli­onen Euro. „Wir sind stolz, dass wir am Schluss das Budget ein­halten konnten. Das ist in solchen Pro­jekten nicht selbst­ver­ständ­lich“, sagt Benz. Um das Projekt nicht allzu sehr zu ver­zögern, mussten die Inge­ni­eure ver­schie­dene Arbeiten parallel aus­führen, anstatt die ur­sprüng­lich geplante Reihen­folge ein­zu­halten. So galt es, die Trag­struktur fest­zu­legen, noch bevor man wusste, wie der Spiegel genau montiert werden sollte. Das war beson­ders heikel, weil die Posi­tion von Haupt- und Sekundär­spiegel stabil bleiben muss, selbst wenn sich die Tempe­ratur in der Um­lauf­bahn ver­ändert. Die Tests zeigten schließ­lich, dass die Kon­struk­tion funktio­niert. „Wir sind sogar viel stabiler als gedacht“, freut sich Broeg.

In den letzten Wochen haben die Ingenieure das Instru­ment kali­briert und die Soft­ware getestet. Nach der Inte­gra­tion in Madrid wird der Satellit an mehreren Orten in Europa noch­mals ver­schie­dene Tests durch­laufen, bevor er zum ESA-Welt­raum­bahn­hof Kourou in Franzö­sisch-Guayana geschickt wird. In der zweiten Jahres­hälfte kehrt er noch ein letztes Mal in die Schweiz zurück, um bei der RUAG Space in Zürich einen weiteren Rüttel­test zu bestehen. Anfang 2019 soll CHEOPS start­bereit sein. Eine Sojus-Rakete wird ihn zusammen mit einem größeren italie­nischen Radar­satel­liten auf eine Erd­um­lauf­bahn in sieben­hundert Kilo­metern Höhe bringen. „Ich freue mich darauf, wenn CHEOPS im All ist und wir die ersten Daten erhalten werden“, sagt Benz.

U. Bern / RK

Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

Anbieter des Monats

SmarAct GmbH

SmarAct GmbH

Mit der Entwicklung und Produktion von marktführenden Lösungen im Bereich hochpräziser Positioniertechnik, Automatisierungslösungen und Metrologie begleitet die SmarAct Group ihre Kunden zuverlässig bei der Realisierung ihrer Ziele.

Meist gelesen

Photo
07.10.2025 • NachrichtPanorama

Makroskopisches Quantentunneln

John Clarke, Michel H. Devoret und John M. Martinis erhalten den Physik-Nobelpreis 2025 für die Entdeckung des makroskopischen quantenmechanischen Tunnelns und der Energiequantisierung in einem elektrischen Schaltkreis.

Photo
22.09.2025 • NachrichtPanorama

Phasenübergänge in Pastasaucen

Der Ig Nobel-Preis in der Kategorie Physik geht an ein Forschungsteam aus Italien, Spanien, Deutschland und Österreich für die Anleitung zu perfekter „Cacio e Pepe“-Pasta.

Themen