Andrea Alberti erhält den diesjährigen Rudolf-Kaiser-Preis, einen der wichtigsten deutschen Förderpreise für Nachwuchswissenschaftler im Bereich der Physik, der mit 35.000 Euro dotiert ist. Andrea Alberti wird für „seine richtungsweisenden Arbeiten zu zeitdiskreten Quanten-Walks“ ausgezeichnet, insbesondere für seine 2015 im Fachmagazin Physical Review X erschienene Arbeit zu „idealen negativen Messungen“, mit denen er nachgewiesen hat, dass sich „Cäsium-Atome nicht makrorealistisch“ verhalten.
Abb.: Andrea Alberti (Bild: Gallego)
Die Schlüsselarbeit von Andrea Alberti verallgemeinert die Idee des klassischen Galton-Bretts auf die Aufspaltung und anschließende Interferenz der Pfade von Quantenobjekten, hier von Pfaden eines Cäsium-Atoms. Er zeigt, dass allein der Versuch, ein Teilchen zu vermessen, ausreicht, dieses Teilchen zu beeinflussen. Dieses gilt selbst dann, wenn das Teilchen gar nicht detektiert wird. Diese Aussage erscheint uns nicht nur in der makroskopischen Welt völlig unlogisch. Sie widerspricht auch dem Makrorealismus, der Teilchen auch innerhalb der quantenmechanischen Welt bestimmte makroskopische Eigenschaften zuweist.
Die Preisjury des Rudolf-Kaiser-Preises würdigt damit eine Arbeit, die „mit ihrer konzeptuellen Klarheit fast schon Lehrbuchcharakter“ besitzt, allein eine einzige Interpretation zulässt und andere Theorien eindeutig falsifiziert.
Andrea Alberti wuchs in Ligurien auf, studierte Physik an der Universität Pisa und promovierte an der Universität Florenz zu Transportmechanismen in optischen Gittern. Von 2011 bis 2013 war er Fellow der Alexander von Humboldt-Stiftung. Er arbeitet und forscht derzeit als Senior Scientist am Institut für Angewandte Physik der Universität Bonn, und zwar unter der Leitung von Dieter Meschede, dem ersten Preisträger des Rudolf-Kaiser-Preises (1989).
Der Rudolf-Kaiser-Preis wird seit 1989 an deutsche Experimentalphysiker vergeben, die mehrere sehr gute Arbeiten publiziert haben, jedoch noch auf keinen Lehrstuhl berufen wurden. Nach Willen des Stifters werden insbesondere die herausragenden Arbeiten prämiert, die nicht „mit großen Maschinen“ in Großforschungsanlagen entstanden sind.
Stifterverband / DE