Ausgezeichnete Radioblasen
RAS-Group-Award für spektakuläre radioastronomische Beobachtungen.
Das MeerKAT-Team erhält den RAS-Group-Award der Royal Astronomical Sociey für das Jahr 2023 für spektakuläre radioastronomische Beobachtungen, deren Höhepunkt Karten des galaktischen Zentrums mit spektakulären Radioblasen darstellen, sowie der Unterstützung von Wissenschaft und Technologie in Afrika, auch im Vorgriff auf das zukünftige SKA-Observatorium. Das Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) und die Max-Planck-Gesellschaft sind am MeerKAT-Projekt beteiligt, durch die Bereitstellung von S-Band-Empfängern sowie durch das Erweiterungsprojekt, MeerKAT+ zur Verbesserung von Empfindlichkeit, räumlicher Auflösung und Bildqualität des Teleskops. Mit MeerKAT konnte unter Leitung von MPIfR-Forschern ein für lange Zeit vermisster Millisekunden-Pulsars in einem Kugelsternhaufen wiederentdeckt werden.
Neben vielen Beobachtungen enthüllten die MeerKAT-Bilder der Region des galaktischen Zentrums zum ersten Mal die erstaunlichen großflächigen Radioblasen um Sgr A* und den Beweis für einen gemeinsamen Ursprung dieser Blasen. MeerKAT verfolgte auch das Nachleuchten des ersten jemals beobachteten Neutronensternfusionsereignisses im Radiobereich, deckte gewaltige Auswürfe eines schwarzen Lochs von einigen Sonnenmassen auf und trug zur Entdeckung des ersten Nachleuchtens eines Gammastrahlenausbruchs bei, der mit bodengestützten Cherenkov-Teleskopen entdeckt worden war. Neben den umfangreichen wissenschaftlichen Ergebnissen hat MeerKAT ein intensives Programm zur Entwicklung des Humankapitals in Afrika unterstützt, die Technologie für das internationale SKA-Observatorium einem Stresstest unterzogen und die Ausbildung der nächsten Generation von Radioastronomen unterstützt.
Das Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn ist in zweifacher Hinsicht am MeerKAT-Projekt beteiligt. Es stellt eine Reihe von Empfängern im S-Band-Frequenzbereich für jeden der Parabolspiegel von MeerKAT zur Verfügung. Darüber hinaus wird das MeerKAT-Erweiterungsprojekt (MK+) eine erhebliche Verbesserung von MeerKAT bewirken. In der derzeitigen Konfiguration setzt sich MeerKAT aus 64 Radioantennen zusammen, die ein Teleskopnetzwerk mit einem virtuellen Durchmesser von bis zu acht Kilometern bilden. MK+ wird die Gesamtzahl der Parabolantennen auf 84 erhöhen und den maximalen Abstand zwischen den Antennen auf 17 Kilometern vergrößern, was eine Steigerung der Empfindlichkeit, der räumlichen Auflösung und der Bildqualität ermöglicht. Das Erweiterungsprojekt wird gemeinsam vom „South African Radio Astronomy Observatory“ (SARAO) und der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) in Deutschland finanziert.
„Die wissenschaftliche Perspektive mit Durchmusterungsprogrammen des Südhimmels im MeerKAT-Frequenzbereich wird einen bleibenden Wert darstellen und das Studium von transienten Quellen wie schnellen Radiostrahlungsausbrüchen oder Pulsaren, Kosmologie und großräumigen Strukturen, einzelnen Galaxien und auch Quellen innerhalb der Milchstraße ermöglichen“, sagt Michael Kramer, Direktor am MPIfR. Zudem hat ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Vishnu Balakrishnan vom MPIfR in Messier 30 (M30), einem Kugelsternhaufen im Sternbild Steinbock, einen für lange Zeit vermissten binären Millisekunden-Pulsar wiedergefunden. PSR J2140-2311B (oder M30B) ist ein Pulsar mit einer Pulsperiode von dreizehn Millisekunden, der ursprünglich im Jahr 2001 entdeckt wurde und sich laut Vorhersage in einer stark exzentrischen binären Umlaufbahn befindet. Dieser Pulsar konnte über lange Zeit nicht wiedergefunden werden, weshalb seine genauen Bahnparameter bis jetzt ein Rätsel geblieben waren.
Neue MeerKAT-Beobachtungen von M30 im Rahmen des TRAPUM-Projekts haben den Pulsar nun bestätigt. Die Beobachtungen ermöglichten die Bestimmung einer stark exzentrischen Umlaufbahn mit einer Periode von 6,2 Tagen. Die Gesamtmasse des Systems wurde auf etwa zweieinhalb Sonnenmassen geschätzt, was mit den leichtesten bekannten Doppel-Neutronensternsystemen übereinstimmt. „Der unentdeckte Begleiter in diesem System könnte entweder ein massereicher Weißer Zwerg oder ein Neutronenstern sein. M30B ist wahrscheinlich als Ergebnis einer sekundären Austauschbegegnung entstanden. Zukünftige Zeitreihenbeobachtungen werden uns den Nachweis zusätzlicher relativistischer Effekte ermöglichen, mit denen wir die Masse des Pulsars und seines Begleiters bestimmen können“, sagt Vishnu Balakrishnan.
MPIfR / JOL
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
V. Balakrishnan et al.: Missing for 20 yr: MeerKAT Redetects the Elusive Binary Pulsar M30B, Astrophys. J. 942, L35 (2023); DOI: 10.3847/2041-8213/acae99 - Radioastronomische Fundamentalphysik, Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn
- South African Radio Astronomy Observatory (SARAO), Klerefontain, Südafrika