13.01.2004

Bushs Marspläne

Die USA wollen trotz großer Hürden wieder zum Mond zurückkehren und von dort aus den Mars erkunden.

Bushs Marspläne

Washington (dpa) - US-Präsident George W. Bush hat das Ziel vorgegeben: Die USA wollen wieder zum Mond zurückkehren und von dort aus den Mars erkunden. Doch bevor der erste Amerikaner den Boden des Roten Planeten betritt, muss die NASA erst einmal ihr gesamtes Raumfahrtprogramm umkrempeln und noch eine ganze Reihe von Hindernissen überwinden. Am Mittwoch will Bush seinen angekündigten Langzeit-Plan verkünden.

Vor über 30 Jahren hatten die USA nach sechs erfolgreichen Mondlandungen alle weiteren Missionen gestrichen. Zum einen hatten die Amerikaner der Sowjetunion ihre Überlegenheit bewiesen. Zum anderen hatte die anfängliche Begeisterung der Öffentlichkeit nachgelassen und die Fragen nach dem Sinn weiterer Missionen hatten sich gemehrt.

Dieses Foto der über dem Mond aufgehenden Erde hat die Mannschaft von Apollo 8 im Dezember 1968 aufgenommen. Die Amerikaner waren insgesamt sechsmal auf dem Mond. (Quelle: NASA)

In den folgenden Jahrzehnten strukturierte die NASA ihr gesamtes Raumfahrtprogramm um und konzentrierte sich auf Missionen in der Erdumlaufbahn und auf die Erkundung unseres Sonnensystems mit kleineren Sonden. Die alte Technik zur Erkundung des Mondes geriet in Vergessenheit. Von den riesigen Saturn-V-Raketen, die die Apollokapseln ins All brachten, sollen nach amerikanischen Medienberichten inzwischen nicht einmal mehr die Baupläne existieren.

Um jetzt eine bemannte Mondbasis zu errichten, die als eine Art Rastplatz auf dem Weg zum Mars dienen soll, muss sich die NASA wieder neu besinnen. Gebraucht werden neue leistungsstarke Raketen, mit denen die Bauteile für die künftige Station zum Mond gebracht werden können. Dann muss der Bau eines Mini-Shuttles vorangetrieben werden, der als Nachfolger der Jahrzehnte alten Raumfähre gedacht ist. Auch dieses ursprünglich als Rettungsboot für die Raumstation ISS geplante Shuttle soll nach den bisherigen Plänen mit starken Raketen ins Orbit geschossen werden.

Eine Möglichkeit wäre hier nach Angaben der Zeitung «Houston Chronicle» die vom Militär genutzten Raketen Atlas V oder Delta IV so umzubauen, dass sie auch hierfür eingesetzt werden können. Weiter müsste die NASA vermutlich ein Art riesiges Mutterschiff konstruieren, mit dem Astronauten, Bauteile, Sauerstoff und Treibstoff zum drei Tage entfernten Mond gebracht werden können.

Der Physikprofessor Eugene Benton, der schon für die Apollo- Missionen Strahlendetektoren entwickelt hatte, sieht alleine hier eine gigantische Aufgabe. Er verweist auf die noch immer im Bau befindliche Raumstation ISS, die in «unmittelbarer Nähe» um unseren Planten kreist. Es habe Jahre gedauert, um die nötigen Bauteile ins All zu bringen. Eine Mondstation zu bauen, bedürfe wegen der großen Distanz viel mehr Aufwand.

Doch dies ist erst der Anfang. Schließlich soll der Mond diesmal ja nur als Startrampe für bemannte Mission zu dem viele Monate entfernten Mars dienen. Hier liegen die eigentlichen Herausforderungen für die NASA. Mit der bisherigen Technik könnte eine Reise zum Mars und zurück bis zu drei Jahre dauern. Und auf dem Flug zum Roten Planeten sind die Astronauten einer Strahlendosis ausgesetzt, die nicht zuletzt von der Länge der Reise abhängt.

NASA-Chef Sean O'Keefe hatte deshalb bereits seit längerem die Entwicklung eines neuen Antriebsystems angeregt, mit dem der Flug drastisch verkürzt werden könnte. Im Gespräch sind ein Ionenantrieb, der als extrem Energie sparend gilt und bereits in kleineren Sonden eingesetzt wird. Dabei wird Xenongas etwa mit Hilfe von Solarenergie ionisiert und als schwacher Antriebsstrahl ausgestoßen.

Eine andere Möglichkeit wäre ein Atomantrieb. Bereits vor einem Jahr hatte O'Keefe das Projekt «Prometheus» verkündet, dessen Ziel es ist, Allreisen mit neuen Atomantrieben radikal zu verkürzen. Mit einem Atomantrieb könnten Raumkapseln nach einigen Berechnungen den Mars in nur zwei Monaten erreichen, womit sich die Weltraumstrahlung für die Astronauten deutlich reduziert würde.

Ähnlich wie bei der Erkundung des Mondes war die NASA diesen Weg schon einmal gegangen. Bereits in den fünfziger und sechziger Jahren hatte die Raumfahrtbehörde Milliarden Dollar in die Entwicklung von Atomantrieben investiert, diese Pläne dann aber wegen technischer Probleme aufgegeben.

Thomas Müller, dpa

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