Computertomographie des Erzgebirges
Seismische 3D-Messungen liefern Karten für Geothermieprojekt.
Klüfte entlang von Verwerfungszonen in fünf bis sechs Kilometern Tiefe mit Temperaturen über 150 °C waren das Erkundungsziel der 3D-seismischen Messungen im kristallinen Untergrund des Erzgebirges, die Geophysiker vom Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) in Hannover durchgeführt haben. Die riesigen Datenmengen aus dem Feld lieferten nun erste Bilder. Die vollständige Datenbearbeitung wird aber noch den Rest des Jahres in Anspruch nehmen.
Abb.: 3D-Seismik macht Untergrund durchsichtig. Datenwürfel: 15 km tief, 12 km lang, 10 km breit. (Bild: LIAG)
Die Karten sollen Aufschluss darüber geben, ob die Tiefengeothermie ein Leistungsträger für Sachsen werden kann. Sie enthalten die Schlüssel-Information für eine mögliche Tiefbohrung, die für ein geothermisches Kraftwerk genutzt werden könnte. Eine solche Bohrung müsste fünf bis sechs Kilometer tief gehen und wäre im Erfolgsfall ein Novum, nicht nur für Deutschland.
Kristallin-Gesteine stellen für die Seismik eine besondere Herausforderung dar, weil sie sehr komplexe interne Strukturen aufweisen, die sich bislang einer deutlichen und zuverlässigen Abbildung entziehen. Die Wissenschaftler nutzen deshalb die moderne 3D-Seismik, um weitere Fortschritte zu erzielen. Mit dieser Methode ließen sich bereits in Bayern in mehr als drei Kilometern Tiefe große Erdwärme-Reservoire orten, die inzwischen in zahlreichen Anlagen für Wärme und Strom sorgen. Für das Erzgebirge war es nötig, neue, innovative und unkonventionelle Messmethoden sowohl im Feld wie auch bei der Datenbearbeitung anzuwenden. Dabei wurde die Vibroseis-Technik durch ein spezielles sprengseismisches Experiment ergänzt.
LIAG / AH